24. Oktober 2014, 10:28 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
In der VOX-Show „Die Höhle der Löwen“ haben sich zwei Berliner die finanzielle Unterstützung erfolgreicher Investoren für ihr Reiseprojekt erhofft. Die Idee: eine organisierte Fahrradreise, die in zwei Wochen über 13 Etappen durch vier Länder führt, mit Übernachtungsstopps in kleinen, modernen Würfelhütten, die über die Strecke verteilt sind – und zusammengenommen „das längste Hotel der Welt“ bilden. Ab November kann man es buchen.
Neun Wochen lang konnte man jeden Dienstagabend auf dem TV-Sender VOX mit den mutigen Gründern mitfiebern, die sich in „Die Höhle der Löwen“ wagten und auf eine Investition in ihre Ideen hofften. Ihnen gegenüber: fünf erfolgreiche Unternehmer (Vural Öger, Judith Williams, Jochen Schweizer, Lencke Wischhusen und Frank Thelen), die es zu überzeugen galt – und zwar in drei Minuten. Und das versuchten auch die Berliner Tanja Rathman (31) und Marius Jast (47) mit ihrem Business Plan für „Das längste Hotel der Welt“.
Seit 2009 arbeiten die beiden Unternehmer an der Idee eines organisierten Fahrradurlaubs. „Das längste Hotel der Welt“ besteht aus 91 Zimmern entlang einer Strecke von 550 Kilometern – von Berlin über Usedom nach Kopenhagen. „Auf die Idee sind wir aus eigener Erfahrung gekommen“, erzählt Marius Jast im Gespräch mit TRAVELBOOK. Wer ohne Veranstalter eine Radreise plant, merke schnell, wie groß der organisatorische und logistische Aufwand ist: „Dann muss man es halt selbst in die Hand nehmen.“
Und obwohl keiner der Löwen in die beiden Gründer investiert hat, eröffnet „Das längste Hotel der Welt“ im Mai 2015. Seit der Show-Aufzeichnung im März habe das Projekt eine starke Dynamik angenommen, so Jast. Und auch nach der Ausstrahlung erfuhr die Idee starke positive Resonanz. Ab November können nun die ersten Reisen gebucht werden. Insgesamt gibt es 120 feste Termine (vom 15. Mai bis 15. September 2015).
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Und so funktioniert das Hotel
Während der Reise übernachtet man an verschiedenen Stationen mit sogenannten „Scube Parks“, die größtenteils im kommenden Frühjahr entstehen. In der Anlage am Berliner Columbiadamm beim Tempelhofer Feld kann man bereits in einem Scube übernachten. Wie der Name schon verrät, ist der Scube eine kleine würfelförmige Unterkunft aus Massivholz und bietet maximal drei Personen auf neun Quadratmetern Platz. Die Möblierung ist flexibel gehalten und schnell auf- und abbaubar. Beim Start in Berlin oder Kopenhagen erhält man eine Chipkarte für eine Scube-Nummer, die man entlang der Route stets behält.
13 Parks mit jeweils sieben Scubes werden entlang der Strecke in Abständen von 30 bis 40 Kilometern stehen. So radelt man in nur zwei Wochen durch vier Länder – Deutschland, Polen, Schweden und Dänemark. Beschilderung gibt es auf dem gesamten Weg. „Bis zu elf Gruppen sind auf der gesamten Strecke wie eine Staffel unterwegs“, erklärt Jast. Die Gruppen von maximal 15 Personen starten sowohl von Berlin aus als auch von Kopenhagen, treffen sich unterwegs und können sich austauschen. „Fremde können so zu Freunden werden“, sagt der gebürtige Pole begeistert.
Die Standorte der Scubes sind an verschiedene Gastgeber angegliedert – etwa an Betreiber von Kanustationen, Bio- und Reithöfen oder Fischerbetrieben. Diese stellen zum Teil auch die sanitären Einrichtungen, die die Scube-Gäste nutzen können. Eigene Sanitäranlagen für jeden einzelnen Scube Park sind in Planung. Neben den lokalen Betreuern kümmern sich auch die Gastgeber darum, dass sich die Gäste wohlfühlen und bieten passend zur jeweiligen Station Aktivitäten an (zum Beispiel eine Kanufahrt).
Das „Sorglos-Paket“, wie Jast es nennt, kostet 110 Euro am Tag pro Person. Sonderwünsche wie die Belegung des Scubes mit nur einer Personen oder die Kurtaxe werden extra berechnet. Im Preis ist unter anderem ein E-Bike inbegriffen, dessen Batterien – von Solarenergie aufgeladen – täglich am jeweiligen Standort nur ausgewechselt werden müssen. Man kann aber auch ein normales Fahrrad buchen oder sein eigenes nutzen.
Jedes Scube verfügt über einen USB- und WLAN-Anschluss sowie ein tmp-Tablet („tourist meeting point“). Zudem gibt es eine tmp-App für das eigene Smartphone. Das tmp-Kommunikationssystem begleitet die Radler während der Reise – man kann Treffpunkte planen, kommunizieren und beispielsweise schon vorab seine eigene Gruppe zusammenstellen (etwa für den Fall, dass eine Familie mit einer anderen zusammen verreisen möchte). Oder man kann beispielsweise angeben, dass man nur mit Frauen unterwegs sein möchte.
Die Leistungen des „Sorglos-Pakets“ im Überblick:
Bei so viel All-inclusive muss man sich nur noch für den Zeitrahmen entscheiden. Plant man eine einwöchige Reise, erkundet man die bereits bestehende Fahrradstrecke bis Usedom. In einer zweiten Woche geht es vom polnischen Teil Usedoms aus weiter: Mit der Fähre setzt man nach Schweden über und fährt mit dem Rad weiter bis nach Kopenhagen. Aber auch ein Angebot für Individualreisende sei bereits in Planung. Jast selbst sei die gesamte Strecke seiner Geschäftsidee schon dreimal mit dem Rad abgefahren und schwärmt: „Man ist draußen in der Natur, fühlt sich frei – einfach toll.“