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Scapa Flow in Schottland

Der Schiffsfriedhof, der heute ein spektakulärer Tauchspot ist

Scapa Flow
Der Scapa Flow ist ein Gewässerabschnitt vor den Orkney-Inseln. Wegen seiner Lage wurde er von der britischen Marine in den beiden Weltkriegen als Naturhafen genutzt. Foto: Getty Images
Robin Hartmann Autorenkopf
Freier Autor

13. Oktober 2022, 12:30 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

In dem Gewässerabschnitt Scapa Flow vor den schottischen Orkney-Inseln liegt einer der spektakulärsten Tauchspots Europas. Erfahrene Sportler können hier mehrere Wracks deutscher Kriegsschiffe bestaunen. Die Geschichte, warum sie dort liegen, führt zurück zu einer wahrhaft wahnsinnigen Aktion.

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In der oft sturmgepeitschten See des Atlantiks liegt vor den zu Schottland gehörenden Orkney-Inseln der Scapa Flow. Ein ganz besonderer, mehr als 300 Quadratkilometer großer Gewässerabschnitt, eine Art Naturhafen vor den beiden Hauptinseln der Orkneys. Doch was ihn so einzigartig macht, befindet sich unter Wasser. Ein Schiffsfriedhof, der zu den wohl spektakulärsten Tauchspots Europas, wenn nicht weltweit, zählt. Die Geschichte seiner Entstehung erzählt von einem vergessenen Kapitel des Ersten Weltkrieges.

Laut der offiziellen Seite des Ortes stammt der Name Scapa Flow vom nordischen Wort Skalpaflói ab, was so viel bedeutet wie „Die Bucht der langen Landenge“. Demnach wurde der Ort erstmals um 1800 von der britischen Admiralität als strategischer Naturhafen in den napoleonischen Kriegen genutzt. Bei einer Tiefe von bis zu mehr als 40 Metern ließ man hier Handelsschiffe ankern, bevor diese zu den baltischen Nordsee-Häfen aufbrachen. Doch seinen Platz in den Geschichtsbüchern sollte Scapa Flow erst 1919 endgültig einnehmen.

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Die deutsche Flotte versenkte sich selbst

Scapa Flow
Am 21. Juni 1919 versinkt die deutsche Hindenburg zusammen mit 51 anderen deutschen Kriegsschiffen im Scapa Flow Foto: Getty Images

Denn während des Ersten Weltkrieges verlegte die britische Flotte ihren Stützpunkt in den schwer zugänglichen Scapa Flow. Auch alte Verteidigungsanlagen an Land wurden zu dieser Zeit wieder in Betrieb genommen. Nachdem Deutschland bereits 1918 seine Niederlage in dem Krieg unterzeichnen musste, wurden die Schiffe der deutschen Marine mit ihrer Besatzung an Bord dort als Kriegsgefangene festgehalten. Und so kam es am 21. Juni 1919 zu einem der größten Schiffsunglücke in der Weltgeschichte.

Wobei das Wort „Unglück“ irreführend ist, denn tatsächlich handelte es sich um eine angeordnete Tragödie. Der Befehlshaber der deutschen Marine im Scapa Flow, Admiral Ludwig von Reuter, glaubte nämlich zu diesem Zeitpunkt, die Friedensverhandlungen mit den Siegermächten seien gescheitert. Um zu verhindern, dass „seine“ Schiffe endgültig dem Feind in die Hände fielen, ließ er sie auf seinen Befehl hin kurzerhand versenken. An diesem Tag fanden 52 deutsche Kriegsschiffe ihr nasses Grab in den Wassern des Scapa Flow. Es handelt sich hierbei bis heute um den größten jemals verzeichneten Untergang.

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Tragische Unglücke

Bereits während des Ersten Weltkrieges war es aber im Scapa Flow zu zwei tragischen Unglücken mit jeweils Hunderten von Toten gekommen. 1916 sank das Schiff des damaligen britischen Kriegsministers Kitchener, die „HMS Hampshire“, innerhalb von nur 20 Minuten, 737 Männer starben. 1917 dann explodierte die „HMS Vanguard“, von den 843 Männern an Bord überlebten nur zwei. Und auch während des Zweiten Weltkrieges sollte der Scapa Flow noch einmal auf tragische Weise auf der Weltbühne erscheinen.

In der Nacht vom 13. auf den 14. Oktober 1939 wurde die im Scapa Flow vor Anker liegende britische „HMS Royal Oak“ von dem deutschen U-Boot U-47 versenkt. 834 Männer starben bei dem Angriff. Von dem Hafen aus starteten aber auch die Briten zahlreiche ihrer Attacken auf deutsche Schiffe wie die „Bismarck“ und die „Tirpitz“. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges dann zogen die bis zu 12.000 vorher hier stationierten Soldaten wieder von den Orkneys ab. Erst später machte der Scapa Flow wieder von sich reden  – und zwar als einer der spektakulärsten Tauchspots der Welt.

Einer der spektakulärsten Tauchspots der Welt

Scapa Flow
Tauchen im Scapa Flow ist seit den 1970er Jahren beliebt, wie hier am Wrack des deutschen Kriegsschiffes Seydlitz Foto: Getty Images

„Seit den 1970er Jahren hat das Tauchen im Scapa Flow eine große Beliebtheit erlangt“, so David Flanagan, ein Sprecher des Tourismusbüros der Orkney-Inseln, auf TRAVELBOOK-Anfrage. „Jedes Jahr kommen mittlerweile etwa 2400 Taucher.“ Und die bestaunen die Wracks der deutschen Kriegsschiffe. Denn von den 52 damals versenkten Booten haben sieben bis heute „überlebt“, rosten auf dem Meeresboden eindrucksvoll vor sich hin. Die Tauchsaison auf den Orkney-Inseln dauert normalerweise von Ostern bis in den frühen November.

Flanagan verweist auf die zahlreichen Tauch-Agenturen, die auf den Orkney-Inseln auch Anfänger so ausbilden, dass diese zu den deutschen Wracks hinabtauchen können. „Scapa Flow ist eigentlich für erfahrene Taucher und birgt ein gewisses Risiko, aber unsere Agenturen sind sehr erfahren und bieten ein gutes Training an. Zudem gibt es aber auf den Orkneys auch noch andere Tauchspots für jeden Erfahrungsgrad.“

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Auch über Wasser viel zu sehen

Orte wie die Churchill Barriers, Yesnaby und Inganess eigneten sich darüber hinaus auch für Schnorchler. Ob tauchen oder schnorcheln, tapfer müssen alle sein, die auf den Orkneys ins Wasser steigen wollen. Die Temperaturen erreichen hier laut der offiziellen Webseite der Inseln maximal 13 Grad Celsius. Es lohnt sich dennoch, denn neben den deutschen Wracks gibt es noch zahlreiche andere gesunkene Schiffe im Scapa Flow und weiteren Orten der Orkneys zu besuchen.

Diese haben zudem nicht selten einer faszinierenden Meeresflora und -fauna eine neue Heimat gegeben. So wachsen auf zahlreichen der Wracks mittlerweile Korallenriffe. Auch verschiedene Quallenarten schweben durch das kalte Wasser, genauso Fischspezies wie Dorsch und Pollack, aber auch Robben und sogar Haie. Die Orkney-Inseln erreicht man von Schottland aus mit der Fähre. Die Inseln sind seit mindestens 5000 Jahren besiedelt. Wer nicht tauchen möchte, besucht zum Beispiel eine der zahlreichen Ausgrabungsstätten. Sowohl per Flugzeug als auch zu Wasser erreicht man die Orkneys vom schottischen Festland bestenfalls in 45 Minuten.

Die Empfehlungen von David Flanagan für eine zuverlässige Tauchagentur:

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