17. Dezember 2022, 8:13 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
In einem Vergnügungspark im japanischen Nagasaki steht eines der wohl ungewöhnlichsten Gasthäuser der Welt. Denn im Henn-Na Hotel arbeiten vorwiegend Roboter. Doch 2015 mit großem Pomp eröffnet, gab es mit den Maschinen von Anfang an Probleme. Das führte vor einigen Jahren sogar zu einer aufsehenerregenden „Kündigungswelle“.
Wir wagen an dieser Stelle einmal zu behaupten, dass wohl kaum jemand gerne in einem Etablissement übernachten würde, dass übersetzt den Namen „Merkwürdiges Gasthaus“ trägt. Genau das aber bedeutet der Titel des 2015 im japanischen Nagasaki eröffneten Henn-Na Hotel. Und nicht wenige würden diesen Ort vermutlich tatsächlich merkwürdig finden. Um nicht zu sagen gruselig. Denn hier arbeiten vorwiegend Roboter.
Das Henn-Na Hotel ist Teil des Vergnügungsparks Huis ten Bosch, und somit vor allem für dessen Gäste gedacht. Und wo in anderen Gasthäusern Menschen fast alle Aufgaben übernehmen, verrichten hier teilweise unheimlich realistisch aussehende Roboter ihren Dienst. Sie begrüßen laut dem Nachrichtenportal „CBS“ Gäste an der Rezeption, nehmen deren Gepäck entgegen und bringen es auf die jeweiligen Zimmer. Zudem stand zumindest in der Vergangenheit jedem Besucher ein persönlicher Roboter-Butler namens Churi-chan zur Verfügung. Dieser konnte zum Beispiel Weckdienste übernehmen, die Belichtung im Raum kontrollieren oder Auskünfte über das Wetter geben.
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Von Anfang an machten die Maschinen Probleme
Doch warum setzte das Henna-Hotel fast ausschließlich auf die Roboter-Arbeitskräfte? Auf dem Höhepunkt beschäftigte man immerhin gut 240 der Maschinen für ein Haus mit 72 Zimmern. Nun, die Betreiber spekulierten darauf, dadurch ihre Betriebskosten senken zu können – bei der Eröffnung 2015 nahm man noch an, die Einsparungen könnten bei bis zu 70 Prozent liegen. Diese Erleichterungen sollten in Form von günstigen Übernachtungspreisen an die Gäste weiter gegeben werden. Roboter gehören in Japan bereits heute zum Alltagsleben, „arbeiten“ in Krankenhäusern, Altersheimen, Geschäften und sogar in einem berühmten Roboter-Restaurant in Tokio.
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Im Fall des Henna-Na Hotel lief es jedoch mit den androiden Arbeitskräften von Anfang alles andere als rund. So kamen laut der Branchen-Seite „Hotel Management“ immer wieder Klagen von Gästen über die Roboter. Demnach konnten jene an der Rezeption – zwei davon waren Dinosaurier, die vor allem junge Gäste begeistern sollten – die einfachsten Fragen nicht beantworten. Die Software des armen Zimmerbutlers Churi-chan war jener von Amazons Alexa oder auch dem Google Assistant in Sachen Kompetenz hoffnungslos unterlegen. Zudem gab es immer wieder Klagen von Gästen, die sich beschwerten, der Helfer habe sie nachts aufgeweckt. Die Maschine hatte schlicht Schnarchgeräusche für Anfragen gehalten.
Skurrile Massen-Entlassung
Im Allgemeinen, so ergaben auch Umfragen, waren die Roboter-Arbeitskräfte immer noch einem Großteil der Gäste unheimlich. Zudem, so die Feststellung, verursachten sie irgendwann mehr Arbeit, als sie ihren menschlichen Kollegen eigentlich abnehmen sollten. Darüber hinaus gingen sie auch oft kaputt, mussten dann von Menschenhand repariert werden. Auch mussten die wenigen menschlichen Mitarbeiter immer wieder einspringen, wenn Gäste Probleme mit den Robotern hatten. Und gab es noch 2018 große Pläne, zu den Olympischen Spielen in Tokio landesweit acht weitere Filialen des Henn-Na Hotel mit Robotern als Angestellten zu errichten, folgte 2019 eine radikale Kehrtwende.
Beziehungsweise die wohl medienwirksamste Entlassungswelle aller Zeiten. Das Gasthaus sah sich nämlich wegen steigender Kosten gezwungen, etwa die Hälfte ihrer maschinellen Arbeitskräfte zu „feuern“. Stattdessen setzt man seitdem wieder vermehrt auf menschliche Arbeitskräfte, beziehungsweise eine möglichst effektive Synergie beider „Welten“. Inzwischen gibt es laut offizieller Seite der Henn-Na Hotel-Kette landesweit 16 weitere Filialen. Nur in dem Hotel in Nagasaki aber arbeiten überwiegend Roboter. Zudem steht das Haus damit als erstes Hotel mit robotischen Arbeitskräften im Guinnessbuch der Rekorde.
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Geteilte Meinungen
Auf dem Portal Tripadvisor sind die Meinungen zum Henn-Na Hotel in Nagasaki durchaus geteilt. „Ich finde es überteuert, die Roboter haben nicht richtig funktioniert“, beschwert sich einer. Ein anderer dagegen meint: „Wir lieben das Roboter-Thema und wie das Hotel die Maschinen zum Einsatz bringt. Die Kinder waren begeistert vom Check-In-Dinosaurier.“ Ein Dritter sagt, in Anlehnung an eine Zeile aus einem Song der Band Queen, einfach nur: „Domo arigato, Mr. Roboto“ – vielen Dank, Herr Roboter. Wer jetzt neugierig geworden ist: Auf der Hotel-Webseite kann man ein Einzelzimmer im weltweit ersten Robo-Hotel bereits ab etwa 65 Euro buchen.