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Geheimtipp für die Vorsaison

Akrotiri – Westkretas paradiesische Halbinsel

Akrotiri
Die Halbinsel Akrotiri ist einer der schönsten und ursprünglichsten Ort von Westkreta. Foto: Getty Images/imageBROKER RF
Robin Hartmann Autorenkopf
Freier Autor

30. Juni 2024, 14:54 Uhr | Lesezeit: 8 Minuten

Im Urlaub eine ganze Woche an nur einem einzigen Ort zu verbringen ist für unseren Autor eigentlich immer undenkbar gewesen. Bis er kürzlich die Halbinsel Akrotiri auf Kreta entdeckte. Ein Traumstrand, kleine verschlafene Dörfer und viel Natur, zudem in der Vorsaison ein wahres Paradies für Ruhesuchende. Und obwohl es mitunter sehr schwerfiel, sich überhaupt von seiner Unterkunft mit Meerblick loszueisen, ist Robin Hartmann für Sie hier eine Woche auf Entdeckungstour gewesen.

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Es ist laut vor dem kleinen Lebensmittel-Geschäft in Sternes, sehr laut. Während der Rest des Dorfes in der Mittagshitze vor sich hin dämmert, haben soeben die Kinder der benachbarten Schule Marias Laden gestürmt und sich mit Süßigkeiten eingedeckt. Katzen dösen in der Sonne, ab und zu flitzt mal ein klappriges Mofa vorbei. Ansonsten scheint die Zeit buchstäblich still zu stehen. Versüßt wird dieses herrliche Gefühl der Entschleunigung mit einem von Marias leckeren Eiskaffees, die wir jeden Morgen kaufen. Und dann schnell zum Marathi-Strand, das Handtuch ausbreiten, baden und den ganzen Tag bräunen. Willkommen auf Westkretas paradiesischer Halbinsel Akrotiri.

In unserem immer schnelleren und hektischeren Leben scheint es nicht selten gerade die Abwesenheit von zu allzu vielen Reizen zu sein, die einen ganz besonderen Ort ausmacht. Ist unser Alltag mittlerweile überladen von unzähligen Angeboten zur Freizeitgestaltung, führt das mitunter zu einem hässlichen Entscheidungsdruck. FOMO, Fear of missing out, die Angst also, etwas zu verpassen. Auf Akrotiri ist das Rezept zum Glücklichsein ganz einfach. Kleine Dörfer, ein Traumstrand, das Meer, drumherum viel Natur und noch mehr Ruhe. Und irgendwann entdeckt man dann vielleicht mittendrin etwas Wunderbares. Sich selbst, entschleunigt, einfach nur die nach Frühling duftende Luft atmend. Zufriedenheit kann so einfach sein.

Fjord-Landschaft wie in Norwegen

Akrotiri
Die Bucht von Souda bietet die schönsten Panorama-Blicke auf der Halbisel Akrotiri. Im Hintergrund liegt das Weiße Gebirge, Lefka Ori genannt. Foto: Getty Images/imageBROKER RF

Unter den vielen magisch schönen Orten, die ich in zwei Wochen auf Kreta gesehen habe, kann man die Halbinsel Akrotiri getrost als eine Art Phänomen bezeichnen. Denn obwohl mitten in ihrem Herzen, nur etwa zehn Minuten von dem kleinen Nest Sternes entfernt, wo auch der Flughafen Chania (CHQ) liegt, herrschte hier bei unserem Besuch Anfang April noch tiefste Vorsaison. Vielleicht war es unser Glück, dass die Mehrzahl der anderen Urlauber, die es auf Kreta zweifellos gab, lieber schnell zu anderen, vermeintlich aufregenderen Zielen weiter reisen wollte. Und so genossen wir in unserer Einsamkeit eine herrliche Woche, an deren Ende wir nur allzu gerne noch eine weitere angehängt hätten.

Das lag auch und vor allem an unserer sensationellen Unterkunft, die wir für sieben Tage ganz in der Nähe von Sternes bezogen. Ein kleiner Bungalow mit einer großen Terrasse und einem unverbauten Blick auf die Souda-Bucht, die sich vor unseren Augen bis zum Horizont zu erstrecken schien. Wüsste man es nicht besser, könnte man sich beim Anblick der Landschaft auch in Norwegen wähnen. Die Landschaft schroff, spärlich bewachsen und hügelig. Überragt auf der anderen Seite der Bucht von der auch im April noch schneebedeckten Kette des Lefka Ori, des Weißen Gebirges.

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Karibisch klares Wasser

Akotiri
So voll wie auf diesem Bild ist es am Marathi-Strand auf Akotiri in der Vorsaison allerhöchstens am Wochenende Foto: picture alliance / Rainer Haclenberg

Mitten im blauen Meer der Bucht befindet sich ein mittelalterliches Fort, an dem ab und zu große Schiffe vorbeizogen. Stundenlang träumte ich mitunter bei diesem Anblick einfach vor mich hin. Während der Alltag irgendwo war, aber ganz bestimmt nicht hier. Es fällt schwer, dieses Gefühl mit Worten zu beschreiben. Aber hier verstand ich wirklich die Bedeutung des Sprichwortes „Sich an etwas nicht satt sehen können“. Hätte mich meine Freundin nicht regelmäßig zum kochen animiert und uns danach zum Strand gefahren, wäre ich hier in meinem Korbstuhl mit der Panorama-Sicht vielleicht irgendwann versteinert.

Dabei gibt es auf Akrotiri sehr viel Schönes zu sehen und zu entdecken. Ein Ort, den wir jeden Tag ansteuern mussten, war der eingangs bereits erwähnte Marathi-Strand. Ein sehr schmaler Streifen Sand, eine hufeisenförmige Bucht, ruhiges, karibisch klares Wasser. Eigentlich völlig unspektakulär, an Dramatik nicht zu vergleichen beispielsweise mit dem Strand von Falasarna oder der Lagune von Elafonisi. Dafür vor allem unter der Woche oft nahezu verwaist, und mit einmaligem Blick auf die fjord-artige Szenerie. Waren wir am ersten Tag noch versucht, etwas vermeintlich Spektakuläreres zu finden, zog uns dieser Ort schnell in einen magischen Bann der Ruhe.

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Gut und günstig essen

Das man hier problemlos den ganzen Tag liegen und in der Sonne braten kann, ist auch zwei hervorragenden Beach-Restaurants zu verdanken. Das „Patrelantonis“ und das „Loukoulos“ servieren das Beste vom Land und aus dem Meer. Garniert mit dem einmalig schönen Ausblick auf den Marathi-Strand und die Bucht von Souda. Von der gesamten Halbinsel Akrotiri und sogar aus der Metropole Chania kommen Gäste, um dieses gastronomische Privileg zu genießen. Besonders am Wochenende muss man in beiden Etablissements auf jeden Fall einen Tisch reservieren. Im Laufe des Aufenthaltes habe ich in beiden Lokalen gegessen und kann sie vorbehaltlos empfehlen. Wobei das „Patrelantonis“ für mich leicht die Nase vorn hatte.

Wer es einfacher, günstiger und vor allem mit lokalem Charme mag, sollte in Sternes unbedingt die „Taverna Nikos“ besuchen. Der Namensgeber des Lokals steht hier persönlich hinter dem Grill und bereitet seine Fleischspezialitäten über dem Feuer zu. Zwischendurch setzt er sich gerne mal für ein kleines Gespräch zu seinen Gästen an den Tisch. Gutes braucht ja bekanntlich seine Zeit. Nicht nur der Geschmack, auch Nikos‘ Preise sind auf Akrotiri wirklich absolut unschlagbar. So zahlt man für den Souvlaki-Spieß, der noch dazu mit einer kleinen Portion Pommes kommt, gerade einmal 2,50 Euro. Überzeugen Sie sich selbst, das habe ich mir nicht ausgedacht. An einem Abend aß ich dort gemeinsam mit meiner Freundin etwas, und am Ende betrug die Rechnung, einschließlich der Getränke, noch nicht einmal zehn Euro.

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Schatten im Paradies

An einem Abend teilten wir uns das Lokal mit einem ganzen Rugby-Team aus Stockholm, das hier nach einem Match gegen eine lokale Mannschaft königlich tafelte. Und auch ansonsten war die Taverne einer der wenigen Orte auf Akrotiri, wo man sicher sein konnte, andere Touristen zu treffen. Fast schon schämte man sich, bei den unglaublichen Preisen hier auch noch das Dessert anzunehmen, das hier nach einem guten Essen auf Einladung des Hauses gereicht wurden. Wer möchte, kann sich dann zum krönenden Abschluss sogar noch von Maria aus dem Dorfladen gleich gegenüber einen Kaffee bringen lassen. Sie ist übrigens die Tochter von Nikos. Taverna, das ist auf Kreta im besten Fall ein einfaches, aber ausgezeichnetes Restaurant, in dem die ganze Familie mithilft.

Scheinbar kann in unserer heutigen Zeit aber kein Paradies so ganz ohne Schatten bleiben. Im Falle der Halbinsel Akrotiri war das für mich eine Basis der britischen Luftwaffe, die es dort bereits seit 60 Jahren gibt. Laut Quellen im Netz nutzt das Militär sie für „Operationen im Mittleren Osten“. Konkret bedeutet das für Urlauber, das auch schon mal den ganzen Tag lang hypermoderne Jets über ihre Köpfe hinweg donnern. Und das weite Teile der Gegend um Sternes mit Stacheldrahtzäunen abgesperrt sind. In der Bucht von Souda kreuzen zudem auch regelmäßig Kriegsschiffe. Ein verstörender Anachronismus in einer solch lieblich und friedlich wirkenden Landschaft.

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Ein Ort wie eine Postkarte

Akotiri
Der Strand von Stavros auf Akotiri ist bekannt durch den Film „Alexis Sorbas“ mit Anthony Quinn Foto: picture alliance / Peter Schickert

Wem es dann irgendwann doch vielleicht etwas zu ruhig auf Akrotiri wird, kann problemlos und in kurzer Zeit mit Chania die wohl aufregendste Stadt Kretas besuchen. Besonders ihre Altstadt und ihr Hafen ziehen Touristen aus aller Welt derart in ihren Bann, dass der mitunter wie ein Filmset wirkende Ort mittlerweile ein massives Problem mit Overtourism hat. Doch diese wunderschöne Metropole, deren Geschichte sich fast 6000 Jahre zurück verfolgen lässt, muss man auch einfach gesehen haben. Wenn bei einem Essen in einem der zahlreichen Restaurants am Hafen mit seinem Leuchtturm die Sonne dahinter im Meer versinkt, ist das Urlaubs-Magie pur.

Deutlich ruhiger ist es in dem kleinen Nest Vrysses, in dem man auf dem Weg zu einer der wildesten Naturwunder von Kreta Halt machen kann. Direkt auf der Strecke zur legendären Imbros-Schlucht gelegen, wirkt der von einem kleinen Fluss durchzogene Ort fast wie eine Postkarte seiner selbst. Alte Menschen sitzen wie Inventar in den zahlreichen Cafés direkt an der Straße, im Wasser dümpeln Enten, um die Mittagszeit noch leere Restaurants warten mit ihren Panorama-Plätzen direkt am Fluss auf Kundschaft.

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Zurück auf Akrotiri, lohnt sich zum Abschluss der Rundreise auch noch der Besuch am Stavros Beach. Wirklich gar nichts deutet heute noch darauf hin, dass es sich hierbei um einen Ort mit echtem Hollywood-Flair handelt. Doch tatsächlich tanzte genau hier der Schauspieler Anthony Quinn für den Streifen „Alexis Sorbas“ seinen legendären Sirtaki. Einen Tanz übrigens, der eigens dafür erfunden wurde, weil Quinn zwei linke Füße hatte. Wer tagsüber kommt, kann hier mit toller Aussicht auf eine Felswand baden, und erwischt vielleicht sogar auch noch eines der Restaurants in geöffnetem Zustand. Wir hatten da leider weniger Glück, und trafen nur ein paar streunende Katzen. Doch zum Glück ist auf Akrotiri die nächste Taverna nie weit.

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