31. August 2022, 5:39 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Wahrscheinlich steht Sarajevo auf der Liste der Traum-Reiseziele bei den meisten nicht allzu weit oben. Das sollte sich ändern! Denn die Hauptstadt von Bosnien und Herzegowina hat einiges zu bieten. Unsere Autorin Sonja hat sich vor Ort umgesehen und fasst die besten Tipps für Urlauber zusammen.
Spätestens in der Schule, als es um den Ersten Weltkrieg ging, hat jeder von Sarajevo gehört. Nicht gerade der beste Anknüpfungspunkt für die Hauptstadt von Bosnien und Herzegowina, um sich ein positives Image aufzubauen. Die Stadt in dem kleinen Land am Balkan ist aber trotzdem einen Besuch wert. Mit diesen Tipps wird Ihre Reise nach Sarajevo garantiert spannend!
Alle Tipps und Inspirationen aus diesem Artikel gibt es in der folgenden Podcast-Folge von In 5 Minuten um die Welt auch zum Hören – erzählt von Sonja Koller:
In der Hauptstadt von Bosnien und Herzegowina prallen Europa und das Osmanische Reich zusammen. Zumindest architektonisch. Denn das besondere an Sarajevo ist, dass hier Kirchen, Moscheen und Synagogen direkt nebeneinanderstehen. Und nicht nur das: Da Sarajevo einst sowohl Teil des osmanischen Reichs und der Doppelmonarchie Österreich-Ungarn war, gibt es hier Gebäude, die so auch in Wien stehen könnten neben jenen, die man in der Türkei vermuten würde. Sie sehen: Die Stadt ist ein Schmelztiegel verschiedener Kulturen und Religionen.
Geschichte lässt sich in Sarajevo so unmittelbar erleben wie kaum wo anders in Europa. Denn nicht nur der Erste Weltkrieg wurde hier in Sarajevo durch einen Anschlag auf Kronprinz Franz Ferdinand ausgelöst, auch in der jüngeren Geschichte musste die Hauptstadt von Bosnien und Herzegowina einiges durchstehen. So wurde Sarajevo während des Bosnienkriegs in den 90er-Jahren etwa drei Jahre lang belagert. Aber nicht nur Geschichts-Nerds sollten sich Sarajevo mal genauer ansehen. Die Stadt ist wirklich lebendig und wird Sie garantiert überraschen!
Das muss man in Sarajevo gesehen haben
Baščaršija-Platz
Natürlich gehört ein Spaziergang durch die Innenstadt bei jedem Stadtbesuch dazu. Besonders empfehlenswert ist es bei einem Bummel durch Sarajevo, am Baščaršija-Platz Halt zu machen. Der Platz befindet sich in dem Teil der Altstadt, der osmanisch geprägt ist und sticht durch den Sebilj-Brunnen in der Mitte des Platzes ins Auge.
Wer will, kann in einem der vielen Cafés verweilen und den Kindern zusehen, wie sie den unzähligen Tauben am Platz Futter zuwerfen. Zum Shoppen gibt es natürlich auch genug, auch mitunter unübliche Mitbringsel. So werden in den kleinen Läden nicht nur Kaffee-Sets verkauft, sondern auch Kugelschreiber, die aus Munitionsresten gefertigt wurden.
Lateinerbrücke
Die Steinbogenbrücke sieht nicht nur alt aus, sie ist es auch! Aber dass sie zu den ältesten Brücken der Stadt gehört, überzeugt Sie wahrscheinlich noch nicht davon, die Lateinerbrücke zu besuchen. Dann muss etwas geschichtliche Dramatik dazu: Von der Brücke wurde 1914 das Attentat auf Franz Ferdinand verübt, das schließlich zum Ersten Weltkrieg führte. Wer genau sucht, findet auch eine Gedenktafel und ein kleines Museum am Nordende der Brücke.
Nationalbibliothek
Die Nationalbibliothek ist ein Beispiel der interessanten Architektur, die es in Sarajevo zu bestaunen gibt. Erbaut wurde das Gebäude im Jahr 1898 und zunächst als Rathaus genutzt. 1947 dann die Umwidmung zur Nationalbibliothek. Weil sie im Krieg stark in Mitleidenschaft gezogen wurde, folgte eine umfangreiche Renovierung, bei der darauf geachtet wurde, das Original so genau wie möglich zu rekonstruieren. Erst seit 2014 ist die Bibliothek nun wieder eröffnet und gehört definitiv zu einem der Orte in Sarajevo, die man zumindest von außen gesehen haben sollte.
Gelbe Festung
Der beste Ort der Stadt, um den Sonnenuntergang zu genießen, ist die gelbe Festung. Das alte Festungsgemäuer liegt unweit des Stadtkerns und diente einst zu Verteidigungszwecken. Wer sie nicht unter dem Namen „Gelbe Festung“ findet, kann auch nach der Jekovac-Festung fragen. Jekovac ist nämlich der Name des Steins, auf dem sie liegt.
Mount Trebević
Auch die Aussicht vom Hausberg Sarajewos, dem Mount Trebević, sollten Sie sich nicht entgehen lassen. Was Vvele nicht vermuten: Der Aufstieg ist wirklich schweißtreibend. Vom Stadtzentrum aus wird es schnell sehr steil. Zum Glück gibt es eine Gondel, die Sie auf die Bergspitze bringt. Wer etwas wandern will, sollte seine Tour an der Bergstation beginnen lassen und auf dem Plateau wandern. Alternativ könnten Sie die Route den Berg hinunter wählen und dabei ein weiteres Highlight besichtigen.
Die verlassene Bobbahn
1984 fanden die Olympischen Spiele in Sarajevo statt, einige der Spielstätten kann man noch heute besuchen. So etwa die Bobbahn, die den Mount Trebević hinunterführt. Heute, nicht mal 40 Jahre nach den Spielen, ist sie völlig verwahrlost. Denn während des Bosnienkriegs, der nur wenige Jahre nach den Olympischen Spielen wütete, wurden die Anlagen zerstört. Bosnisch-serbische Truppen nutzten die Bobrennbahn sogar als Basis. Besuchen kann man die ehemalige Spielstätte aber heute noch und sie sogar von oben bis unten begehen.
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Kulinarische Tipps für Sarajevo
Bosnischer Kaffee
Bestimmt haben Sie schon einmal von türkischem Kaffee gehört. Der ist ja bereits deutlich bitterer als die Version, die hier in Deutschland geläufig ist. Wer seinen Kaffee noch bitterer mag, wird bosnischen Kaffee lieben. Serviert wird er in kleinen Mokkatassen, die „fildzane“ genannt werden. Zum Kaffee werden Zucker und Milch gereicht. Übrigens: Wenn der Kaffee stark zubereitet ist, drückt der Gastgeber seine besondere Zuneigung für die Gäste aus. Ist der Kaffee „dünn“, so gilt der Gastgeber seinen Gästen gegenüber als zurückhaltend und geizig.
Bosnische Cevapcici in der Ćevabdžinica Željo
Egal, ob Sie Cevapcici mögen oder nicht, ein Besuch in der Ćevabdžinica Željo ist Pflicht bei jedem Besuch in Sarajevo. Zu den Cevapcici werden warmes Fladenbrot, Zwiebeln und Kajmak gereicht. Ein Käse, der in der Region sehr beliebt ist und an Rahm erinnert. Unglaublich lecker und auch noch sehr preiswert!