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Aufgepasst

Wegen dieser Meeresfrucht könnte man in Europa ins Gefängnis kommen

ormer
„Green Ormer“, das grüne Seeohr, ist auf der britischen Kanalinsel Guernsey eine Delikatesse. Doch sammeln sollte man die Schneckentiere nicht willkürlich. Foto: Getty Images
Isa Kabakci
Redakteur

7. Juli 2022, 16:08 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Meeresfrüchte gelten seit jeher als Delikatesse in vielen Kulturkreisen. Dabei handelt es sich im Grunde um alle essbaren Meerestiere, die keine Wirbeltiere sind. Auch in den europäischen Gewässern tummeln sich unzählige Exemplare. Vor allem rund um die Insel Guernsey gibt es ein bestimmtes Meerestier, das nur zu einer streng festgelegten Zeit gefangen werden darf. Wer sich nicht daran hält, dem droht im schlimmsten Fall eine Gefängnisstrafe.

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Kurz vor der nordfranzösischen Küste befindet sich die Insel Guernsey. Diese ist nach Jersey die zweitgrößte britische Kanalinsel und hat den Status eines Kronbesitzes des Vereinigten Königreichs. Damit ist sie direkt der britischen Krone untergestellt und kein Teil des Vereinigten Königreichs. So sonderbar der Status ist, so speziell ist auch die Meeresfrucht, die man um Guernsey findet: das Grüne Seeohr, auch besser unter dem englischen Namen „(green) ormer“ bekannt. Für die seltene Meeresfrucht gelten sehr strikte Fangregeln – und wer sich an diese nicht hält, landet unter Umständen im Gefängnis.

Das Grüne Seeohr ist ein Meerestier, welches der Familie der Schnecken angehört. Das Tier wird rund zehn Zentimeter lang und sechs Zentimeter breit. Die Schale ist meist grünlich – daher auch der Name. Das Fleisch gilt in Guernsey und allgemein auf den Kanalinseln als Delikatesse. Doch man darf den „ormer“ nicht immer sammeln.

Der Mond entscheidet, wann man sammeln darf

Aufgrund von Übernutzung hat der Bestand der begehrten Meerestiere in den letzten 200 Jahren sehr stark abgenommen. Deshalb darf man sie nur zwischen dem 1. Januar und 30. April sammeln und, wenn das Grüne Seeohr mindestens neun Zentimeter lang ist. Um diese Größe zu erreichen, brauchen die Tiere drei Jahre.

Damit man beim Sammeln der Meeresfrucht nicht ins Gefängnis kommt, sind zudem die Mondphasen von Januar bis April entscheidend. Denn man darf den „ormer“ laut einem Bericht von „BBC“ nur bei Voll- und Neumond sammeln sowie bis maximal zwei Tage nach den jeweiligen Mondphasen. Der Grund: An diesen Tagen hat der Mond den größten Einfluss auf den Tidentub, also das Ausmaß von Ebbe und Flut auf den Wasserstand.

Neben der Beachtung der Mondphasen gilt es noch weitere Regeln zu befolgen: So darf man sich währenddessen weder ganz noch teilweise im Wasser befinden. Außerdem muss man die gesammelten Seeohren bei der Ausreise anmelden. Verstößt man gegen eines dieser Gesetze, dann drohen rund 5000 Pfund (knapp 6000 Euro) Geldstrafe oder gar sechs Monate Gefängnis.

Grüne Seeohren
So sehen die Grünen Seeohren von innen aus Foto: Getty Images

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Wie man das Grüne Seeohr sammelt

Grundsätzlich gibt es zwei Methoden, um das Grüne Seeohr zu sammeln. Diese nennen sich „turning“ und „cricking“. Beim „turning“ sucht man nach einem Fleck an einem losen Felsen, welcher nicht mit dem Meeresboden verbunden ist. Die Sammler können diese Bereiche sorgfältig durchsuchen und nach der Meeresfrucht Ausschau halten. Beim „cricking“ hingegen sucht man an Felsenbrocken in Ritzen und Schlupfwinkeln nach den Tieren. Das ist nicht so einfach, da die Seeohren versteckt in kleinen Spalten leben – erfahrene Sammler wissen jedoch, wo sich die Suche am meisten lohnt.

Vor allem mithilfe eines „Ormer-Hakens“ versucht man, die Seeohren zu ergattern. Manche nutzen aber lieber Schaber- oder Klingen-ähnliche Werkzeuge. Auf den britischen Kanalinseln und insbesondere auf Guernsey hat das Sammeln und Essen von Grünem Seeohr eine lange Tradition.

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Wie isst man eigentlich die Meeresfrucht?

Der Geschmack der Delikatesse soll durchaus einzigartig sein. Tasteatlas schreibt, dass das Fruchtfleisch saftig, mild und leicht fleischähnlich sei. Allerdings würde es trotzdem eine unverwechselbare Weichtiernote haben. Zudem heißt es, dass man die „ormer“ sehr langsam oder sehr schnell kochen müsse, sonst würde die Meeresfrucht nicht schmecken. Traditionell wird das Grüne Seeohr entweder gebraten oder in einer Soße geköckelt.

Wer jetzt auf den Geschmack gekommen ist, kann auf Guernsey die Tradition des Seeohr-Sammelns und -Verspeisens im kommenden Jahr selbst erleben. Damit man wegen der Meeresfrucht nicht ins Gefängnis kommt, sollte man aber unbedingt die obigen Regeln einhalten.

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