7. September 2021, 12:37 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Es kostet weniger als hierzulande eine Currywurst mit Pommes und wird auf einem Pappteller serviert: Das Gericht, für das ein Koch 2017 mit einem Michelin-Stern ausgezeichnet wurde. Es folgte ein beispielloser Hype – der nun allerdings mit der Aberkennung des Sterns endete. Was aus dem günstigsten Sterne-Mahl der Welt wurde.
In einem Restaurant mit Michelin-Stern zu speisen, ist für die meisten ein ganz besonderes Erlebnis. Man macht sich schick, man stellt sich neben dem kulinarischen Höhepunkt auf vollendete Präsentation, schicke Kellner und eine fürstliche Rechnung ein. In Singapur jedoch gab es bislang die Möglichkeit, für weniger als 2 Euro in einem mit einem Michelin-Stern ausgezeichneten Imbiss zu speisen. Bislang, denn: Der Stern wurde der Garküche von Chan Hong Meng nun aberkannt.
Wie der Imbiss zum Michelin-Stern kam
Im Fenster an Chans Stand hängen gebratene Hühner in Reih und Glied. Unter der Theke verstaut er Kanister mit Sojasauce und Container für Essensreste. Nicht gerade ein gediegenes Ambiente für ein Michelin-Stern-Essen. Auf einer grellen Neon-Leuchttafel sind die wenigen Gerichte abgebildet, die er kocht. Berühmt machte ihn der Chicken Rice – das ist so etwas wie die Spaghetti Bolognese der asiatischen Köche. Gibt es überall, kann jeder, schmeckt immer irgendwie okay. Aber Chan hatte an seinem Stand „Liao Fan Hong Kong Soya Sauce Chicken Rice & Noodle“ das besondere Etwas aus dem eigentlich einfachen Gericht gezaubert.
Eine Portion Reis, gekocht in fetter Hühnerbrühe. Dazu ein paar Scheiben saftige Hühnchenbrust, etwas geröstete Haut mit Fettrand, der sich ganz leicht löst. Vom Hühnchen perlt süße Sojasauce. Dazu gibt es Chilisauce, würzig und scharf wie ein Feuerwerk, aber nichts, was dem Genießer die Tränen in die Augen treibt. Die strengen Tester des Michelin-Führers Singapur waren auf jeden Fall so begeistert, dass sie Koch Chan im Sommer 2017 einen Michelin-Stern zuerkannten.
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Führte die Expansion zur Aberkennung des Sterns?
Es folgte nach der Verleihung eine beispiellose Erfolgsgeschichte. Erstmal benannte Chan seine Garküche um. Der einst sperrige Name wich dem kürzeren „Hawker Chan“. Hawker, das heißt übersetzt: Straßenhändler. In Singapur sind „Hawker Center“ die Variante von typischen asiatischen Straßenständen. Ursprünglich kochte der in Malaysia geborene Boss selbst, einzig drei Helfer und manchmal Frau und Tochter unterstützten ihn. Doch mit dem Stern kamen der Ruhm und auch Investoren. Einer machte Chans Imbiss zu einer Kette, die in mehrere asiatische Länder, zum Beispiel in die Philippinen, expandierte.
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Ob die Qualität unter dem schnellen Wachstum des Imbisses, der einst vor allem durch den bescheidenen Koch überzeugte, litt? Die genauen Gründe sind nicht bekannt. Fakt ist jedoch, dass der bekannteste Imbiss Singapurs seinen Michelin-Stern nun verloren hat – in der aktuellen Ausgabe des Guide Michelin wird „Hawker Chan“ nicht mehr mit eben solchem aufgeführt. Woran es gelegen habe, wisse man selber nicht, teilte ein Sprecher des Stands CNN mit. Aber man werde „weiterhin köstliche und erschwingliche Mahlzeiten servieren, denn das ist unsere Vision und Mission“.