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TRAVELBOOK-Redakteurin hat ihn probiert

Mezcal mit Wurm – so schmeckt der mexikanische Agavenschnaps

Mezcal Wurm
Manchen Sorten des mexikanischen Agavenschnapses Mezcal wird ein Wurm beigefügt. Aber wie schmeckt die hochprozentige Spirituose samt tierischer Einlage eigentlich? TRAVELBOOK hat's probiert. Foto: picture alliance / ZB | Matthias Toedt
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TRAVELBOOK Redaktion

28. März 2023, 6:46 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Den beliebten mexikanischen Agavenschnaps Tequila dürften wohl schon viele Deutsche probiert haben. Doch wie sieht es mit anderen Sorten des Mezcal, zu dem auch der Tequila gehört, aus? Mit solchen zum Beispiel, in denen ein vermeintlicher Wurm in der Flasche schwimmt? TRAVELBOOK-Redakteurin Gudrun Brandenburg hat die hochprozentige Spirituose in Mexiko probiert und verrät, wie ein Mezcal mit tierischer Einlage schmeckt – und was es mit dem Wurm in der Flasche überhaupt auf sich hat.

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Bevor es mit der „Verkostung“ losgeht, zunächst ein paar wichtige Fakten zum Mezcal: Der weltweit bekannteste Mezcal ist der Tequila, der aus der Blauen Agave gewonnen wird. Hauptanbaugebiet der Blauen Agave in Mexiko ist der Bundesstaat Jalisco. Die meisten anderen Mezcal-Sorten, die aus unterschiedlichen Agaven-Arten gewonnen werden, stammen aus Oaxaca, einem Bundesstaat im Südosten des Landes.

Für die Herstellung von Mezcal werden lediglich die Herzen der Agave verwendet. Diese werden zunächst in einer Erdgrube geröstet, wodurch der Schnaps später seinen typisch rauchigen Geschmack erhält. Anschließend werden die gerösteten Agavenherzen gehäckselt, fermentiert und schließlich destilliert. Zum Schluss wandert die Spirituose, die typischerweise einen Alkoholgehalt von 40 Prozent hat, zum Reifen in Fässer. Eine Ausnahme bildet der sogenannte Mezcal jóven (dt.: junger Mezcal), der direkt nach der Destillation in Flaschen abgefüllt wird.

Wie der Wurm in die Mezcal-Flasche kam

Was aber hat nun der Wurm (spanisch: gusano) in den Faschen einiger Mezcal-Sorten zu suchen? Zunächst einmal: Genau genommen handelt es sich bei dem Wurm um eine Raupe. Bis in jüngster Vergangenheit herrschte allerdings noch Unklarheit darüber, zu welcher Tierart genau die Raupen gehören. Nun fanden Forscher mittels DNA-Analysen heraus, dass als Beigabe für Mezcal hauptsächlich die Larven der Motte Comadia redtenbacheri verwendet werden, berichtet u. a. „Zeit“. Da Mezcal in immer größeren Mengen produziert werde, gefährde dies den Bestand der Tiere, monieren die Forscher von der Florida University in Gainesville im Fachmagazin PeerJ Life & Environment.

Dabei handelte es sich einst lediglich um eine Marketingstrategie des mexikanischen Geschäftsmann Jacobo Lozano Páez. Páez nämlich hatte im Jahr 1950 bei einer Mezcal-Verkostung festgestellt, dass die in den Agavenpflanzen lebenden Raupen dem Getränk einen besonderen Geschmack verleihen – eine Aussage, die unter Mezcal-Kennern äußerst umstritten ist.

So kam es, dass manchen Mezcal-Sorten fortan ein Wurm beigefügt wurde (eine der bekanntesten Sorten ist der Mezcal Gusano Rojo). Und es gab noch eine weitere Beigabe: ein Tütchen Gewürzmischung, bestehend aus getrocknetem, gemahlenem Wurm und einer Prise Salz. Zusammen mit ein paar Stückchen Limette wird der tierische Mix, dem manchmal Chili beigefügt wird, auch heute noch in Mexiko bei Mezcal-Verkostungen gereicht.

Mezcal Gewürzmischung
Eine Gewürzmischung aus Salz, Wurm und Chili (rechts unten im Bild) gehört in Mexiko bei Mezcal-Verkostungen häufig dazu Foto: Gudrun Brandenburg

Mezcal mit Wurm – so schmeckt’s

Zunächst habe ich gezögert, einen Mezcal mit Raupe zu probieren. Neben dem gefährdeten Bestand der Insekten sieht das tote Tier in der Flasche zudem nicht gerade appetitlich aus. Doch Probieren geht bekanntlich über Studieren, und so habe ich bei meiner letzten Mexiko-Reise all meinen Mut zusammengenommen und an einer Mezcal-Verkostung (mit Wurm) teilgenommen.

Das war in Oaxaca, jenem mexikanischen Bundesstaat, in dem, wie bereits erwähnt, die meisten Mezcal-Sorten hergestellt werden. Insbesondere rund um Oaxaca de Juárez, Hauptstadt des gleichnamigen Bundesstaates, reiht sich eine Mezcal-Destillerie an die andere. Viele davon bieten auch Führungen für Touristen an.

Verkostung in einer Mezcalería in Oaxaca

So kam es, dass meine Reisebegleiterin und ich auf dem Rückweg von Yagul, einer der zahlreichen alten Zapoteken- und Mixteken-Städte und zugleich Hauptsehenswürdigkeiten rund um Oaxaca de Juárez, aufs Geratewohl an einer Mezcalería stoppten. Eine Angestellte eilte uns sogleich entgegen und führte uns durch den Betrieb. Wir sahen die großen Erdgruben, in denen die Agavenherzen geröstet werden, die riesigen Behälter für die Fermentierung und natürlich auch die Fässer, in denen der Agavenbrand je nach Sorte mal kürzer und mal länger lagert.

Nach rund 20 Minuten war die Führung vorbei, Zeit also für die anschließende obligatorische Verkostung. Nachdem wir zunächst Mezcals unterschiedlicher Sorten und Reifegrade probiert hatten und den Geschmack – anders als beim Tequila – als extrem rauchig empfanden, kam schließlich der Mezcal mit Raupe an die Reihe. In Begleitung des eingangs schon erwähnten Wurmpulvers und einigen Limettenstücken, versteht sich.

Mezcal-Verkostung
Prost! Meine Reisebegleiterin Tina bei der Mezcal-Verkostung Foto: Gudrun Brandenburg

Ein Rückzieher kam nun nicht mehr infrage. Meine Reisebegleiterin Tina und ich dippten unsere Limettenstücke also in die Gewürzmischung mit der gemahlenen Mottenlarve, führten diese zum Mund und lutschten sie tapfer aus. Glücklicherweise schmeckte das Pulver mehr nach Salz und Chili als nach Tier, sodass es uns anschließend leichter fiel, einen Schluck aus besagter Flasche zu probieren. Und? Glücklicherweise war auch hier nichts von Wurm zu schmecken. Ein bitterer Nachgeschmack aber bleibt: unser schlechtes Gewissen. Denn, wie zuvor erwähnt, der Verkauf dieser besonderen Art Mezcal kostet jährlich zig Tausenden Tieren das Leben.

Themen Mexiko
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