23. Dezember 2016, 13:04 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Der fünf Kilometer lange Anzob-Tunnel ist eine wichtige Verbindung zwischen der tadschikischen Hauptstadt Dushanbe und Khujand, der zweitgrößten Stadt in dem zentralasiatischen Binnenstaat. Doch ihn zu durchqueren, ist ein extrem gefährliches Unterfangen, das schon mehrere Autofahrer das Leben gekostet hat. Nicht umsonst wird dieses unterirdische Teilstück einer Schnellstraße auch „Tunnel of Death“ genannt.
Eigentlich sollte der Tunnel das Leben der Autofahrer im Hochgebirge Tadschikistans sicherer machen. Wer nämlich vor dessen Eröffnung im Jahr 2006 die Strecke zwischen den beiden größten Städten des Landes zurücklegen wollte, musste einen Umweg über eine Passstraße im benachbarten Usbekistan in Kauf nehmen – und die war häufig von abgehenden Lawinen bedroht, vor allem im Winter. Doch die Fahrt durch den Anzob-Tunnel ist, glaubt man verschiedenen Medienberichten, mindestens genauso gefährlich, wenn nicht sogar noch risikoreicher. Was unter anderem daran liegt, dass er – trotz offizieller Eröffnung – nie ganz fertiggestellt wurde.
Zum einen ist die Straße im Tunnel von Schlaglöchern durchzogen und zum Teil überflutet, die Durchquerung wird so zur Slalom-Tour. Zudem ist der Tunnel kaum beleuchtet, und von oben drohen durch mangelnde Sicherung, ständig Felsbrocken herabzustürzen. Und dann ist da noch eine weitere, unsichtbare Bedrohung, die unbemerkt schnell zum Tod führen kann: Kohlenmonoxid. Wie unter anderem die britische „Daily Mail“ schreibt, sollen bereits mehrere Autofahrer im Azob-Tunnel an einer Kohlenmonoxid-Vergiftung gestorben sein, als sie im Stau standen. Grund: Der Tunnel ist offenbar nicht ausreichend belüftet.
Video zeigt die Zustände im Tunnel
Die schlimmen Zustände im Inneren des Bauwerks zeigt eindrucksvoll ein bei Youtube veröffentlichter Clip. Der Kalifornier Silvan Graf, der die Welt mit seinem Motorrad bereist, hat die Durchquerung des Anzob-Tunnels mit seiner Helmkamera gefilmt. Die Fahrt ist extrem holprig, man sieht, dass das Wasser fast überall im Tunnel mindestens knöchelhoch steht. Es geht nur sehr langsam vorwärts, das vorausfahrende Auto gerät mehrmals aufgrund von Schlaglöchern in Schräglage. Wegen der zu umfahrenden Löcher und Wasserlachen muss der Gegenverkehr an mehreren Stellen warten. Es ist, bis auf die Scheinwerfer der Fahrzeuge, stockfinster im Tunnel, vereinzelt sind am Fahrbahnrand Arbeiter mit Atemmasken zu erkennen. Über fünf Kilometer wird eine solche Fahrt zur absoluten Zerreißprobe für die Nerven.
»Das Atmen fällt schwer und tut weh
„Sogar bei gutem Wetter ist der Tunnel überflutet, wodurch die riesigen Schlaglöcher auf der endlosen Straße zu unsichtbaren Todesfallen werden“, schreibt Motorradfahrer Silvan Graf über seine Erfahrung, die er 2014 auf einer großen Tour durch Asien gemacht hat. Und weiter: „Es gibt im Tunnel kein richtiges Licht und keine Belüftung. Das Atmen in der dicken Abgasluft fällt schwer und tut weh.“
Offiziell wurde der Tunnel, der umgerechnet 3,2 Milliarden Euro gekostet hat und von einem iranischen Baukonzern errichtet wurde, im Jahr 2006 eröffnet. Bis März vergangenen Jahres war er allerdings noch immer nicht fertiggestellt und schloss dann für mehrere Monate wegen Bauarbeiten. Wie die tadschikische Online-Zeitung „news.tj“ berichtet, teilte das staatliche Verkehrsministerium im September 2015 mit, der Tunnel habe „für alle Fahrzeugtypen wieder geöffnet“. Ob allerdings alle bestehenden Probleme behoben werden konnten und die Durchfahrt inzwischen ungefährlich ist, teilte das Ministerium offenbar nicht mit.