10. Mai 2024, 12:20 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
An warmen Tagen zieht es Tausende an Deutschlands Seen. Aber längst nicht an allen Badestellen gibt es öffentliche Toiletten. Was also tun, wenn man mal muss? Einfach in den See pinkeln? TRAVELBOOK hat nachgehakt, ob das schlimm ist.
Am auffälligsten sind die eigentlich Wasserscheuen. Die, die sich sonst kaum einen Meter vom Ufer wegtrauen. Aber wenn die Blase drückt, werden sie mutig. Dann gehen sie gerade so tief ins Wasser, dass die Badehose bedeckt ist, schauen sich verstohlen nach allen Seiten um – und bekommen schließlich einen Gesichtsausdruck, der sie eindeutig verrät: Sie lächeln erleichtert. Andere wiederum schwimmen möglichst weit raus oder suchen sich ein unbeobachtetes Plätzchen in der nächsten Bucht des Badesees, um dort zu pinkeln.
Heimlich in den Badesee gepinkelt hat wohl so ziemlich jeder schon mal, auch wenn es niemand offen zugibt. Es ist aber auch zu verlockend, sich in den Weiten des Sees entleeren zu können, wenn gerade sonst kein Klo in der Nähe ist. Nur: Ist es eigentlich schlimm, in den Badesee zu pinkeln? Schadet man damit dem Gewässer oder den anderen Badegästen?
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Je größer der Badesee, desto harmloser das Pinkeln
„Alles, was dazu beiträgt, in den See Nährstoffe einzutragen, sollte man vermeiden“, sagt Matthias Oloew, Pressesprecher der Berliner Bäder-Betriebe, auf Nachfrage von TRAVELBOOK. Denn durch den Harnstoff, das Hauptabfallprodukt unseres Urins, würden Algen ernährt. „Die sind zwar harmlos, manche Besucher finden das allerdings nicht sonderlich ästhetisch“, sagt Oloew. Generell gilt: je größer der See, desto harmloser der Eintrag von Urin ins Wasser. „Der Wannsee etwa ist groß, wenn da nun ein paar Hundert Menschen reinmachen, ist das nicht so schlimm“, erklärt der Gewässer-Experte.
Gerade in Jahren mit hohem Badeaufkommen und größerer Trockenheit, so wie aktuell durch die Hitzewelle bedingt, sind kleinere Seen vergleichsweise gefährdet. Hier sei der Beitrag des Algenwachstums durch Urin nicht unerheblich, ergänzt Michael Häckl vom Hessischen Landesamt für Umwelt und Geologie. „Hierbei ist im Wesentlichen das Verhältnis von Gesamteintrag und Gewässergröße entscheidend“, so Häckl. Einzig Fischer und Angler hätten vereinzelt Interesse an höheren Nährstoff-Gehalten. Der Grund: So könne schneller eine höhere Fischmasse produziert werden. „Im Sinne des Naturschutzes und auch der Badegäste ist dies jedoch in keinem Fall von Vorteil“, sagt der Gewässerökologie-Experte.
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Gravierende ökologische Folgen möglich
Der Große Wannsee ist zudem eigentlich eine Bucht der Havel und wird von deren Wasser durchströmt. „Hier wird der Urineintrag weiter getragen und verliert sich“, sagt Matthias Rehfeld-Klein von der Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt Berlin. Vor allem bei kleineren Seen, die nicht durchströmt würden, sei der Eintrag von Urin durch die Badegäste aber durchaus relevant. „Der See hat keinen Abfluss, es werden die Nährstoffe sukzessive angereichert und es kommt zur Eutrophierung mit gravierenden ökologischen Folgen.“ Neben Phosphor im Urin würden auch Keime ins Wasser gelangen. Diese können Verunreinigungen hervorrufen und je nach Wasseraustausch und Badenutzungsintensität auch hygienisch relevant sein.
Aber wie sieht es eigentlich mit dem Meer aus? Kann ich hier ohne Probleme reinpinkeln? Die Antwort finden Sie hier.
Egal wie ein See nun beschaffen ist, den Harndrang sollte man trotzdem unterdrücken. Matthias Oloew von den Berlinern Bäder-Betrieben hat zu dem Thema ein klares Statement: „Man sollte grundsätzlich nicht in den See pinkeln. Es gehört sich einfach nicht.“