10. März 2018, 20:49 Uhr | Lesezeit: 2 Minuten
Nienburger Spargel, Ostfriesentee oder Produkte mit dem Siegel „Typisch Harz“: Vielerorts in Niedersachsen sollen Spezialitäten Touristen anlocken. Nach Expertenmeinung klappt dies nur, wenn die Erzeugnisse zur Region passen und die Qualität stimmt.
Paris hat den Eiffelturm, Berlin das Brandenburger Tor, und Oldenburg? Den Grünkohl! Schon seit mehr als 50 Jahren wirbt die Stadt im Nordwesten mit dem vitaminreichen Wintergemüse.
Seit 2011 hilft die Internet-Seite www.kohltourhauptstadt.de bei der Planung der traditionellen winterlichen Ausflüge. Die heimischen Gasthäuser freut’s. Mittlerweile gibt es in Oldenburg sogar Grünkohl-Pralinen und Grünkohl-Tee zu kaufen.
Der „Wilde Stinker“
Im Südosten hat die Agentur Harzkind gemeinsam mit einem Gasthaus in einem Wettbewerb das neue Harzer Regionalgericht gesucht. Der Sieger heißt „Wilder Stinker“ und ist eine mit Harzer Käse überbackene Wildschwein-Currywurst.
Erfunden hat das originelle Rezept mit Harzer Likör und dem ein wenig aus der Mode gekommenen Harzer Käse übrigens eine 91-Jährige aus Herzberg.
Wie schon zuvor die Eifel in Nordrhein-Westfalen hat der Harz 2011 eine Regionalmarke eingeführt, die nicht nur Lebensmittel, sondern auch Gastronomie und Handwerk einschließt. Seither wurden etwa 400 Produkte von 57 Produzenten mit dem Label „Typisch Harz“ ausgezeichnet. „Die Produkte bieten unseren Gästen die Möglichkeit, ihre Urlaubserlebnisse mit nach Hause zu nehmen“, sagt Ute Döppelheuer vom Harzer Tourismusverband. Zudem gebe die Marke Harzern die Chance, sich mit ihrer Region zu identifizieren.
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Auch andere niedersächsische Regionen versuchen, mit Kulinarischem zu punkten und bieten vermehrt Spezialitäten an. Die TourismusMarketing Niedersachsen GmbH nennt gleich 40 solcher Gerichte und Getränke von der Altländer Apfelsuppe aus dem größten zusammenhängenden Obstanbaugebiet Nordeuropas bis zum Kräuterlikör Jägermeister aus Wolfenbüttel.
Der Nienburger Spargel etwa wird seit 1960 unter Qualitätskontrolle der Landwirtschaftskammer verkauft, seit 1996 ist die Marke beim Patentamt geschützt. Das Anbaugebiet wurde von 54 Hektar im Jahr 1949 auf heute 1000 Hektar ausgebaut. Die jahrhundertealte ostfriesische Teekultur steht seit 2016 sogar auf der deutschen Liste des immateriellen Kulturerbes der Unesco.
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„In den letzten Jahren gibt es verstärkt ein Bemühen um regionale Identität über regionale Produkte“, sagt der Tourismus-Berater Stefan Herzog. „Das ist ein Hype geworden. Man besinnt sich auf die Heimat, egal wie global man denkt.“ Wichtig sei, dass die Produkte zur Region passen und durch Qualität überzeugen. Allein ein hochprozentiges Getränk mit einem Ortsnamen anzubieten, funktioniere nicht, sagt Herzog, der lange Chef der Rheinhessen-Touristik war.