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Vom einsamen Wolf bis zur süßen Französin

11 Typen, die man in jedem Hostel trifft

Wer schon häufiger in Hostels genächtigt hat, wird feststellen: Auch hier trifft man überall auf der Erde auf Bekanntes: die immer gleichen Typen.
Wer schon häufiger in Hostels genächtigt hat, wird feststellen: Auch hier trifft man überall auf der Erde auf Bekanntes: die immer gleichen Typen. Foto: Getty Images
Nuno Alves
Chefredakteur

9. Juni 2015, 16:31 Uhr | Lesezeit: 10 Minuten

Etagenbetten, ein Gemeinschaftsraum voller zerfledderter Bücher und Zeitschriften in verschiedenen Sprachen, der junge Mann mit Dreitagebart an der Rezeption, das Gemeinschaftsklo am Ende des Gangs – Hostels haben ihren ganz eigenen Charme. Und so bunt das Publikum dort ist, letztlich sind es immer die gleichen Typen, die man dort trifft. Lesen Sie mal, welche das sind.

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Freuen Sie sich auf Reisen manchmal auch so sehr, wenn Sie, weit weg von zu Hause, in einem fernen Land, endlich mal was Bekanntes bekommen? Die immer gleich schmeckenden Fritten aus den üblichen Fast-Food-Restaurants, oder die Cola, der überall auf der Welt dasselbe (Geheim-)Rezept zugrunde liegt. Und wer schon häufiger in Hostels genächtigt hat, wird feststellen: Auch hier trifft man überall auf der Erde auf Bekanntes: die immer gleichen Typen. Und das sind sie:

Der einsame Wolf

Worte sind ihm sehr wichtig, nur eben nicht die gesprochenen. Im Hostel sitzt er, zwischen 18 und 25 Jahre jung, meist vertieft in Bücher, z. B. von Hermann Hesse („Der Steppenwolf“), oder seinem Notiz- oder Tagebuch im unteren Teil eines Etagenbetts, nachdenklich, über sich, seinen Platz in der Unbegreiflichkeit des Universums grübelnd, manchmal auch den langen Spaziergang des nächsten Tages planend, wobei ihm das Planen aber in Wahrheit zuwider ist. Er möchte sich schließlich treiben lassen, sich den nur oberflächlich zufällig wirkenden Zufällen hingeben und sein wahres Schicksal heraufbeschwören. Der einsame Wolf fällt nicht sonderlich auf, weder durch Klamotten noch durch Mitreisende, die er eher als störend empfindet. Denn die Inszenierung seiner Tiefgründigkeit würde ja massiven Schaden nehmen, wenn plötzlich sein Kumpel zu ihm sagt: „Ronny, hast du noch die Feuchttücher? Ich muss schnell noch mal aufs Klo, dann können wir endlich in die Dische und saufen. Jööööö!“

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Still in der Ecke sitzt der einsame Wolf, vertieft in sein Notizbuch. Foto: Getty Images

Die hippe Herden-Queen

Ganz anders als der einsame Wolf braucht die hippe Herden-Queen Menschen um sich, natürlich müssen die mindestens so hip sein wie sie selbst. Gut, manchmal ist da noch eine Sandkastenfreundin dabei, die sich, sagen wir mal, unvorteilhaft kleidet. Aber sonst stimmt der Style der häufig noch ziemlich kükenhaften Herde (16 – 20 Jahre). Aus der sticht sie hervor, weil ihre Haut etwas reiner, die Taille etwas schlanker und ihre Sprüche etwas lauter sind. Der Hostelbesuch ist bei ihr nicht in eine lange Reise eingebettet, sondern nur Teil eines Kurztrips, bei dem es vor allem um Party und Jungs geht, über die sie sich mit ihren Girls im Hostel dann tuschelnd-kichernd, wenn ein Typ in der Nähe ist, oder kreischend-quietschig austauscht. Nach zwei Nächten reist sie, mit Trolley statt Rucksack ausgestattet, samt Anhang ab. An der Rezeption erkennt man sie kaum wieder: Nach der wilden letzten Partynacht ist sie eher still und muffelig, ihr Gequietsche gleicht nun eher einem Krächzen, und ihre geschwollenen Augen sind von einer Brille umrahmt, die nicht unbedingt das Prädikat „stylisch“ verdient.

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Welche von diesen beiden die Herden-Queen ist, ist nicht ganz klar. Doch typisch ist: Sie ist nie allein. Foto: Getty Images

Der Sparfuchs

Pragmatisch ist das wohl zutreffendste Wort, wenn man den Sparfuchs beschreibt, der schon ab Mitte 20 aussieht, als wäre er um die 45. Fakt ist: Er wirkt fast immer etwas zu alt für einen Hostelbesucher. Das liegt unter anderem auch an dem ausgelatschten Schuhwerk und dem Fleeceteil seiner Goretex-Jacke, das er an frischen Abenden auf der Terrasse des Hostels anzieht. Zuweilen müffelt er auch („Deo ist teuer“). Im Hostel schläft er nicht etwa, weil ihm die Atmosphäre so gefällt oder er gern Menschen kennenlernt, sondern schlichtweg, weil er es nicht einsieht, 90 Euro für ein Hotelzimmer zu zahlen, wenn er umgerechnet schon für nur 20 Euro übernachten kann, in einem Stockbett. Dass seine Lebensabschnittsgefährtin in diesem Fall unten schlafen muss, nimmt er dem Portemonnaie in Kauf. „Wir haben ja den ganzen Tag zusammen, Schatz.“ Auffällig: Der Sparfuchs kauft sich Essen und Getränke nie im Hostel, es sei denn, das Frühstück ist inklusive, sondern hat immer seine angebrochenen Brottüten und Müsli-Packungen dabei.

Der AkustikGitarrengott

Wenn irgendwo in Ihrer Nähe „The House of the Rising Sun“ gezupft oder ein Nirvana-Song geschrubbelt wird, dann haben Sie sich entweder an ein Lagerfeuer einer Pfadfinder-Gruppe verirrt, oder Sie lauschen im Hostel dem Akustikgitarrengott. Er, oft noch Teenager, ist der heimliche Held seiner meist männlichen Reisegruppe, denn die weiß: Er lockt die Girls an. Seine Haare sind etwas zu lang, am Kopf, wo er häufig Hut, Mütze oder Tuch trägt, und im Gesicht, sofern der Bartwuchs bereits in der üppigeren Phase ist. Verträumt, etwas verwegen, keiner, der große Töne spuckt, außer eben, wenn er seine Klampfe aus dem Gitarrenkoffer mit den vielen Aufklebern packt und das Plektrum aus seinem Leinen-Geldbeutel – um dann den Weltenbummler-Soundtrack. Es soll aber auch vorkommen, dass die Gitarre einfach nur in der Ecke liegt und suggeriert: „Ich könnte wie Jimi Hendrix gleich richtig loslegen, aber eure Ohren sind es nicht wert…“

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Die Kopfbedeckung, hier eine Mütze, gehört zum Gitarre spielenden Weltenbummler fast immer dazu. Foto: Getty Images

Der ewige Teenager

Er hat, mit Mitte 40, längst das Geld, um in einem komfortablen Hotel zu schlafen, doch seit seiner Jugend, als er Europa im VW-Bus bereiste, campte oder im Schlafsack unter freiem Himmel schlief, hat er sich nie wirklich mit der Seriosität und Ordnung eines Hotels anfreunden können. Er hält sich für unkompliziert, junggeblieben, verständnisvoll, bescheiden – Tugenden, die er eben nicht mit einem Aufenthalt in einer Ü-4-Sterne-Unterkunft in Verbindung bringt. Wenn er die mehr als 20 Jahre jüngeren Reisenden im Hostel sieht, glaubt er, er sei einer von ihnen. Dass die ihn nur schräg angucken, wenn er beim Abendbier im Gemeinschaftsraum den Teenager-Girls von seinen wilden Kiffer-Abenteuern Ende der 80er erzählt, interessiert ihn nicht.

Der Kiffer

Er dreht seine Zigaretten selbst und fragt manchmal Reisende, die ihm offen genug erscheinen, verschmitzt lächelnd nach Papers – „die langen, wenn du welche hast“. Auch wenn er zuweilen versucht, aus seiner Leidenschaft ein Geheimnis zu machen, schafft er es nicht, den durchdringenden Duft des Krauts aus T-Shirt, Haar und Rucksack zu bekommen. Und dann sind da diese Momente, in denen er sich auf seinem Bett mit dem Rücken zu den anderen positioniert und aussieht, als würde er gerade einen Origami-Schwan basteln – um anschließend mit zwei anderen für 15 Minuten nach draußen zu verschwinden. Leichten Schläfern fällt tief in der Nacht irgendwann dann das Rascheln, Knabbern und Kauen auf, weil da ganz offensichtlich jemand noch mal richtig Appetit bekommen hat.

Der Survival-Backpacker

Ihn erkennt man an der peniblen Art, sich auf kleinstem Raum bestens einzurichten: Das Wichtigste ist in Griffnähe und verschwindet bei Nicht-Gebrauch schnell wieder im entsprechenden Rucksack-Fach. Die Haare militärisch kurz, die Klamotten dunkel, um jederzeit gut getarnt in die Nacht entschwinden zu können. Taschenlampe, Taschenmesser, Taschentücher, Kompass, Zelt, eigenes Geschirr, Müsliriegel für den schnellen Energiebedarf… Ins Hostel geht er nur, weil draußen ein Hurricane tobt oder es minus 60 Grad hat, was sein Super-Hardcore-Thermo-Schlafsack nicht aushalten würde. Dafür, dass er eigentlich nur unter freiem Himmel schlafen oder wild campen wollte, trifft man ihn dann doch recht oft im Hostel an. Aber das Überlebensprinzip wird dort einfach weitergeführt: Bei zu viel Licht kommt die Schlafmaske zum Einsatz, bei zu lauten Mehrbettzimmer-Genossen werden die Ohrstöpsel professionell mit zwei Handgriffen geknetet und in den Hörgang eingeführt. Er steht vor allen anderen auf, um das Gemeinschaftsbad zu nutzen, und könnte binnen 3 Minuten alles zusammenpacken und den Check-out erledigen. Bekanntschaften zu machen, ist ihm nicht so wichtig, denn die halten ihn nur auf.

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Der Partyhengst

Immer aufgedreht und aufgestylt, ist der Partyhengst, der Name sagt es schon, immer auf dem Sprung zur nächsten Feier. Das Hostel ist eben nur die Jumping Base in die Nacht. Hier gilt es aber, sich mit Alkopops und knarrenden „Uffza, uffza, uffza, uffza“-Elektro-Sounds aus dem Smartphone oder mobilen Subwoofer in Stimmung zu bringen. Wenn einer sagt: „Kannst du bitte leiser machen“, hört er’s nicht. Und wenn er’s zwischen einem „Uffza“ und dem anderen doch mitgekriegt hat, antwortet er: „Komm schon, man“ – oder eben „Come on“ – und bietet ein Alkopop zum spontan Mitfeiern an. Das Gute: Irgendwann verschwindet er dann endlich in die Nacht und schläft, nachdem er sich, sein Bett suchend, mehrfach den Kopf angeschlagen hat und irgendwann auch nochmals seinen Magen entrümpelt hat, friedlich bis 12 Uhr oder später durch.

Die Turteltäubchen

Wir sind verliebt, basta! Natürlich schön, aber manchmal auch zum Fremdschämen, wenn sich im Mehrbettzimmer zwei Menschen Anfang 20 und nach Konsums eines Günstig-Rotweins unter der Decke in eine Petting-Session manövrieren – im Glauben, keiner würde das Geschmatze und die beschleunigte Atmung hören. Oder wenn sie im Gemeinschaftsraum, wo einige das Fußballspiel gucken, sich wild küssend verkeilen. Aber was tun? Als Freunde auf Reise gegangen, wurden sie unterwegs zum Paar. Und das Budget erlaubt nun mal keinen Umzug ins Hotel. Sollen sie dann etwa im Café ihren Trieben nachgehen? Die Turteltäubchen gehören zu den nettesten Hostelgästen. Berauscht von Liebes- und Glückshormonen sind sie offen für neue Bekanntschaften, lachen viel und sorgen so bei nicht mehr ganz frischen Pärchen für so manche Diskussion („Du hast mich früher auch so zum Lachen gebracht…“)

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Verliebte kümmern sich nicht darum, wo sie ihre so frischen Gefühle ausleben. Das kann auch mal das Gemeinschaftszimmer des Hostels sein. Foto: Getty Images

Die süße Französin

Anfang 20, Soziologie-Studentin, mit einem so süßen Französisch-Akzent „Good Morning“ sagend, strahlt sie stets alle Gäste an. Unbekümmert erkundet sie die Welt, und gerade männliche Reisende fühlen sich bei ihrem Anblick an den Film „Before Sunrise“ mit Julie Delpy und Ethan Hawke erinnert und träumen davon, sofort mit ihr durchzubrennen. Dabei hat sie längst ihre große Liebe gefunden. Doch ihr und ihm war wichtig, dass beide auch mal allein reisen können, ganz ohne den Zwang der ständigen Zweisamkeit. Und wenn sie dann mit ihrem kleinen Rucksäckchen ihre Tagestour antritt, sieht sie aus, als wäre sie gegangen, um den ganzen Ort verrückt zu machen – mit ihrem zwanglosen Lächeln.

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Die süße Französin bringt die Hostel-Männer zum Träumen – doch meistens ist sie längst vergeben, und die Jungs haben ohnehin kaum den Mut, sie anzusprechen. Foto: Getty Images
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Der Dauerbewohner

Ja, auch das gibt’s: Hostelgäste, die zunächst nur ein paar Tage bleiben wollten und bei denen das Provisorium („ich such‘ hier zurzeit noch nach einem WG-Zimmer“) irgendwie – das Ersparte reicht noch, die Mieten in der Stadt sind überteuert – zum Dauerzustand geworden ist. Man erkennt sie sofort, an der Art, wie sie sich im Hostel eingerichtet haben (Fotos an der Wand) und in der Hostelküche sofort alles finden. Sie sind, neben den Hostel-Mitarbeitern, diejenigen, an die sich Reisende wenden sollten, wenn sie Fragen zur Unterkunft oder dem Ort haben. Manche sind auch Jahre später noch im Hostel anzutreffen: als Mitarbeiter. Ein WG-Zimmer haben sie dann aber längst gefunden.

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