8. Februar 2023, 13:27 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Sie können sich nicht entscheiden, ob Sie nach Frankreich oder in die Schweiz reisen wollen? Dann empfiehlt sich womöglich ein Kompromiss – und zur Übernachtung das Hotel Arbez Franco-Suisse. Es liegt genau auf der Grenze zwischen Frankreich und der Schweiz, Gäste können dort also gleichzeitig in zwei Ländern schlafen. Und die geografische Lage des Hotels bringt noch einige weitere Kuriositäten mit sich.
Das Hotel Arbez Franco-Suisse (manchmal nur „Hotel Arbez“ oder „Hotel Franco Suisse“) steht in La Cure, einem Stadtviertel im französischen La Rousse, und durch dieses verläuft die Grenze zur Schweiz. Deshalb verfügt das Hotel über mehrere binationale Zimmer, also solche, die in zwei Ländern liegen. Gäste, die in einem solchen unterkommen, können somit gleichzeitig sowohl in Frankreich als auch in der Schweiz schlafen.
Wie das Hotel auf Grenze entstand
Hintergrund dieser Besonderheit ist der Vertrag von Dappes aus dem Jahr 1862, der einen langjährigen Gebietsstreit zwischen Frankreich und der Schweiz beilegte. Mit dem Abkommen wurde der südliche Teil von La Cure, das bis zu diesem Zeitpunkt rein französisches Gebiet gewesen war, der Schweiz zugesprochen. Frankreich gehörte dafür im Gegenzug fortan das Dappental (Val de Dappes). Folglich verlief die aktualisierte Landesgrenze mitten durch den Ort, was einen ansässigen Unternehmer auf die Idee gebracht haben soll, vom grenzüberschreitenden Handel zu profitieren, wie das „Schweizer Radio und Fernsehen“ (SRF) schreibt. Er ließ an dieser taktisch günstigen Stelle ein dreistöckiges Gebäude erbauen und unterhielt darin bald im Schweizer Flügel ein Lebensmittelgeschäft und im französischen Teil eine Bar. 1921 kaufte es ihm Jules-Jean Arbez ab und eröffnete darin das nach seiner Familie benannte Hotel.
Heute für seine besondere Lage berühmt
Mit seiner ungewöhnlichen Eigenschaft hat das Hotel einige Berühmtheit erlangt. Es ist unter anderem dafür in die Geschichte eingegangen, dass während des Zweiten Weltkriegs Max Arbez, Sohn des Hotelgründers, Juden bei der Flucht in die Schweiz durch sein Hotel geholfen hat. Er wurde dafür mit verschiedenen Auszeichnungen geehrt, unter anderem als „Gerechter unter den Völkern“ durch die israelische Gedenkstätte Yad Vashem. Weiterhin seien im Speisesaal des Hotels Vorverhandlungen für die Verträge von Évian geführt worden, die 1962 den Algerienkrieg beenden sollten. Dies erklärt Alexandre Peyron, der das Hotel Arbez Franco-Suisse in vierter Generation gemeinsam mit seiner Schwester führt, im Interview mit dem „SRF“.
Dass Landesgrenzen auch im politischen Kontext von Bedeutung sein können, hat sich in den vergangenen Jahren auch auf andere, mitunter kuriose, Weise dargestellt.
Im selben Hotel galten verschiedene Corona-Regeln
Peyron und sein Team – und so natürlich auch die Gäste des Hotels Arbez Franco-Suisse – sahen sich etwa mit unterschiedlichen Corona-Regeln konfrontiert. Denn Frankreich und die Schweiz hatten jeweils andere Maßnahmen ergriffen, um die Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen. Ziemlich unpraktisch, denn die Grenze zwischen den beiden Ländern verläuft neben einigen Zimmern auch durch den Flur des Hotels, den Speisesaal und die Küche.
Einer der Eingänge liegt auf der Schweizer, der andere auf der französischen Seite. Zur Hochzeit der Pandemie galten in der Schweiz weniger Einschränkungen, was das Verlassen des Hotels über den dortigen Eingang etwas weniger kompliziert machte. Auf der französischen Seite dagegen haben selbst Personen mit der doppelten Staatsbürgerschaft das Hotel nur gegen Vorlage einer Selbstdeklaration verlassen dürfen. Dabei sei es im Normalfall genau umgekehrt, sprich der Zugang über die französische Seite einfacher. Denn der Haupteingang liegt sehr nah am Grenzübergang, an dem die Schweiz strikte Kontrollen durchführt.
Witziges Gimmick – doch die Gäste kommen nicht nur deshalb
Natürlich kämen viele Gäste aufgrund des Gimmicks, dass sie selbst etwa mit einer Körperhälfte in der Schweiz und mit der anderen in Frankreich schlafen können, bzw. im selben Doppelbett mit dem Partner und gleichzeitig in zwei Ländern, so Peyron. Entsprechend bemerken einige Besucher des Hotel Arbez Franco-Suisse diese Besonderheit (die „einmalige“ Lage) in den Rezensionen von Buchungs-Websites.
Doch noch öfter werden der umsorgende Service, die Freundlichkeit der Mitarbeiter und die „wunderbare Küche“ kommentiert. Auch die Zimmer im Chalet-Stil, in denen sich französische und schweizerische Charakteristiken treffen, kommen gut an.
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Ausstattung des Hotels, weitere Besonderheiten und Preise
Das Hotel erstreckt sich heute über mehrere Gebäudeteile, denn im Laufe der Jahre wurde angebaut. Es verfügt über zwei Restaurants – eines davon, eine Brasserie samt Bar, befindet sich auf französischem Boden. Eine Nacht im Hotel Arbez Franco-Suisse kostet je nach Zimmerkategorie zwischen circa 110 und 180 Euro. Achten Sie bei der Buchung darauf, ob es sich bei Ihrer Auswahl um ein binationales Zimmer handelt, sollten Sie daran interessiert sein. Denn dies trifft nicht auf alle der insgesamt 16 Zimmer zu.