26. Oktober 2019, 6:09 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Ab sofort darf niemand mehr auf den Uluru in Australien klettern – kurz zuvor war der Ansturm auf Australiens Heiligen Berg noch einmal gewaltig. Für die Ureinwohner ist die Entscheidung ein wichtiger Schritt, den sie schon lange gefordert hatten. Wer zukünftig doch auf den Berg steigt, riskiert eine heftige Geldstrafe.
Das Klettern auf Australiens Heiligen Berg, den Uluru oder Ayers Rock, ist ab sofort verboten. Hintergrund ist die Forderung von Ureinwohnern Australiens, genauer: vom Aborigines-Stamm der Anangu, die seit mindestens 30.000 Jahren in der Nähe des Bergs leben. Der Vorsitzende der Anangu, Sammy Wilson, sagte bereits 2017: „Das ist für uns heiliges Gelände. Kein Spielplatz und auch kein Themenpark wie Disneyland.“ Diesem Drängen hat das zuständige Uluru-Kata Tjuta National Park Board jetzt nachgegeben und, wie es auf der offiziellen Webseite heißt, die Klettertour „permanent“ verboten. Es ist ein symbolischer Tag, denn der 26. Oktober markiert gleichzeitig den 34. Jahrestag der Rückgabe des Territoriums an die Aborigines.
Zur Begründung für die Entscheidung heißt es: „Was für Touristen eine Klettertour ist, ist von großer spiritueller Bedeutung für die Anangu. (…) Die Anangu bitten Menschen, die ihr Land besuchen, ihre Wünsche, ihre Kultur und ihr Gesetz zu respektieren und nicht auf den Uluru zu steigen.“ Der Bann wurde bereits bei einer Abstimmung 2017 beschlossen, jetzt ist er gültig. Ausgerechnet am letzten Tag, an dem die Besteigung erlaubt sein sollte, wurde sie dann aber von Rangern wegen zu riskanter Wetterbedingungen, nämlich starken Winden, zeitweise untersagt.
Verbot löst Ansturm aus
Leider führte das Besteigungsverbot in den vergangenen Monaten und Tagen vor dem Inkrafttreten noch einmal zu einem beispiellosen Run auf den Berg.Touristenmassen drängelten sich den Uluru hoch, nicht wenige hinterließen dabei auch Müll oder Fäkalien – leider ein bereits seit langem bestehendes Problem. Auf einem Twitter-Foto, das der australische Journalist Rohan Barwick am 10. Juli 2019 postete, ist eine lange Schlange beim Aufstieg zu sehen. Der Fotograf, Glenn Minett, sagte der „BBC“, die nahe gelegenen Campingplätze „platzen aus allen Nähten“.
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Einige Urlauber campten sogar illegal in der Nähe, laut der australischen Webseite „News“ hätten alleine in der letzten Woche vor dem Verbot an mindestens zwei Tagen etwa 1000 Menschen den Uluru sprichwörtlich gestürmt. An „normalen“ Tagen seien es immer noch 300 bis 500 Menschen, im Vergleich zu durchschnittlich etwa 140 pro Tag vor Bekanntgabe des Verbots. In den letzten sechs Monaten vor dem Bann seien jeweils etwa 10.000 Besucher mehr gekommen als in den Vorjahren. Alleine im Juli seien es 57.000 gewesen, im Vergleich zu 42.000 im Juli 2018. Sammy Wilson rechtfertigte die Entscheidung mit folgenden Worten: „Wenn ich in ein anderes Land reise und es dort eine heilige Stätte, einen Ort mit eingeschränktem Zugang gibt, dann betrete ich diesen auch nicht oder klettere drauf, sondern respektiere ihn … Wir stoppen nicht den Tourismus, nur diese spezielle Aktivität.“
Entsetzen auch im Netz
Auch im Netz löst der Ansturm auf den Berg einen Sturm der Entrüstung aus – so schreibt ein User auf Twitter zu einem Bild, das eine Menschenmasse beim Aufstieg zeigt: „Haben sie in ihrem Leben so wenig Freude, sich gegen eine 60.000 Jahre alte Kultur zu wenden, um ihre persönlichen Bedürfnisse zu erfüllen?“
Eine andere meint: „Die Bilder der Menschen, die den Uluru gegen den ausdrücklichen Wunsch der Ureinwohner besteigen, verfolgt und beschämt mich als Australierin. Es ist eine Herausforderung für uns alle, den Stimmen der Ersten Australier noch lauter Gehör zu verschaffen und das Verbot, diesen heiligen Ort zu besteigen, aktiv zu unterstützen.“
Nach Angaben des Nationalparks besuchten 2019 395.000 Touristen den Uluru, was 20 Prozent mehr sind als im Vorjahr. 13 Prozent von ihnen unternahmen auch die Klettertour. Das Verbot dient laut Behörden auch der Sicherheit, denn immer wieder war es bei Besteigungen zu Verletzungen oder gar Todesfällen gekommen – insgesamt kamen hier seit der Eröffnung des Kletterpfades im Jahr 1964 schon 37 Menschen ums Leben, die meisten von ihnen starben an einem Herzinfarkt.
Wer nach dem 26. Oktober den Uluru trotz Verbots besteigt, muss laut „News“ mit einer Geldstrafe von bis zu 10.000 Dollar (knapp 9000 Euro) rechnen. Der Bann wird laut Erwartungen der Parkverwaltung zu einem Besucherrückgang vor allem bei ausländischen Touristen führen. Am Fuß des Uluru soll nun ein Zaun aufgestellt werden, Wachpersonal in der Gegend patrouillieren.
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Wissenswertes über den Uluru
Doch warum eigentlich die ganze Aufregungen um den Berg? Den Aborigines gilt der Uluru als Heiliger Berg, sie glauben, ihre Vorfahren hätten ihn in grauer Vorzeit erschaffen – uralt ist er tatsächlich, nämlich laut „News“ 500 Millionen Jahre. Zum Vergleich: Die Dinosaurier starben vor etwa 66 Millionen Jahren aus. Damals gehörte der Uluru zu einer Bergkette namens Petermann Ranges, die wohl so hoch wie heute der Himalaya war, er erodierte aber sehr schnell, da jeglicher Bewuchs fehlte. Durch weitere geologische Prozesse erhielt er sein Aussehen und seine Form – dabei lag er zeitweise sogar unter den Wassern eines Urmeeres im australischen Inland.
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Anreise
Die meisten Touristen, die den Uluru besuchen wollen, reisen über Alice Springs an – von dort ist es noch eine fünfeinhalbstündige Reise. Der Uluru ist ein sogenannter Inselberg aus Sandstein, der je nach Tageszeit und Einfallswinkel der Sonne seine Farbe zu wechseln scheint. Er ist von der Unesco als Welterbe anerkannt und 348 Meter hoch, 3,6 Kilometer lang und 2,4 Kilometer breit. Sein Gewicht schätzen australische Geologen auf knapp anderthalb Milliarden Tonnen. Übrigens: Die für den Uluru typische rote Farbe ist Rost – die eisenhaltigen Mineralien im Sandstein oxidieren und haben den Fels über die Jahrmillionen rostrot gefärbt. Wer den Uluru-Kata Tjuta National Park zukünftig besuchen möchte, findet hier eine Liste der Eintrittspreise.