24. Juni 2024, 14:56 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Auf der süditalienischen Insel Sizilien herrschte monatelang Dürre, darauf folgte eine Hitzewelle. Eine Stadt dort sieht sich bereits kaum noch in der Lage, Touristen zu beherbergen. TRAVELBOOK beleuchtet die Situation genauer und erklärt, was Sie wissen sollten, wenn Sie bereits einen Urlaub in der Region gebucht haben.
Italien sah sich zuletzt mit extremen Temperaturen konfrontiert. Grund dafür war das aus Afrika aufgezogene Hoch Minos, von dem etwa das Wetterportal „ilmeteo.it“ berichtete. Es brachte Werte von bis zu 42 Grad Celsius speziell in den Süden des Landes. Die Hitzewelle folgte auf eine bereits seit Monaten anhaltende Dürre – mit schweren Konsequenzen.
Übersicht
Sizilien leidet unter Dürre – wie es dazu kommen konnte
Im vergangenen Winter herrschten auf Sizilien fast schon frühlingshafte Temperaturen mit laut der Deutschen Presse-Agentur (dpa) rund 8 Grad Celsius oberhalb des saisonalen Durchschnitts. Vereinzelte Regenfälle konnten nichts mehr daran ändern – auf der Mittelmeerinsel kam es zu einer Dürre. Im März führte die sizilianische Wasserversogungsgesellschaft deshalb in mehr als 93 Gemeinden auf der Insel Wasserrationierungen ein. Denn die Wasserknappheit stellt die Landwirtschaft vor enorme Herausforderungen. Man ahnte damals schon, dass die Voraussetzungen für die Beherbergung von Touristen schwierig werden würde. Zumal Sizilien bereits im vergangenen Jahr unter einer Hitzewelle litt (TRAVELBOOK berichtete).
Die Situation entwickelte sich entsprechend. Wie aktuell die Tageszeitung „The Times“ berichtet, sind rund 80 Prozent der Weizenernte im Zentrum der Insel verloren gegangen und auch das für die Viehzucht benötigte Heu ist knapp. Weiterhin fehlt den Frühstückspensionen auf der Insel Wasser, was die Beherbergung von Urlaubern natürlich massiv erschwert. Der Tourismus ist für Siziliens ein wichtiger Wirtschaftszweig.
Hitzewelle auf Sizilien zwingt Stadt zum Abweisen von Touristen
Zu den bei Urlaubern beliebten Orten auf Sizilien zählt etwa Agrigento. Dort habe zuletzt für die Anwohner tagelang kein Wasser zur Verfügung gestanden. Davon berichtete die „The Times“ vergangenen Freitag nach einem Gespräch mit Francesco Picarella, dem Vorsitzenden der Hoteliersvereinigung Federalberghi. Die Wasserversorgung werde nur zwei- oder dreimal pro Woche eingeschaltet, erklärte Picarella. „Alle Häuser haben Zisternen, um Wasser zu speichern, aber für einige reicht das nicht aus.“ Die Knappheit habe dazu geführt, dass mehrere Unterkünfte in Agrigento ohne Wasser waren und deshalb Touristen den Aufenthalt verweigern mussten.
Auch andere Orte in Italien leiden unter immer heißeren Temperaturen – eine Folge des Klimawandels, wie es in dem Beitrag heißt. In der Hauptstadt Rom, wo erfahrungsgemäß der Monat Juli der heißesten ist, seien laut „ilmeteo.it“ am vergangenen Freitag Rekordtemperaturen gemessen worden. Auch hieran war demnach das Hoch Minos schuld.
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Was Urlauber jetzt wissen sollten – TRAVELBOOK fragte nach
Eine offizielle Reisewarnung besteht noch nicht. Personen, die in den betroffenen Gebieten bereits einen Urlaub geplant haben, können demnach unbesorgt sein. Das erfährt TRAVELBOOK auf Nachfrage beim Berliner Rechtsanwalt Jan Bartholl. Er erinnert daran, dass Hitzewellen und Wasserknappheit ein inzwischen bekanntes Problem seien, also keineswegs etwas Unvorhersehbares. Und: „Der Veranstalter haftet nicht für Wetter“, so der Rechtsanwalt. Wer nun aufgrund der Berichterstattung keine Lust mehr auf seinen gebuchten Urlaub auf beispielsweise Sizilien hat – der dürfte mit dem Versuch, von der Reise zurückzutreten, auf Probleme stoßen.
Es empfehle sich grundsätzlich, mit dem Reiseveranstalter, bei dem man eine Pauschalreise gebucht hat, in Kontakt zu bleiben. „Wenn es ein reelles Problem gäbe, dann wüsste er davon“, so der Experte. Der Veranstalter würde sich entsprechend selbst bei den Urlaubern melden, die Lage schildern und gegebenenfalls eine Alternative anbieten. In diesem Fall hätte man die Möglichkeit, diese anzunehmen, oder – sollten tatsächlich Umstände vorliegen, die einen Aufenthalt am Bestimmungsort unzumutbar machen – gänzlich und kostenfrei vom Vertrag zurückzutreten.