19. Januar 2017, 11:50 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Jedes Mädchen will mal einer graziösen Wassernixe begegnen, ihre Flosse anfassen und mit ihr um die Wette schwimmen. In Floridas ältestem Themenpark Weeki Wachee Springs State Park wird genau das ermöglicht.
Mit Bikinioberteil und mit Schwanzflosse schweben sie durch das 22 Grad kalte Quellwasser. Ihre Augen funkeln, dank wasserfestem Make-up sitzt jeder Lidstrich. Die langen wallenden Mähnen schwimmen voluminös und schwerelos im kühlen Nass. Ein kurzer Zug aus dem Luftschlauch. Engelsgleich gleiten die Barbie-ähnlichen Nixen durch die Lagune, tanzen synchron eine Choreografie und winken lächelnd den kleinen Mädchen zu, die ihre winzigen Näschen an die Glasscheibe des großen Unterwasser-Theaters pressen. Sie sind gekommen, um Meerjungfrauen zu sehen.
Etwa eine Stunde nördlich von Tampa an der Kreuzung des Highway 19 und der State Road 50 in Spring Hill in Florida befindet sich der Weeki Wachee Springs State Park. Einst sollen mehr Alligatoren und Schwarzbären in der Region gelebt haben als Menschen. Heute ist Weeki Wachee offiziell „Die Stadt der lebenden Meerjungfrauen“, und zwar auf Staatskosten.
Und dann kam Walt Disney
Am 13. Oktober 1947 als Privatbesitz eröffnet, war die märchenhafte Wasserwelt der erste Freizeitpark Floridas überhaupt. Die Meerjungfrauen waren neu, innovativ und lockten in den 50er- und 60er-Jahren Hunderttausende Besucher aus dem ganzen Land vor die Glasscheibe des blau schimmernden Unterwasser-Theaters. Sie waren Heldinnen, Stars, Traumerfüllerinnen. Jedes Mädchen wollte sie sehen, jeder Mann seine Fantasien mit ihnen beflügeln. Sogar Elvis Presley, der King of Rock’n’Roll, soll einmal dort gewesen sein.
Doch im Oktober 1971 eröffnete Walt Disney seinen riesigen Themenpark in Florida. Damit begannen die Probleme. Das bunte Disney-World-Wunderland ist schließlich gerade einmal anderthalb Stunden Autofahrt von Weeki Wachee entfernt. Viele der kleineren Themenparks in Florida mussten in den folgenden Jahren schließen – der Weeki Wachee Springs State Park überlebte knapp und wurde 2008 von Florida aufgekauft, dadurch gerettet und kurzerhand zum State Park umbenannt.
Staat stützt Meerjungfrauen
Aber warum zahlt ein Staat für Meerjungfrauen? Und noch dazu für einen mehr als 60 Jahre alten Park, der schon mal bessere Zeiten gesehen hat? Parks wie dieser erhalten „nationalen Stolz, nationale Zufriedenheit und nationale Gesundheit“, ist man sich seitens der American State Parks sicher. Ein Besuch in einem der mehr als 7800 State Parks in den USA fördere die Liebe zum eigenen Land.
Mittlerweile zieht der Park an der Weeki Wachee Spring laut US-Sender „WUFT“ rund 400.000 Besucher im Jahr an. Bevor Weeki Wachee zum State Park wurde, kamen nur noch rund 160.000 Touristen pro Jahr. Das Staats-Konzept geht also auf.
Attraktionen an der Quelle
Die Hauptattraktion der magischen Wasserwelt sind und bleiben auch im Zuge weiterer Investitionen die Meerjungfrauen, die in der natürlichen Weeki-Wachee-Quelle schwimmen. Mehrere Monate trainieren die jungen Frauen, um hier dabei zu sein. Mindestens 18 Jahre alt müssen sie sein und einen Tauchschein mitbringen.
Täglich sprudeln rund 443 Millionen Liter frisches, klares Wasser aus einer unterirdischen Höhle. Die Nixen präsentieren Tanz- und Theater-Choreografien, wie „Die kleine Meerjungfrau“ oder „Der Zauberer von Oz“. Auch Schildkröten, Fische, Seekühe, Fischotter und sogar gelegentlich Alligatoren schwimmen im Becken mit den Meerjungfrauen.
Neben den Shows mit den beflossten Damen gibt es im Park noch eine Reptilien-Show. Außerdem kann am Buccaneer Bay auf einem Wasser-Abenteuer-Spielplatz und auf riesigen Röhren-Rutschen getobt oder auf weißem Sand relaxed werden. Und auch eine Bootstour auf dem Spring Hill River ist möglich.
Alternative zu Disneyworld und Sea world Freizeitparks in Orlando in Florida, die kaum jemand kennt
Sie verdient Geld damit! Wie aus einer Engländerin eine Meerjungfrau wurde
Weltweit 9 berühmte Attraktionen, die man 2024 nicht besuchen kann
Typisch Amerika: Fisch ist Geld
Typisch amerikanisch, werden die Meerjungfrauen und -prinzen zu kleinen Stars ernannt – sogar Autogrammkarten kann man vom Lieblings-Mermaid per Brief anfordern. Man setzt also auch hier, wie in alten Zeiten, auf die Macht der Heldinnen, Stars, Traumerfüllerinnen.
Persönliche Briefe an die Lieblingsmeerjungfrau seien ein idealer Weg für die Kinder „Schönschreiben zu üben“ und sich weiterzubilden. Beispielsweise könnten die graziösen Wasser-Wesen Fragen zum Schwimmen und zu Meerjungfrauen im Allgemeinen beantworten, heißt es auf der Internetseite des Parks. Na ja, typisch amerikanisch: Fisch ist Geld. Ein Besuch im Zoo ist sicher lehrreicher, aber Spaß machen Meerjungfrauen allemal, auch ohne Möchtegern-Biologie-Unterricht vom kostümierten Fabelwesen.