12. Juli 2022, 11:24 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten
Espresso wird fast überall auf der Welt getrunken. Für die einen ein Lebensgefühl, für die anderen der klassische Wachmacher – auch in Europa ist der koffeinhaltige Klassiker nicht wegzudenken. TRAVELBOOK hat ermittelt, was er in europäischen Hauptstädten kostet und einen „Espresso-Index“ erstellt.
Für viele Menschen gehört Kaffee zur alltäglichen Routine. Sie trinken morgens eine Tasse oder verweilen nachmittags in einem Café. Doch wenn es schnell gehen soll, eignet sich ein Espresso, der in der Regel deutlich günstiger als ein Americano oder eine andere Kaffeevariante ist: Zweimal kurz nippen und weiter geht es. Der Espresso hat seine Ursprünge im Norden Italiens, in Mailand, serviert wird er in kleinen Gläsern, Tassen oder Bechern. So ähnlich er daherkommt, so groß sind preislich teils die Unterschiede. Das wird deutlich, wenn man sich die Espresso-Preise in den europäischen Hauptstädten anschaut.
TRAVELBOOK hat sich pro Stadt mindestens sechs Speisekarten angesehen und somit für 42 europäische Hauptstädte jeweils einen durchschnittlichen Espresso-Preis ermittelt. Da wir von teuer nach günstig ranken, sind die vorderen Plätze eher „unrühmliche Sieger“.
Übersicht
In diesen 14 Hauptstädten ist der Espresso am teuersten
In vielen europäischen Hauptstädten ist der Espresso keinesfalls ein Schnäppchen. Zwischen 2,49 Euro und 4 Euro kostet der kleine Koffeinkick in Städten wie etwa Kopenhagen, Paris, Oslo oder Brüssel.
Platz 1 bis 14: Espresso-Preis pro Tasse | |
---|---|
1. Kopenhagen, Dänemark | 4,00 € |
2. Bern, Schweiz | 3.96 € |
3. Helsinki, Finnland | 3.59 € |
4. Reykjavik, Island | 3.16 € |
5. Paris, Frankreich | 2.87 € |
6. Monaco | 2.85 € |
7. Wien, Österreich | 2.75 € |
8. London, Vereinigtes Königreich | 2.70 € |
9. Stockholm, Schweden | 2.68 € |
10. Luxemburg (Stadt), Luxemburg | 2.66 € |
11. Athen, Griechenland | 2.61 € |
12. Oslo, Norwegen | 2.57 € |
13. Amsterdam, Niederlande | 2.56 € |
14. Brüssel, Belgien | 2.49 € |
In nahezu all diesen Städten sind die Lebensunterhaltungskosten durchaus hoch. Aber auch die Kaufkraft der Menschen ist in diesen Ländern im Vergleich dementsprechend stark. Laut einer Studie von „Growth for Knowledge“ (GfK) aus dem Jahr 2021 haben Menschen etwa in der Schweiz, Luxemburg, Island und Norwegen die höchste Kaufkraft pro Einwohner in Europa. Kein Wunder also, dass dort der Espresso mit am teuersten ist. Dass – wie das Leben – auch der Espresso im Fürstentum Monaco eher hochpreisig ist, dürfte ebenfalls niemanden überraschen.
Schaut man sich die vorderen Plätze im BIP-Vergleich an, so gibt es auch hier Übereinstimmungen: Länder wie Luxemburg, Dänemark, Island oder etwa die Schweiz sind in beiden Auflistungen in den Top 10.
Hingegen überraschend ist die Platzierung von Athen im „Espresso-Index“. Allerdings gilt die Hauptstadt Griechenlands als Touristen-Magnet, sodass sich der Preis wohl vorrangig daran orientiert und weniger an der Kaufkraft der eigenen Bewohner. Denn im BIP-Vergleich liegt Griechenland im unteren Mittelfeld aller europäischen Länder, im Espresso-Ranking dafür fast in den Top-10.
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Kleine Überraschung im Mittelfeld
Im Mittelfeld liegen die Preise für eine Tasse Espresso zwischen 1,35 Euro und 2,21 Euro. Auf den Plätzen 15 bis 29 sind viele Länder Mitteleuropas und das komplette Baltikum vertreten, aber auch Großbritannien und Irland sind hier angesiedelt.
Überraschend ist die Platzierung Berlins. Mit einem durchschnittlichen Espresso-Preis von 1,85 Euro belegt die deutsche Hauptstadt den 21. Platz und liegt damit genau auf dem mittleren Platz des Index. Und das, obwohl Deutschland beim Brutto-Inlandsprodukt (BIP) in Europa laut einer Eurostat-Studie aus dem Jahr 2021 eher im vorderen Mittelfeld liegt.
Platz 15 bis 29: Espresso-Preis pro Tasse | |
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15. Tallinn, Estland | 2.21 € |
16. Dublin, Irland | 2.20 € |
17. Riga, Lettland | 2.10 € |
18. Prag, Tschechien | 1.99 € |
19. Madrid, Spanien | 1.93 € |
20. Bratislava, Slowakei | 1.90 € |
21. Berlin, Deutschland | 1.85 € |
22. Vilnius, Litauen | 1.80 € |
23. Ljubljana, Slowenien | 1.63 € |
24. Nikosia, Zypern | 1.59 € |
25. Budapest, Ungarn | 1.58 € |
26. Warschau, Polen | 1.55 € |
27. Bukarest, Rumänien | 1,52 € |
28. Kroatien, Zagreb | 1.46 € |
29. Kiew, Ukraine | 1.35 € |
Je östlicher in Europa, desto günstiger wird der durchschnittliche Espresso-Preis in den jeweiligen Hauptstädten. Auch auffällig: Im Mittelfeld sind viele Nachbarländer zu finden, die sich auf einer gedachten Linie von Estland bis nach Slowenien befinden.
Die Preisermittlung in Nikosia gestaltet sich schwierig, da die Hauptstadt Zyperns bekanntermaßen geteilt ist. Nord-Nikosia, Lefkoşa, ist die Hauptstadt der Türkischen Republik Nordzypern, welche international nur von der Türkei anerkannt wird. Der Süden hingegen ist griechisch geprägt. Im Norden bezahlt man mit der türkischen Währung Lira, im Süden hingegen mit dem Euro. Der ermittelte Preis für den „Espresso-Index“ ist nur auf den südlichen Teil Nikosias bezogen: Einen durchschnittlichen Espresso-Preis für Lefkoşa zu berechnen, ist aufgrund der instabilen und stark schwankenden Situation des Liras nur bedingt bis kaum möglich.
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Im Süden und Osten Europas ist der Espresso mit Abstand am günstigsten
Je weiter man in den Süden und in den Osten reist, desto preiswerter wird der Espresso. Besonders günstig ist er in fast allen Balkanstaaten und auf der iberischen Halbinsel. Und auch im Mutterland des Espresso muss man nur etwas mehr als einen Euro bezahlen – obwohl ein ungeschriebenes Gesetz „eigentlich“ besagt, dass er in Italien nicht mehr als einen Euro kosten darf.
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Platz 30 bis 42: Espresso-Preis pro Tasse | |
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30. Valletta, Malta | 1.33 € |
31. Sofia, Bulgarien | 1.21 € |
32. Podgorica, Montenegro | 1.20 € |
33. Belgrad, Serbien | 1.19 € |
34. Chișinău, Moldawien | 1.17 € |
35. Sarajevo, Bosnien und Herzegowina | 1.15 € |
36. Lissabon, Portugal | 1.13 € |
37. Rom, Italien | 1.12 € |
38. Andorra la Vella, Andorra | 1.10 € |
39. Città di San Marino, San Marino | 0.98 € |
40. Pristina, Kosovo | 0.90 € |
41. Skopje, Nordmazedonien | 0.89 € |
42. Tirana, Albanien | 0.70 € |
In vier Ländern in Europa beträgt der durchschnittliche Preis für einen Espresso sogar weniger als einen Euro: San Marino, Kosovo, Albanien und Nordmazedonien. Im Zwergstaat San Marino ist es ohnehin nicht besonders teuer und als Enklave Italiens gehört der günstige Espresso-Preis hier zum „guten Ton“. Im Kosovo, in Albanien und in Nordmazedonien ist in den letzten Jahren eine immer lebendigere Kaffeekultur zu finden, auch die früheren Einflüsse des osmanischen Reichs sind zu spüren. Dementsprechend sind die Preise niedrig, da Kaffee, Espresso und auch Mokka fester Bestandteil des Alltags sind. Albanien und Nordmazedonien belegen sowohl im „Espresso-Index“ als auch beim BIP die zwei letzten Plätze.
Auch in Ländern, in denen längere Mittagspausen (Siestas) Usus sind, gibt es eine lebendige Kaffeekultur. Wer etwa schon einmal in Lissabon war, weiß, dass viele Geschäfte und Lokale mittags für rund zwei Stunden geschlossen haben. In dieser Zeit ruhen sich die Arbeiter aus und trinken auch mal eine „Bica“, wie der Espresso in Lissabon genannt wird.
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Zur Methodik des „Expresso-Index“
Für die durchschnittlichen Espresso-Preise hat TRAVELBOOK mehr als 400 Menükarten von Cafés, Restaurants und auch Imbissen gesichtet. Aus mindestens sechs Online-Menükarten wurde der Durchschnittspreis ermittelt. Auch die Lage war ein Kriterium: Alle Preise stammen von Lokalen, die entweder im Zentrum einer Hauptstadt oder in belebten und beliebten Gegenden liegen.
Die Auswahl der Lokale erfolgte subjektiv, daher ist der Espresso-Index keinesfalls als repräsentativ oder offiziell zu betrachten. Die Preise für Nicht-Euro-Länder wurden addiert, der Durchschnitt ausgerechnet und anschließend mithilfe eines Währungsrechners in Euro umgerechnet (Stand: 16.06.2022).
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Zur Auswahl der 42 Hauptstädte
Als Grundlage für die Auswahl Europas Hauptstädte gelten Unionen und Abkommen, die innerhalb des europäischen Subkontinents abgeschlossen wurden. Dazu gehören unter anderem die 27 Mitgliedstaaten der Europäischen Union (und auch Länder mit dem Euro als Währung) und das langjährige ehemalige Mitglied Vereinigtes Königreich:
- Belgien, Bulgarien, Deutschland, Frankreich, Italien, Luxemburg, Niederlande, Dänemark, Irland, Griechenland, Portugal, Spanien, Finnland, Rumänien, Kroatien, Österreich, Vereinigtes Königreich Schweden, Estland, Lettland, Litauen, Malta, Polen, Slowakei, Slowenien, Tschechien, Ungarn und Zypern
Außerdem wurden die sieben Mitgliedsstaaten des Mitteleuropäischen Freihandelsabkommens (CEFTA) in der Auswahl berücksichtigt:
- Albanien, Bosnien und Herzegowina, Kosovo, Nordmazedonien, Moldau, Montenegro und Serbien
Ebenfalls wurden drei von vier Ländern der Europäischen Freihandelsassoziation (EFTA) mit in das Ranking der Espresso-Preise Europas aufgenommen:
- Island, Norwegen und Schweiz
Obwohl Liechtenstein ebenfalls ein Mitglied der EFTA ist, fehlt das Land, bzw. die Hauptstadt Vaduz, im Ranking. Das liegt daran, dass es online keine ausreichenden Informationen zu den dortigen Espresso-Preisen gab.
Hinzu kommen die drei von vier Nicht-EU-Länder, welche in der Europäische Zollunion sind:
- Andorra, Monaco und San Marino
Die Türkei gehört auch zur Europäischen Zollunion. Da aber die Währung Lira derzeit stark schwankt, ist ein aussagekräftiger Espresso-Preis nur bedingt möglich.
Außerdem sind EU-Beitrittskandidaten ebenfalls im Ranking der Espresso-Preise zu finden. Da die meisten bereits in den obigen Auflistungen aufgeführt sind (z.B Albanien, Moldau etc.), wird nachfolgend nur dieses Land erwähnt:
- Ukraine
Informationsmangel gab es bei dem Vatikan, weshalb der Zwergstaat nicht im Ranking vertreten ist. Auf die Länder der Eurasischen Wirtschaftsunion (u.a. Russland, Belarus etc.) verzichtete TRAVELBOOK aus aktuellem Anlass.