9. Mai 2023, 12:24 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Großes Naturkino für kleines Geld: Wer einen Aktivurlaub in den Bergen machen möchte, findet in Polen eine schöne und in Deutschland kaum bekannte Alternative zu den Alpen. Ob Wandern oder Wintersport, im „kleinsten Hochgebirge der Welt“ ist für jeden Outdoor-Fan etwas dabei.
Wer einen Urlaub in den Bergen plant, denkt wahrscheinlich an die Schweiz, Österreich, Italien oder auch in Bayern. Wenig verwunderlich, denn in den Alpen gibt es weltweit bekannte Gipfel, hier kann man im Sommer sowohl wandern als auch im Winter Ski fahren. Der Nachteil: Der Status der Alpen bringt auch einen gewissen Preis mit sich, und so sind viele der Ziele leider alles andere als günstig. Doch wie wäre es mit einem Urlaub in der Hohen Tatra, der günstigen Alternative zu den Alpen?
Bei der Hohen Tatra, die sich vom Süden Polens aus bis in die Slowakei erstreckt, handelt es sich nicht nur um ein Unesco-gewürdigtes, internationales Biosphärenreservat. Sie gilt auch als das „kleinste Hochgebirge der Welt“. Und klein sind auch die Preise auf der polnischen Seite, obwohl mit Zakopane der wohl beliebteste Urlaubsort der Polen direkt am Fuße der Berge liegt.
Tradition und Idylle
Zakopane ist eigentlich ein verschlafenes, kleines Nest, geprägt von romantischen, alten Holzhäusern und dem Blick auf die nahen Berge. Die Einheimischen hier nennen sich selbst „Gorale“, was man wohl am besten mit „Bergleute“ übersetzen kann. Nicht selten pflegen sie noch ihren traditionellen Kleidungsstil wie auch ihre melancholische Musik, die natürlich oft von den Bergen und dem Leben mit der Natur handelt. In vielen Restaurants in der Innenstadt von Zakopane gibt’s die regionstypischen Spezialitäten, zum Beispiel Oscypek, einen geräucherten Käse.
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Übrigens: Auch wenn Zakopane und die Hohe Tatra in Deutschland relativ unbekannt sind, kommen im Sommer wie im Winter viele Polen zum Jahresurlaub hierher. Dadurch wirken manche Wanderwege fast wie mehrspurige Autobahnen für Menschen.
Der „Morskie Oko“ – der beliebteste See der Hohen Tatra
Die wohl beliebteste Wanderung führt zu einem Bergsee namens „Morskie Oko“, übersetzt „Meeres-Auge“, dessen Blau mit Worten nur schwierig zu beschreiben ist, daher möchte ihn auch jeder Besucher „live“ sehen. Der Andrang ist giantisch. Das liegt auch daran, dass neben den klassischen Wanderwegen auch eine asphaltierte Straße hinauf zum See führt – und wer noch nicht einmal diese selbst bewältigen möchte, kann sich mit einer Pferdekutsche chauffieren lassen.
Wer solche Massen jedoch scheut und auf einer deutlich längeren Wanderung lieber relativ ungestört die Natur genießen möchte, sollte den Weg in Richtung „Dolina Pięciu Stawów“, übersetzt etwa „die fünf Seen“, nehmen. Durch unberührten Wald schraubt sich ein Wanderpfad vom Tal aus immer weiter in die Höhe, flankiert von zerklüfteten Bergen, in denen man auch Gämse kraxeln sehen kann. Bevor man die fünf Seen erreicht, die sich auf einem Hochplateau wie eine Perlenschnur aneinanderreihen, passiert man ein wahres Naturschauspiel, nämlich den mit 70 Meter höchsten Wasserfall Polens, den Wielka Siklawa. Hier kann man wunderbar rasten und die Füße im frischen Bergwasser kühlen.
Der Zauber des Meeres-Auges
Oben angekommen, wartet bei den Seen eine bewirtschaftete Hütte auf Besucher, in der man sich stärken kann. Von hier aus ist es bis zum „Morskie Oko“ nicht mehr weit. Allerdings muss man noch eine wahrhaft schweißtreibende Steigung bewältigen, die je nach Fitness-Level sicher eine Stunde in Anspruch nehmen kann – dafür werden die Ausblicke auf die Seen und die umliegende Bergwelt umso sensationeller, desto höher man steigt. Insgesamt lässt man auf der bis zu zehnstündigen Wanderung mehrere Täler hinter bzw. unter sich.
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Wenn dann aus der Ferne und Höhe das Meeres-Auge zum ersten Mal aufschimmert, geht es nur noch bergab, und so genießt man schon bald den Ausblick vom Ufer auf das herrliche Blau, eingerahmt von einigen der höchsten Berge Polens. Hier gibt es eine Ausflugshütte für ein deftiges Essen und ein Wander-Bier.
Täler und Höhlen
Nicht ganz so hoch hinaus führt der Weg auf den „Gubałówka“, den Hausberg von Zakopane. Ihn erreicht man auch ganz gemütlich mit einer Kabinenbahn oder einem Sessellift. TRAVELBOOK-Geheimtipp: Wenn Sie mit der Bahn fahren wollen, sichern Sie sich Ihren Fahrschein am besten bereits einen Abend zuvor am Ticketautomaten, so vermeiden sie die tagsüber oft langen Warteschlangen. Auf dem Berg gibt’s dann so etwas wie einen Dauer-Jahrmarkt. Zahllose kleine Restaurants, Fressbuden und Souvenirstände mit unglaublichem Kitsch buhlen lautstark und farbenfroh um die Aufmerksamkeit der Gäste. Etwas abseits genießt man dann schon wieder den ruhigen und ungestörten Blick auf die dem „Gubałówka“ gegenüberliegende Bergkette, und spaziert über blühende Wiesen.
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Durch das „Märchental“ wandern
Eine Wanderung, die weitestgehend im Flachland verläuft, ist die Tour durch das „Koscielska Dolina“, das „Märchental“. Auf einem gut ausgebauten Schotterweg geht es entlang eines rauschenden Baches in Richtung der Berge, wobei entlang des Weges einige Höhlen auf Besucher warten, die über dem Tal liegen. Leider ereilte mich auf meiner Tour hier ein sintflutartiger Sommerregen, so dass ich nicht weit kam, doch für Besucher mit etwas mehr Wetter-Glück gibt es am Ende des Tals einmal mehr eine Wanderhütte, in der man sich für den Heimweg stärken kann.
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Beliebt ist Zakopane aber auch wegen seines ausschweifenden Nachtlebens, was die zahlreichen Diskotheken entlang der Haupteinkaufsstraße belegen. Für Touristen ist der Ort auch deshalb interessant, weil er nur ein paar Fahrtstunden entfernt von der wunderschönen Metropole Krakau liegt. Zieht man jetzt noch in Betracht, dass man auch in der Hochsaison eine Unterkunft ab etwa 30 Euro pro Nacht finden kann, wird endgültig klar: Die Hohe Tatra ist eine echte Alternative zu den Alpen – und zudem eine günstige.