30. November 2016, 10:45 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Mit dem „Prora Solitaire“ hat das erste Hotel in Prora geöffnet – in jenen Rohbauten, die einst von den Nazis für eine „Kraft durch Freude“-Ferienanlage entstanden. Der Spa-Bereich des neuen Luxushotels ist noch gar nicht fertig, dennoch haben bereits die Gäste eingecheckt. TRAVELBOOK zeigt neue Fotos.
Der „Koloss von Prora“ auf der Ostseeinsel Rügen gehört ohne Zweifel zu den bizarrsten Baustellen der Welt. Vor 80 Jahren begannen die Nazis mit dem Bau, ihr Ziel: ein gigantischer Ferienkomplex für 20.000 Menschen. Doch die „KdF“-Anlage wurde nie fertig, die vier Kilometer lange Rohbau-Ruine verfiel, wurde teils um- oder ausgebaut, gesprengt, verkauft. Vor einigen Jahren wurde eine Jugendherberge darin eröffnet – und dann ein neues großes Projekt begonnen: ein Hotel mit Luxus-Ferienwohnungen, das Prora Solitaire Hotel.
Trotz Baustellen Beliebt
Der riesige Spa-Bereich des Apartmenthotels soll zu Silvester fertig sein, verrät ein Sprecher TRAVELBOOK. Im neuen Jahr, spätestens zur neuen Saison, werden die Gäste dann auch den Indoorpool nutzen können, dazu drei Außenschwimmbecken, von denen einer beheizt sein wird.
Doch schon jetzt herrscht reges Treiben in den einst grauen Mauern, die nun in strahlendem Sandstein-Weiß leuchten. „Wir hatten 95 Prozent Auslastung des Hotelbetriebs über die Sommermonate, und das trotz Baustellen“, freut sich Ulrich Busch, Begründer des Projektes.
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So sehen die Apartments aus
Erst seit Anfang Oktober sind das neue Restaurant und die Bar im Prora Solitaire Hotel eröffnet – alles ist noch nigelnagelneu. In der schicken Lobby checken munter die Gäste ein. Das Konzept: Die Urlauber residieren in luxuriösen Apartments und Suiten, die zwischen 30 und 120 Quadratmeter groß sind, vom Einzimmerstudio bis zur 4-Zimmer-Wohnung.
Sie sind komplett mit Küche ausgestattet, können aber im Hotelbetrieb auch tageweise gebucht werden, wahlweise mit Frühstück im nun eröffneten Restaurant. Zurzeit sind 100 der Hotelapartments schon fertig, so der Sprecher zu TRAVELBOOK, weitere sind noch im Ausbau.
Trotz Baustelle schwärmen die Gäste
Dass der Hotelbetrieb schon vor Ende der Bauarbeiten begonnen hat, sorgte auch für einige kritische Bemerkungen von Gästen: „Schade war auch, dass Prora Solitaire noch im Bau steckt und somit die Fenster durch den feinen Baustaub ziemlich verdreckt waren und man dadurch den Ausblick nicht richtig genießen konnte“, schreibt etwa eine Urlauberin auf „Booking.com“. Dennoch gab sie dem Hotel insgesamt eine sehr gute Bewertung, wie die meisten anderen auf dem Buchungsportal.
Gäste loben vor allem die „top ausgestatteten“ und „geräumigen“ Apartments und die zweifellos fantastische Lage „nur einen Katzensprung“ vom wirklich traumhaften Strand, der schon vor 80 Jahren den Nazi-Architekten Clemens Klotz zum Bau von Prora inspirierte. „Wir fanden es super, dass man am wunderschönen Sandstrand bis nach Binz laufen konnte“, schreibt dieselbe Urlauberin, die sich an den Bauarbeiten störte. „Sehr gut, ab Herbst 2016 wird es noch besser mit Spa-Bereich etc.“, so das Fazit eines anderen Hotelgastes.
Café und Bimmelbahn
Neben den fertigen Hotelapartments ist inzwischen auch eine Infrastruktur entstanden, erklärt der Sprecher des Hotels, das im Block II der historischen Anlage angesiedelt ist: „So ist die Promenade von Binz inzwischen durchgängig bis Prora weitergeführt.“ Gäste können in rund 40 Minuten nach Binz laufen oder mit dem Fahrrad fahren, und: „Die Bimmelbahn hält auch vor dem Hotel Prora Solitaire.“
Im Block II erwarte die Hotelgäste inzwischen eine Pizzeria, eine Bäckerei, ein Fischbrötchen-Bistro, das Café Strandläufer und seit Oktober auch eine Modeboutique, wirbt der Hotelsprecher weiter, und verspricht: „Im Sommer 2017 wird die Anlage in Block II mit allen Außenanlagen komplett fertig sein.“
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Dann ist die frühere Ruine bereit für die nächste Herausforderung: Proras offizielle Anerkennung als Seebad. Das war schon von Beginn an das Ziel, als die Nazis die Riesenimmobilie als „KdF-Seebad der 20.000“ planten.
In der Beantragung des Seebad-Titels sieht der Bürgermeister der Gemeinde Binz, Karsten Schneider, dennoch keine Parallelen zur NS-Geschichte, wie er der Deutschen Presse-Agentur erklärte. (mgr)