15. April 2014, 12:12 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Ein Pool, der im Nichts zu enden scheint: Die Bilder vom Hoteldach des Marina Bay Sands in Singapur sind spektakulär. Nur: Wie kommt man dorthin – und ist hinterm Pool wirklich direkt der Abgrund? TRAVELBOOK-Autor Torsten Johannknecht hat es ausprobiert – und im Pool der Superlative gebadet.
Was für ein Kracher! Das gibt’s doch gar nicht! Der Hammer! Seit es 2010 diesen einen Pool gibt, hat er mich fasziniert. Immer, wenn ich Bilder von ihm gesehen habe, war mir eins klar: Da musst du hin!
Seit 2010 gibt es den weltberühmten Infinity-Pool in Singapur. Auf einem Hotel. Oben drauf. Ja, OBEN DRAUF. 146 Meter breit, in mehr als 190 Metern Höhe. Und dann dieser endlose Blick, über den Rand des Wassers hinaus, über die Stadt. Das hat mich nicht losgelassen. Vor allen Dingen MUSSTE ich wissen, wohin das Wasser am Ende des Pools fällt. Ich MUSSTE in diesen Pool. Doch das ist gar nicht so leicht.
Zum einen: Singapur. Das ist verdammt weit weg. Aber das viel größere Problem: Man muss in dem Hotel übernachten, um in den Pool zu kommen. Verdammt, wer hat sich das denn ausgedacht? Denn das Schwimmbeckchen ist für Besucher nicht geöffnet. Und das Hotel ist nicht irgendeins. Es gehört zu den besten der Welt. Das Marina Bay Sands hat fünf Sterne. Heißt: Es ist teuer! Richtig teuer! Die dazugehörige Einkaufsmeile im Keller des Gebäudes besteht fast nur aus reinsten Luxus-Geschäften. Louis Vuitton, Versace, Hermès, Chanel – dazwischen reiht sich hin und wieder auch mal ein Sterne-Restaurant.
Also hieß es für mich: sparen, sparen, sparen. Jetzt endlich war es so weit, für meine Frau und mich. Wir haben uns zwei Nächte in dem Luxus-Bunker gegönnt. Das reinste Abenteuer! Ich habe noch nie in so einem Edel-Schuppen übernachtet. Und alles nur, um zu erfahren, wo der Infinity-Pool endet. Der Aufenthalt in Singapur, die letzte Etappe unserer Asien-Reise. Vorher waren wir knapp zwei Wochen in Thailand, erkundeten Bangkok und ein paar Inseln. Alles schön und gut. Aber unser Fokus galt nur einer Sache: dem Endlos-Pool. Die letzte Nacht vor unserem Abflug nach Singapur schliefen wir auf unseren Backpacker-Rucksäcken am Flughafen von Bangkok. Na ja, wirklich viel Schlaf haben wir nicht bekommen. Um 5 Uhr ging unser Flieger.
Ungeduscht und komplett müde schlichen wir also vormittags in Singapur in diesen Fünf-Sterne-Palast. Die anderen Gäste hatten irgendwie keine Rucksäcke dabei, trugen Taschen von Gucci und Prada. Und irgendwie sahen die Jungs alle erholter aus. Dann der nächste Gau: Meine Kreditkarte hatte plötzlich nicht mehr genug Kohle, um die reservierten Zimmer zu bezahlen. Unangenehm? Kaum. Unser Edel-Auftritt war perfekt. Wir schoben also einen Packen Bargeld über den Tresen. Extrem souveränes Auftreten von uns. Oh man…
Aber: Das Personal war extrem professionell. Jenny, die uns die Zimmer zuwies, lächelte immer freundlich. Unser peinliches Auftreten überspielte sie, als erlebe sie jeden Tag Backpacker im Luxus-Hotel, deren Kreditkarte platt ist. Dann aber war es endlich so weit: Ab aufs Zimmer, Rücksäcke in die Ecke geknallt, Badehose an und ab in den Fahrstuhl. 57. Stock. Der Herzschlag erhöhte sich mit jeder Etage.
Plötzlich war er einfach da. Dieser Infinity-Pool! Gänsehaut. Der Pool aller Pools. Der Postkarten-Ausblick auf die Skyline von Singapur. Okay, genug Romantik. Vorbei an all den megareichen Russen und Asiaten, ab ins Wasser. Die große Frage: Wo zum Neptun endet dieses Schwimmbecken wirklich?
Am Ende des Pools: Eine Wasser-Auffang-Rinne. Dahinter noch eine kleine Gangway für Mitarbeiter. Also keine Chance, in die Tiefe zu stürzen.
Zwei Nächte, ohne Frühstück, Zimmer mit City-Blick: 780 Euro. Bier im Plastikglas am Pool: 6 Euro. Schwimmen mit Mega-Ausblick im Infinity-Pool: Unbezahlbar!