6. April 2022, 14:56 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Schon mal von Bibergeil gehört? Auch wenn sich viele wahrscheinlich nichts unter dem Namen vorstellen können, schmackhaft klingt er nicht gerade. Dabei sind die allermeisten Menschen schon mit Bibergeil in Berührung gekommen – ohne es zu wissen, versteht sich. Wir haben Likör mit Bibergeil dem Taste-Test unterzogen und waren überrascht vom Geschmack der seltsamen Spezialität.
Bibergeil sagt wohl den wenigsten etwas. Dabei kommt die Substanz recht häufig in unserem Alltag vor und versteckt sich hinter dem Namen Castoreum. Das findet sich zum Beispiel in Parfum. Das ist insofern verwunderlich, da Bibergeil ein Stoff ist, der aus Drüsensäcken von Bibern stammt, die zwischen After und Geschlechtsorgan sitzen. Die Biber nutzen den Lockstoff, um sich zu putzen, aber auch, um ihr Revier zu markieren. Parfum-Träger sind so also theoretisch als Teil eines Biber-Reviers markiert.
Noch ekeliger ist die Vorstellung, Bibergeil zu essen. In den USA zumindest ist das Sekret noch immer erlaubt, und fällt dort sogar unter dem Begriff „natürliches Aroma“. So versteckt sich Bibergeil in einigen US-amerikanischen Produkten. Warum? Weil es diesen einen Vanille-, Erdbeer- oder Himbeergeschmack verleihen kann, wie der vegane Online-Ratgeber Vegan World berichtet.
Forscher konnten außerdem nachweisen, dass in Bibergeil enthaltene Pheromone anregend auf das menschliche Sexualdrüsensystem wirken. Biber selbst werden durch die Substanz, anders als der Name suggeriert, übrigens nicht geil. Menschen aber nutzten Bibergeil schon lange als Heilmittel gegen Kopfschmerzen, Fieber oder Epilepsie – obwohl der medizinische Nutzen von Bibergeil nie nachgewiesen wurde.
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Bibergeil im Test
Wer Bibergeil bewusst selbst einem Test unterziehen will, kann das im Berliner Disgusting Food Museum machen. Vor Ort gibt es eine Bar, an der Besucher allerlei Seltsames probieren können. Neben Würmern, Käfern und dubiosem Käse gibt es dort auch einen Schnaps mit Bibergeil. Vor dem Probieren noch schnell ein Riechtest: Bibergeil-Likör riecht wie Hustensaft, lautet das Urteil. Der Geruch ist also harmlos, auch die braune Farbe erinnert an ein Medikament gegen Halskratzen und löst keinen Ekel aus.
Das Ergebnis des Bibergeil-Tests fällt überraschend aus. Hier sehen Sie, wie das Getränk ankam:
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Warum wir Bibergeil kein zweites Mal trinken werden
Trotzdem werden wir Bibergeil so schnell wohl nicht mehr trinken. Denn der Kräuterschnaps hat eine düstere Vergangenheit. Früher war es nur möglich, an das Bibergeil zu kommen, in dem die Drüsensäcke von toten Bibern entfernt wurden. Meist verbrachten jene Tiere ein kurzes Leben im Käfig auf einer Biberfarm oder sie wurden gejagt. Die Nachfrage war einst so groß, dass Biber in der Mitte des 19. Jahrhunderts in Mitteleuropa bereits fast ausgestorben waren, wie die Berliner Morgenpost berichtet. Grund dafür war neben dem Bibergeil allerdings vor allem der Pelz des Tieres.
Heute aber gehören Biber hierzulande zu den streng geschützten Arten und für Bibergeil wird deshalb kein Biber mehr getötet. Biberfarmen haben heute spezielle Aufnahmestationen, in denen Biber das Sekret abstreifen, ohne dafür sterben zu müssen, wie Deutschlandfunk Nova berichtet. Außerdem soll es mittlerweile möglich sein, das Aroma künstlich herzustellen.