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Samih Sawiris eröffnete in Andermatt das Hotel „Chedi“

Milliardär baut Alpendorf zum Luxusresort um

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Nuno Alves
Chefredakteur

30. September 2014, 17:49 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Lange trainierte hier im Urserntal die Armee, nun baut der ägyptische Milliardär Samih Sawiris das verschlafene Andermatt zum Luxusresort um. Der „Rockefeller vom Nil“, wie die Leute im Dorf ihn nennen, will Andermatt auf „eine neue touristische Stufe heben “ – auf eine mit St. Moritz, Davos oder Gstaad. Das erste Hotel, das „Chedi Andermatt“, hat bereits eröffnet.

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Andermatt? Das war bisher der Ort in der Schweiz, an dem die Party NICHT war: keine VIPs, keine Luxusboutiquen, kein Halligalli. Stattdessen: ein zauberhaftes Dorf, gestrig im besten Sinn, altmodische Lifte, ein Gebiet für Skicracks und Freerider, die eher steile Pulverschneehänge als perfekt präparierte Pisten brauchen. Bisher gehörten im Winter die Hänge oben am Unghürstöckli nur der roten Gotthardbahn, den Gämsen und Schneehühnern.

Doch jetzt hat hier im Ort das Hotel „Chedi Andermatt“ eröffnet, fünf Sterne plus, gefühlt sechs – das teuerste der Alpen. „Yodelay! Hee hoo!“ frohlockte schon vorher der Tatler aus London, und die Sunday Times versprach: „Das wird ziemlich schick.“ Zwischen 493 und 1797 Euro kostet eine Nacht im neuen Tempel des Wohlgefühls, und zwischen Weihnachten und Silvester sogar ab fast 1000 Euro aufwärts.

Erst Gebirgsjäger, dann glamour

Lange hat Andermatt gut von der Armee gelebt, bis Ende der Neunziger füllte das Militär Gasthäuser, Hotels, Geschäfte. Dann zog es ab, bis auf 160 Gebirgsjäger, die noch hier trainieren, und ließ ein ratloses Dorf zurück, ein sehr schönes, keine Frage. Viele Gasthäuser verharren aber noch auf dem Stand der Siebziger. Lange war der Mangel des Dorfes auch zugleich sein Charme, sagen manche.

Nun also zieht der Glamour nach Andermatt. Dafür hat im „Chedi“ der belgische Stararchitekt Jean-Michel Gathy gesorgt, der schon ein Armanihotel und One & Only-Resorts gestaltet hat. Hip, modern, asiatisch elegant und alpin mondän wirkt das „Chedi Andermatt“, das erste Haus der Luxushotelkette GHM aus Singapur in Europa. Doch: „Jeder Andermatter kann in die Bar, ins Restaurant kommen, vom Bahnhof aus, ohne durch das Hotel zu müssen“, betont Franziska Scherer, die Eventkoordinatorin des „Chedi“, „wir wollen hier kein Fremdkörper sein.“

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1,3 Milliarden sollen investiert werden

Mitten im Dorf steht es deshalb, das Vorzeigestück und Herz von „Andermatt Swiss Alps“, des Luxusresorts des ägyptischen Milliardärs Samih Sawiris, der schon die moderne Wüstenstadt El Gouna in Ägypten aus dem Nichts gestampft hat, perfekt Deutsch spricht, ein koptischer Christ ist und – ein glänzender Redner. Erstaunlich ist das schon: Der Sohn einer der reichsten Familien Kairos leistet seit acht Jahren touristische Entwicklungshilfe in der Schweiz – ausgerechnet, hier in der Heimat der Hotellerie, dem Land mit den besten, teuersten Hotelfachschulen der Welt. Wie kam das?

2005 flog er im Hubschrauber bei Wintersonne über das weiße Tal und sah sofort: ein Juwel, wie zugeschnitten für ein Luxusresort, fast unbebaut, von Bergen umschlossen, am Fuße des Gotthards. Warum hat das noch keiner gemacht?  Vor allem, weil es dazu „einen langen Schnauf braucht“, wie Hoteldirektor Alain Bachmann sagt  – und ein wenig Geld.

300 Millionen Euro sind schon geflossen in den Bau des Resorts. 1,3 Milliarden sollen es am Ende sein: für sechs Hotels (Vier- und Fünf-Sterne-Häuser) mit 850 Zimmern, 500 Apartments, 25 Villen, Golfplatz, Parkhaus, Schwimmbad, ein Sport-, Freizeit- und Kongresszentrum auf 1,4 Millionen Quadratmetern. Bescheiden geht anders. Hilft aber nicht, wenn man wie Sawiris, den die Bergler den „Rockefeller vom Nil“ nennen, das Dorf auf „eine neue touristische Stufe heben will“ – auf eine mit St. Moritz, Davos oder Gstaad.

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Ski-Butler in Strickwesten

Das Ansehen eines High-Society-Ortes hatte Andermatt einmal. Bis zum Bau der Gotthardbahn 1882 musste durch die Gemeinde, an dem einst Lungenkranke kurten und der russische Hochadel abstieg, jeder, der über den Gotthard wollte. Wo das „Chedi“ nun öffnet, stand 1872 die Nobelherberge „Bellevue“ – mit einem Eisplatz, den Sawiris im Innenhof im nächsten Jahr wieder aufbauen will. Alte Fotos zeigen Frauen vor dem „Bellevue“ mit langen Röcken und Fellmützen auf Schlittschuhen.

Daran erinnert heute nichts mehr – außer den Ski-Butlern in Strickwesten vielleicht, die den Gästen im „Living Room“ in gewärmte Skischuhe helfen, Ski besorgen und sie zur Piste bringen sollen. Der belgische Designer setzt eher auf Glas und Granit. Ins Restaurant stellt er große schwarze Vasen mit roten Blumen, Holztische unter moderne Lüster und in die Mitte eine begehbare Vitrine mit Weinen aus aller Welt und Alpkäse aus dem Tal.

Themen Alpen Europa Schweiz
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