1. August 2023, 16:58 Uhr | Lesezeit: 9 Minuten
Riga wird oft als die Perle des Baltikums bezeichnet. Ein Ruf, den die Hauptstadt Lettlands zu Recht hat, wenn es nach den TRAVELBOOK-Autorinnen Sabine Winkler und Larissa Königs geht. Egal, ob Sommer oder Winter, besticht die Stadt mit einer Mischung aus lettischer Gemütlichkeit, hanseatischer Architektur, sowjetischen Überbleibseln und europäischer Moderne. Was man bei einem Besuch nicht verpassen sollte: TRAVELBOOK verrät Reisetipps für ein Wochenende in der lettischen Stadt!
Mit rund 627.487 Einwohnern ist Riga gar nicht so klein und kann mit anderen europäischen Topreisezielen mithalten. Für alle digitale Nomaden hat die Stadt zudem einen klaren Vorteil: Überall gibt es rasend schnelles mobiles Internet – und da Lettland Mitglied der Europäischen Union ist, können Sie hier Ihren deutschen Mobilvertrag wie gewohnt nutzen. Aber es gibt noch mehr Gründe für ein schönes Wochenende in Riga.
Übersicht
Was man an einem Wochenende in Riga unbedingt sehen sollte
Die Parks im Herzen der Stadt
Der Basteiberg sowie der Kronvalda-Park gehören zu den schönsten Parkanlagen Europas. Wenn Sie unschlüssig sind, was Sie an einem Wochenende in Riga als Erstes unternehmen sollen, ist das der perfekte Einstieg, um die Stadt kennenzulernen. Romantisch schlängeln sich die beiden Parks durch die Hauptstadt, entlang an zahlreichen Kanälen, die in den Fluss Düna münden. Hier gelangen Sie auf direktem Weg von Rigas Shopping-Meile in eine Ruheoase und können gemütlich bis zur lettischen Nationaloper flanieren.
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Die Altstadt von Riga
Von den Parks aus gelangt man direkt in die Altstadt von Riga, in der sich die meisten Sehenswürdigkeiten der Stadt befinden. Ein Vorschlag für einen Spaziergang: Starten Sie am lebhaften Livu-Platz, der mit den vielen farbenfrohen Häusern, darunter die kleine und große Gilde, eine schöne erste Fotokulisse ist. Von hier aus geht der Weg vorbei am bekannten Rigaer Katzenhaus, das seinen Namen den zwei buckelnden Katzen auf dem Dach verdankt. Einst ließ ein wohlhabender Kaufmann die Tiere auf dem Dach anbringen und mit dem Hinterteil in die Richtung seiner Widersacher zeigen. Die zogen deswegen sogar vor Gericht – jedoch ohne Erfolg, denn es wurde geurteilt, den „Tieren“ könnte nicht vorgeschrieben werden, wo sie sich wie aufhalten.
Weiter geht es zum Pulverturm und dem Schwedentor, die Teil der mittelalterlichen Stadtmauer waren, entlang des Rigaer Doms aus dem 13. Jahrhundert, bis zu den „drei Brüdern“. Dabei handelt es sich um drei aneinandergrenzende Häuser, deren Geschichten bis ins 15. Jahrhundert zurückgehen, und die für die traditionelle Architektur Rigas stehen. Wie viele Gebäude der Altstadt wurden sie im Zweiten Weltkrieg zerstört und danach neu erbaut. Das gilt auch für eines der schönsten Gebäude der Altstadt, dem Schwarzhäupterhaus. Im 14. Jahrhundert erstmals urkundlich erwähnt, war es einst Zentrum der Hansekaufleute in Riga und erinnert deswegen mit seiner hanseatischen Bauweise an viele deutsche Ostseestädte, etwa Lübeck. Nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg wurde es anlässlich des 800. Geburtstags von Riga aufwendig rekonstruiert und schmückt seit dem Jahr 1999 wieder den Rathausplatz (großes Foto oben).
Als Abschluss des Altstadtspaziergangs eignet sich die St. Peters Kirche, von deren Turm man eine atemberaubende Aussicht auf die Altstadt hat. Der Eintritt für Kirche und Plattform kostet knapp 15 Euro pro Person, aber es lohnt sich. Auf der Kirchturmspitze thront übrigens der größte Hahn in der Rigaer Altstadt, neben den bereits erwähnten Katzen ein weiteres Symbol der Stadt.
Das Jugendstilviertel
Riga ist die Jugendstilhauptstadt Europas: Nirgendwo sonst gibt es eine solche Dichte der aufwendigen Bauten aus der Zeit zwischen 1890 und dem Ersten Weltkrieg, als Riga eine wirtschaftliche Blütezeit erlebte. Herzstück des Jugendstilviertels ist die Alberta iela. Hier finden sich besonders viele der aufwendigen Fassaden, die vor Ornamenten, floralen Elementen, kunstvollen Balkonen und teils sogar „falschen“ Stockwerken, die lediglich der Dekoration dienen, nur so strotzen. Am beeindruckendsten sind die Gebäude des Architekten Mikhail Eisenstein, darunter etwa das weltberühmte Haus Nummer 12. in der Alberta ieala. Wer ein Wochenende in Riga verbringt, sollte unbedingt durch das Jugendstilviertel spazieren – für Architekturfans gleicht es einem Freilichtmuseum.
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Das Okkupationsmuseum
Um Lettlands größte Stadt wirklich zu verstehen, empfiehlt sich zudem ein Besuch des Okkupationsmuseums. Die kleine Nation im Baltikum war nämlich von 1940 bis 1991 fast ununterbrochen besetzt, von 1940 bis 1941 erst von der Sowjetunion, ab 1944 bis 1945 von den Nationalsozialisten und dann gehörte es wieder zur Sowjetunion. Umso besser können Sie im Anschluss verstehen, wieso die Letten ihre Unabhängigkeit seit 1991 stolz feiern.
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Der Zentralmarkt von Riga
Wenn das Wetter mal nicht mitspielen sollte und es regnet, besuchen Sie den Zentralmarkt in Riga! Der größte Lebensmittelmarkt Lettlands befindet sich in zwei alten Zeppelinhallen, die von 1922 bis 1930 zu einem Markt umgebaut werden. Hier bekommen Sie alles, was das Gourmet-Herz begehrt, Gemüse, Milch, Fleisch oder Fisch. Diverse Gastro-Angebote runden das Erlebnis ab. Veganer, Vegetarier und alle, die eher zartbesaitet ist, sollten die Fleisch- und Fischabteilung allerdings lieber meiden. Das Fleisch hängt von der Decke und die Fische atmen noch im Eis.
Restaurant-Tipps für Riga
Zum Frühstück lohnt sich ein Abstecher ins kleine Café Rosmarine. Das überzeugt nicht nur mit der niedlichen Einrichtung mit vielen nautischen Elementen und zahlreichen Pflanzen, sondern auch mit der großen Auswahl und dem guten Kaffee. Empfehlenswert sind vor allem die Syrniki bzw. Biezpiena plācenīši, kleine Quark-Pfannkuchen, die mit Schmand und frischen Beeren serviert werden. Noch süßer wird es im Mulberry im Rigaer Diplomatenviertel. Die Konditorei bietet eine Vielzahl zuckriger Sünden an, probieren Sie auf jeden Fall das Pistazien-Törtchen oder ein Stück der Napoleon-Torte.
Hervorragende Restaurants finden Sie in einer kleinen, unscheinbaren Seitenstraße mit dem Namen Peldu iela. Neben vielen coolen Bars, Clubs und Restaurants befindet sich hier auch der Folkklubs ALA. In dem Keller gibt es Livemusik und uriges Ambiente mit Folklore-Kitsch. Schicker wird es Restaurant Riviera, das laut Tripadvisor zu den 20 besten Restaurants der Stadt gehört. Zurecht – die mediterrane Küche ist exzellent, das Interieur überzeugend und der Service zuvorkommend. Grundsätzlich schmeckt alles hervorragend, wer etwas regionale Küche probieren möchte, sollte die geschmorten Bäckchen nehmen.
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Ausflugstipps rund um Riga
Den stilvollen Badeort Jūrmala besuchen
Wenn Sie genug Zeit haben, sollten Sie sich in den Zug setzen und Richtung Ostsee fahren, am besten nach Jūrmala. Die Fahrt dauert etwa 50 Minuten. Einst befand sich hier der Badeort der Reichen und Schönen aus Riga, heute ist es ein beliebtes Wochenendausflugsziel der Letten. Zahlreiche Holzvillen zeugen vom früheren Glanz. Der Sandstrand ist 25 Kilometer lang und im Winter oft mit Schnee bedeckt – ein tolles Naturschauspiel!
Ins lettische Versailles, das Schloss Rundāle, fahren
Wer schon einmal in Riga war und an dem Wochenende noch etwas mehr Zeit findet, kann mit dem Auto von Riga aus in einer Stunde das „lettische Versailles“ in der Region Semgallen erreichen, das Schloss Rundāle. Erbaut im 18. Jahrhundert von dem Architekten Francesco Bartolomeo Rastrelli, der auch den Winterpalast in Sankt Petersburg entwarf, gilt es als eines der herausragendsten Beispiele für Barockarchitektur im Baltikum. Heute ist das gesamte Schloss ein Museum, jeder Innenraum wurde aufwendig restauriert oder rekonstruiert. Besonders beeindruckend ist der Spiegelsaal und der weiße Saal, in dem heute immer wieder Hochzeiten stattfinden. Aber auch die kleineren Räume überzeugen mit ihrem aufwendigen Dekor und sind mitunter, wie das Rosenzimmer, weltberühmt. Wer Zeit hat, kann im Anschluss durch den angrenzenden Schlossgarten spazieren, der jedoch, im Gegensatz zum Schloss, nicht zwangsläufig mit dem französischen Vorbild mithalten kann.
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Entspannt am kilometerlangen Strand von Saulkrasti wandern
Die kleine Küstenstadt Saulkrasti liegt etwa 50 Kilometer nordöstlich von Riga und ist dank scheinbar unendlicher Ostsee-Strände ein beliebtes Ziel für Urlauber. Besonders schön ist es in Pabaži, auf Deutsch auch Katharinenbad genannt. Der Name geht auf Katharina die Große zurück, die hier im Jahr 1764 zum Baden herkam. 1950 wurde der Ort von Saulkrasti eingemeindet. In Pabaži mündet der Fluss Inčupe in den Rigaischen Meerbusen und es gibt, neben dem breiten Sandstrand, eine wunderschöne, von Kiefern übersäte Dünenlandschaft, die man auf einem relativ neu angelegten Holzsteg problemlos durchwandern und den Ausblick auf die Ostsee genießen kann. In Saulkrasti findet sich im Fahrradmuseum auch die einzige Sammlung historischer Fahrräder Lettlands, die liebevoll seit Jahrzehnten privat kuratiert wurde. Zwar ist das „Museum“ überschaubar, es handelt sich im Prinzip nur um einen einzigen Raum, für Technik-Fans lohnt sich ein Besuch aber dennoch.
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Wie viel kostet ein Wochenende in Riga?
Riga ist günstig. Das zeigt sich schon beim öffentlichen Nahverkehr. Der ist das beste Fortbewegungsmittel in der Stadt, auch wenn die teilweise ziemlich alten Bussen aus der Sowjetzeit recht abenteuerlich sind. Die Tickets sind allerdings ein echtes Schnäppchen. Eine Fahrkarte für fünf Tage kostet nur 15 Euro.
So ähnlich ist das gesamte Preisniveau: In Riga kann man einen günstigen Wochenend-Trip planen und das, obwohl mit dem Euro bezahlt wird. Natürlich kann man immer länger bleiben, aber an einem Wochenende bekommt man einen guten Überblick.