13. Dezember 2023, 13:29 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Während sie in Europa und anderen Kontinenten als Ekel-Eier gelten, sind sie für viele Asiaten ein besonderer Leckerbissen: Die Rede ist von angebrüteten Eiern, Balut-Eier genannt, denen eine ganz besondere Wirkung zugesprochen wird. Für Tierschützer hingegen sind sie ein Gräuel.
Als unser philippinischer Guide auf unserer Luzon-Rundreise am Straßenrad ein gekochtes Enten-Ei kauft, denke ich mir zunächst nichts dabei. Als er aber wenig später das sichtbar angebrütete Ei mit dem Embryo genüsslich verzehrt, wird mir im Nu anders. Denn der Embryo ist voll ausgebildet, der Schnabel und die Federn sind bereits deutlich zu erkennen. Warum essen viele Asiaten gern solche Eier?
Balut-Eier gelten auf den Philippinen und in anderen (südost)asiatischen Ländern wie Vietnam und Kambodscha sogar als Delikatesse. Vor allem Männer sind scharf auf die angebrüteten Eier, in erster Linie, weil ihnen eine aphrodisierende und potenzsteigernde Wirkung nachgesagt wird. Wissenschaftlich ist dies jedoch nicht belegt.
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Instagramer scharf auf Ekel-Food
Europäische Touristen in Asien hingegen, so würde man meinen, lassen die Finger von Balut-Eiern. Fehlanzeige. Denn Fotos von hierzulande als Ekel-Gerichte bekannten, internationalen Spezialitäten wie eben Balut-Eier bringen auf Instagram, Facebook & Co. mitunter reichlich Follower und Likes ein. Für das perfekte Ekel-Selfie scheuen sich daher manche hartgesottene Instagramer auch nicht, in ein kurz vor dem Schlüpfen befindliches Küken zu beißen.
Enten-Embryos mit Salz und Soya
Auf den Philippinen muss ein ideales Balut-Ei etwa 17 bis 18 Tage alt sein. Nach dieser Zeit ist der Embryo bereits gut ausgebildet. Balut-Eier können sowohl Enten- als auch Hühnereier sein und werden bis zu ihrer „Reife“ in Körben warmgehalten beziehungsweise künstlich angebrütet. Vor dem Verzehr werden die Eier bis zu 30 Minuten gekocht. Gegessen werden sie in der Regel warm. Zunächst wird ein Stück der Schale entfernt, anschließend das Fruchtwasser mit Salz bestreut und aus dem Ei geschlürft. Dann geht es ans Eingemachte: an den Embryo, der vor dem Verzehr ebenfalls gesalzen, manchmal auch mit Essig oder Sojasauce beträufelt wird. In manchen philippinischen Restaurants stehen neben gekochten auch gebackene und frittierte Balut-Eier auf der Speisekarte.
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Tierschützer gegen Verzehr von Balut-Eiern
Hiesige Tierschutzvereine wie auch die Stiftung „Vier Pfoten Deutschland“ lehnen den Verzehr wie auch die Produktion von Balut-Eiern vehement ab. „Dabei handelt es sich um eine grausame Prozedur. Die kleinen Embryo-Enten werden bei lebendigem Leib gekocht, obwohl Hühner nachweislich voll empfindungsfähige Tiere sind und sowohl Schmerzen, Kognition als auch Emotionen haben“, teilt „Vier Pfoten“ auf Nachfrage von TRAVELBOOK mit. In der Regel würden die ungeschlüpften Entlein in den Balut-Eiern nur wenige Tage später, und zwar am 25. bis 28. Tag, das Licht der Welt erblicken.
Deswegen seien die Lebewesen beim Verzehr fast komplett ausgebildet, haben schon einen Schnabel und Federn und ihr Herz schlägt. „Ein lebendiges, ungeschlüpftes Küken in kochendes Wasser zu werfen und dann zu essen, ist einfach abartig und alles andere als eine besonders tolle Mahlzeit. Und damit bestimmt auch keine Erfahrung, die man aus einem Urlaub mit nach Hause nehmen sollte“, so ein Sprecher von „Vier Pfoten“.