28. Februar 2017, 14:07 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Der Berg Adam’s Peek ist ein magischer, stets von Nebel verhangener Ort. Laut der Legende kommen alle Schmetterlinge der Insel hierher, um zu sterben. Dass jedes Jahr aber auch tausende Buddhisten, Hindus, Christen und Muslime den Berg besteigen, hat einen anderen Grund.
Adam’s Peak, der Berg, der sich grün, stolz und meist nebelverhangen in der Mitte des Hochlandes von Sri Lanka erhebt, ist eine Pilgerstätte für Buddhisten, Hindus, Muslime und Christen zugleich.
Auf dem Gipfel steht ein von Mönchen bewohntes Kloster, in dem sich ein 1,8 Meter langer Fußabdruck (singhalesisch„Sri Pada“) im Stein befindet, der von Buddhisten als der Fußabdruck des Buddha verehrt wird. Hindus dagegen, die zweit größte Religionsgemeinschaft Sri Lankas, halten die Spur für den Fußabdruck des vielarmigen Gottes Shiva. Muslime und Christen sehen darin den Fußabdruck des ersten Menschen Adam. Als Gott ihn und Eva aus dem Paradies verstieß, sei dies der Ort gewesen, an dem Adam das erste mal die Erde betrat, sagt die singhalesische Legende. Woher der Abdruck tatsächlich stammt, weiß niemand mit Sicherheit zu sagen.
Obwohl alle Religionen den Abdruck anders interpretieren, pilgern ihre Anhänger friedlich und gemeinsam den Berg hoch. Kein einfaches Unterfangen: Der Berg ist 2.450 Meter hoch, sehr steil und durch den ständigen Nebel und Regen herrscht ein schwüles, drückendes Klima. Generell ist ein Aufstieg nur in den Monaten Dezember bis Mai möglich: Im Rest des Jahres sind die Wetterbedingungen zu extrem, um die gefährliche Kletterpartie zu wagen.
Aufstieg bei Nacht lohnt sich
Die meisten Touristen, die den Berg besteigen, tun dies bei Nacht. Dies hat zwei Gründe: Erstens ist es tagsüber meist zu heiß für einen Aufstieg, zweitens kommt man, wenn man sich gegen 2 Uhr nachts auf die Wanderung begibt, rechtzeitig zum Sonnenaufgang auf dem Gipfel an: Die Morgenröte kann man dann zusammen mit der spektakulärsten Aussicht der gesamten Insel bewundern.
Jeder, der den Aufsteg vollbracht hat, darf außerdem eine der Glocken des buddhistischen Tempels läuten. Der Gong hallt durch die Berge und erfüllt mit Stolz. Diesen Moment hat man sich verdient: Selbst wenn man die leichteste der vier möglichen Aufstiegsrouten wählt, so steigt man bei starkem Wind und heftigem Regen mindestens 1.700 steinerne Stufen hinauf, die in einem schlechten Zustand sind. Außerdem bewegt man sich im Dunst des Nebels und der Dunkelheit der Nacht. Selbst mit einer Lampe ist es sehr schwierig zu sehen, wohin man tritt. Die meisten Wanderer leiden tagelang nach dem Auf- und Abstieg des Berges an starken Knieschmerzen. Ein guter Tipp, um bei all der Anstrengung zumindest das zu vermeiden: seitwärts gehen!
Für Buddhisten ist der Aufstieg Pflicht
Hat man den Aufstieg trotz allem geschafft, wird man von in Orange gewandeten Mönchen begrüßt. Alle Pilger tummeln sich um den angeblichen Fußabdruck Buddhas (beziehungsweise Adams oder Shivas). Dass die meisten Pilger Buddhisten sind, liegt daran, dass auf Sri Lanka jeder Buddhist einmal in seinem Leben die Wanderung machen muss, ähnlich wie Muslime einmal in ihrem Leben nach Mekka pilgern sollen, während er für die anderen Konfessionen kein zentrales Heiligtum darstellt.
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Will man an den Schrein der Buddhisten treten, empfiehlt es sich, ihre Regeln zu befolgen: Das beeinhaltet, eine Gabe in Form von Blumen vor den heiligen Abdruck niederzulegen, sich vor ihm zu verbeugen und Geld an die Mönche zu spenden. Für nicht religiöse Bergsteiger ist dies jedoch nicht wirklich der Mühe wert, denn der Abdruck wird meistens von Stoffen bedeckt. Für die meisten Touristen ist die wilde Natur des Berges ohnehin weitaus beeindruckender: Auch an sehr nebligen Tagen beeindrucken die Wasserfälle, in Stein gehauenen Statuen und die geheimnisvolle Atmosphäre des Berges.
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Wanderung der Schmetterlinge
Doch neben dem Glauben an einen heiligen Fußabdruck und der Schönheit des Berges gibt es noch einen dritten Grund, warum Menschen seit Jahrhunderten Adam’s Peak erklimmen: Ein anderer Name, den die Singhalesen ihm gegeben haben, lautet Samanalakanda, was so viel bedeutet wie Schmetterlingsberg. Sri Lanka ist die Heimat von über 245 verschiedenen Schmetterlingsarten. Kaum irgendwoanders leben so viele von den farbenfrohen Faltern wie auf der Insel im Indischen Ozean. Zweimal im Jahr gibt es in Sri Lanka eine riesige Wanderung der kleinen Flieger, die direkt über den heiligen Berg führt. Wenn man Glück hat, kann man also im Frühling riesige Schwärme von bunten Schmetterlingen in den Wäldern von Adam’s Peak bewundern.
Einer anderen Legende nach kommen die Schmetterlinge außerdem auf den Berg, um ihre letzte Ruhe zu finden. So nahe am Paradies, wie es eben geht.