14. April 2016, 10:58 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Die Florida Keys sind ein wahres Inselparadies – und stark gefährdet, wie Wissenschaftler jetzt warnen. Durch den steigenden Meeresspiegel drohen sie, noch in diesem Jahrhundert im Meer zu versinken. Ein Klima-Experte spricht bei TRAVELBOOK jetzt Klartext – und gibt düstere Prognosen.
Ein Insel-Paradies versinkt im Meer: Wie Klimaforscher herausgefunden haben, sind die Florida Keys in den USA durch den Klimawandel und den immer weiter ansteigenden Meeresspiegel vom sprichwörtlichen Untergang bedroht. Das berichtete jüngst die „Süddeutsche Zeitung“. Die Fakten sind alarmierend: Die etwa 200 Koralleninseln vor Floridas Südspitze liegen durchschnittlich nur etwa einen Meter über dem Meeresspiegel, doch der könnte schlimmsten Befürchtungen von Wissenschaftlern zufolge bis 2060 um bis zu 80 Zentimeter ansteigen.
Ab 2045 könnte es täglich Überschwemmungen auf den Florida Keys geben
Damit lägen weite Teile der Keys schon in weniger als 50 Jahren komplett unter Wasser – und bereits heute sind die Zustände zum Teil katastrophal: Jedes Mal, wenn eine Flut auf die Keys trifft, werden Teile der Insel überschwemmt, Straßen unpassierbar, Häuser unbewohnbar. Bisher passiert das aber glücklicherweise „nur“ einige Male im Jahr. Schreitet der Klimawandel aber ungebremst voran, wie Forscher und Umweltschützer warnen, könnten ab 2030 solche Überschwemmungen mehrmals die Woche die Keys heimsuchen, ab 2045 sogar fast täglich.
Schon heute sorgt das ständig auf die Insel schwappende Salzwasser dafür, das weite Teile der heimischen Vegetation einfach eingegangen sind, Bäume und Pflanzen, die Süßwasser zum Überleben brauchen. Statt dessen lagert sich auch immer mehr Salz im Boden ab, macht ihn vielleicht für immer unfruchtbar. Für Karsten Smid, Klimaexperte von Greenpeace, eine unumkehrbare Katastrophe: „Die Florida Keys sind nicht mehr zu retten“, sagt er auf Anfrage zu TRAVELBOOK. „Sie werden in Folge des Klimawandels untergehen. Das ist nur noch eine Frage der Zeit.“
Auch geplante Rettungsmaßnahmen wie Deiche versprechen dem Experten zufolge keinen Erfolg mehr: „Deiche machen auf den kleinen Inseln keinen Sinn, Sandvorspülungen werden nicht helfen. Eine Möglichkeit wären schwimmende Bauten, so wie sie in den Niederlanden als Antwort auf den steigenden Meeresspiegel konstruiert werden.“ Besonders bizarr: Trotz der fortschreitenden Zerstörung der Keys durch die Fluten sind Immobilien dort beliebt wie nie. Ein Pärchen zahlte jüngst laut „Süddeutsche Zeitung“ 750.000 Dollar (knapp 660.000 Euro) für ein Haus, welches es dann aber wegen Überschwemmung die ersten zwei Monate gar nicht bewohnen konnte.
„Rational ist das Verhalten nicht ganz erklärbar“, so Smid. „Aber da ist auch Selbsttäuschung mit dabei: Wir fallen auf die trügerische Linearität der Ereignisse herein. Wir erkennen nur schwer, wenn sich bestimmte Verhältnisse ändern.“ Und auch wenn der erfolgreiche Abschluss der Klimaschutzkonferenz von Paris auch in den USA zu einem Umdenken geführt habe, gingen die Veränderungsprozesse bisher zu langsam vonstatten: „Bis spätestens 2050 müssen wir mit dem Verfeuern von Kohle, Öl und Gas aufgehört haben“, fordert der Experte. „Jetzt müssen wir weltweit mit einem Ausstieg aus der klimaschädlichen Kohleverstromung beginnen, in den USA genauso wie bei uns in Deutschland.“
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Auch Orte in Deutschland sind bedroht
Im Übrigen seien vom Klimawandel keinesfalls nur die Florida Keys bedroht, sondern auch Orte in Deutschland wie die Hörnum-Odde auf Sylt oder die Halligen im schleswig-holsteinischen Wattenmeer. Smid warnt: „Die eigentliche Gefahr besteht nicht durch den kontinuierlichen Anstieg des Meeresspiegels, sondern durch die immer höher auflaufenden Sturmfluten. Es ist die Zunahme der Häufigkeit und Intensität von Extremereignissen, die uns heute schon bedrohen und den Klimawandel so gefährlich machen.“