19. Juli 2021, 15:46 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Andros und Tinos liegen nur wenige Fährstunden von Athen entfernt in der Ägäis. Doch auf beiden Kykladen-Inseln scheint die Zeit auf angenehme Weise stehen geblieben zu sein. Auch mancher Städter genießt das – und hat sich dort eine Existenz aufgebaut.
Petros Marmarinos beugt sich konzentriert über den weißen Marmorblock. Mit Hammer und Meißel fängt er an, eine feine Linie zu schlagen. Ein Segelboot wird aus dem Block entstehen. Der Künstler ist einer von zahlreichen Bildhauern in Pyrgos, einem Dorf im Nordwesten der Kykladen-Insel Tinos. Nicht weit von dem Ort mit seinen rund 400 Einwohnern gibt es Marmorbrüche, in denen weißer und grauer Marmor abgebaut werden – er bestimmt seit vielen Jahrzehnten das Leben im Dorf. Schon 1955 hat man eine Bildhauerschule in Pyrgos eingerichtet.
Die Menschen flüchteten vor Piraten in die Berge
Doch wer nach Tinos kommt, der kann noch viel mehr erleben als Marmorbüsten und Skulpturen. Denn die Insel hat genauso wie das benachbarte Andros eine bewegte Vergangenheit. Die Venezianer herrschten lange auf beiden Inseln. Landwirtschaft und Gemüseanbau haben hier eine lange Geschichte. Die Dörfer auf Andros und Tinos sind überwiegend in die Berge gebaut, man wollte nicht zum Opfer von Piraten in der Ägäis werden.
In Tripotamos ist noch heute bestens zu sehen, wie die Tinoten versuchten, den Seeräubern ein Schnippchen zu schlagen. Denn neben den ohnehin schon engen Gassen, die sich um die weißen Häuser herumschlängeln, gibt es Gänge, die ins Nichts führen. Denn die Einwohner sind über die Dächer von einem Haus zum anderen gegangen.
Lokale Küche mit heimischen Produkten
In den letzten Jahren sind viele junge Leute , die es zuvor in andere Teile Griechenlands zog, wieder zurück nach Tinos gekommen, um sich dort eine Existenz aufbauen. Mancher eröffnete ein Restaurant und kocht nur mit dem, was die Insel hergibt. Oder erzeugt selber Lebensmittel: Käse, Wein, Schnaps oder Louza, den traditionellen Schinken.
Auch auf Andros sind lokale Küche und heimische Produkte auf den Speisekarten vieler Tavernen zu finden. „Das war nicht immer so“, erzählt Katerina Remoundou. „Als ich vor einigen Jahren an die Türen eines Bauern klopfte, um seine Kürbisse zu kaufen, sagte er: Womit soll ich dann die Schweine füttern?“
Traditionen werden wiederbelebt
Andere sind nie weggegangen und haben sich zusammengetan, um die Traditionen ihrer Vorväter wiederzubeleben. Sie bearbeiten Bienenstöcke oder stellen Kuchen und Süßigkeiten nach traditionellen Rezepten her. In Chora werden in einer Kooperative Seifen hergestellt, die nach den Düften der Insel riechen: Zitrone und Orange, Rosen und Lavendel, wilde Kräuter.
In Andros befindet sich außerdem die Höhle von Foros mit fünf unterirdischen Räumen, die rund fünf Millionen Jahre alt sind. Stalaktiten, Stalagmiten, Marmor und Sandstein bilden teils bizarre Formationen, wie es sie nur an wenigen anderen Orten auf der Welt gibt. Die Temperatur liegt konstant bei 18 Grad.
Wärmer ist es an den vielen Stränden und Buchten der Inseln. Manche sind wunderschön, aber nur per Boot zu erreichen. Für andere braucht man entweder einen Geländewagen oder gute Kondition und Wanderschuhe. Wieder andere sind per Auto erreichbar, dort werden im Sommer auch Liegen und Sonnenschirme aufgestellt. In Beachbars gibt es kühle Getränke und Musik.
Wo liegen Angros und Tinos? Lage der Inseln
Andros und Tinos sind die nördlichsten Kykladen-Inseln. Nach Naxos sind es die flächenmäßig größten Inseln des Archipels. Auf jeder Insel leben knapp 10.000 Einwohner.
Wie komme ich am besten nach Andros und Tinos?
Athen wird etwa von Aegean Airlines, Lufthansa und Swiss mehrmals täglich von Deutschland aus angeflogen. Von dort mit Bus oder Taxi nach Rafina, wo mehrere Fähren nach Andros und Tinos ablegen. Alternative ist ein Direktflug zur Nachbarinsel Mykonos. Von dort aus braucht die Fähre keine halbe Stunde nach Tinos.
Wie ist das Klima in der Region?
Beste Reisezeit ist zwischen Frühling und Herbst. Im August wird es voll auf Andros und Tinos. Dann ist in Athen Sommerpause – und die Städter verziehen sich auf die Inseln.
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