24. März 2024, 10:17 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Auf der sowohl zu den US-Bundessaaten Maryland als auch Virginia gehörenden Insel Assateague Island gibt es eine ganz besondere Attraktion. Zwei Herden von Wildpferden streifen wahrscheinlich bereits seit Jahrhunderten hier herum. Wie sie hierher gekommen sind, ist bis heute ein Rätsel, aber durch die Tiere ist der Küsten-Nationalpark eine gewaltige Touristenattraktion. Genau das bedroht aber mittlerweile das Leben der wilden Pferde.
Im Osten der USA liegt, gehörend sowohl zu den Bundesstaaten Maryland als auch Virginia, eine der ungewöhnlichsten Inseln des Landes. Ein 63 Quadratkilometer großes Refugium für ein ganz besonderes Naturwunder, das man so fast nirgendwo anders mehr in den Vereinigten Staaten beobachten kann. Denn auf Assateague Island, so der Name der Insel, leben wohl bereits seit Jahrhunderten zwei große Herden wilder Pferde. Das Gebiet, mittlerweile ein Küsten-Nationalpark, ist dank der Tiere zu einer massiven Touristenattraktion geworden. Doch die vielen Besucher sind mitunter auch eine Gefahr für die Pferde.
Niemand kann heute mehr mit Sicherheit sagen, wie die wilden Pferde, die heute Assateague Island bevölkern, einst auf die Insel kamen. Laut der Webseite des Maryland Departure of Natural Resources gibt es dazu eine schöne Legende: Demnach sei einst im 17. Jahrhundert vor der Küste der Insel eine spanische Galeone auf Grund gelaufen. Die überlebenden Tiere hätten dann nach und nach die heutige Population aufgebaut. Logischer ist aber eine andere Erklärung: So könnten die Pferde Nachfahren jener Tiere sein, die frühe Siedler in der Gegend einst hierher brachten.
Die Legende um die Wildpferde
Diese benutzten die Pferde wohl, um ihre auf der Insel grasenden Rinder zusammenzutreiben. Sie brachten das Vieh nach Assateague Island, um den Steuerzahlungen zu entgehen, die sie an Land für das Halten der Tiere erwartet hätte. Außerdem umgingen sie mit der Insel-Lösung ihnen missliebige Landbesitz-Streitfragen. Da Assateague niemals fest von Menschen bewohnt war, konnten die Herdenbesitzer hier, fern der Jurisdiktion des Festlandes, nach Belieben schalten und walten. Eines steht fest: Die Menschen verschwanden wieder, aber die Pferde blieben. So leben sie wohl bereits seit etwa 350 Jahren auf dem Eiland vor der Küste von Maryland und Virginia.
In dieser Zeit passten sich die Pferde wohl auch anatomisch dem Leben auf Assateague Island an. So sind sie kleiner und robuster als gewöhnliche Artgenossen, weshalb sie mitunter auch als Ponys bezeichnet werden. Sie haben ein dichtes Fell, dass sie gegen Wind und Kälte optimal schützt. Auch ihre Ernährungsgewohnheiten haben sie den Gegebenheiten der Insel angepasst. Im Übrigen kann man die Tiere nicht als klassische Wildpferde bezeichnen. Vielmehr sind sie als Nachfahren domestizierter Pferde im Laufe der Zeit quasi wieder rück-verwildert.
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Zusammenstöße mit Menschen
Heute leben auf Assateague Island zwei große Herden, die ein Zaun voneinander trennt. Laut der Seite des US-Nationalparkservice markiert dieser auch die Staatsgrenze zwischen Maryland und Virginia. Die Tiere teilen sich innerhalb ihrer Populationen dann wieder in kleine Gruppen von zwei bis zwölf auf. Die Pferde in Maryland werden vom Nationalparkservice betreut, ihre Artgenossen in Virginia von der Freiwilligen Feuerwehr auf der Nachbarinsel Chincoteague. Die Herde in Maryland zählt aktuell etwa 78 Tiere, jene in Virginia ist mit bis zu 150 Exemplaren fast doppelt so groß.
Um eine Überpopulation auf Assateague Island zu verhindern, darf jede Stute nur einmal ein Fohlen werfen. Danach wird den Tieren ein Spritze verabreicht, die eine weitere Empfängnis verhindert. Ansonsten sind die Pferde sich selbst überlassen, werden auch nicht zusätzlich durch Menschen gefüttert. Das heißt, so sollte es eigentlich sein, denn viele der eine Million jährlichen Besucher halten sich nicht an diese Regel. Das bedeutet leider auch, dass immer wieder Pferde erkranken oder sogar sterben. Mitunter werden sie auch von auf der Insel verkehrenden Autos verletzt oder gar getötet.
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Ein legendärer Schatz
Umgekehrt kommt es immer wieder zu Verletzungen bei Menschen, weil diese den Tieren zu nahe kommen. Da die Pferde auf Assateague Island im Laufe der Jahrhunderte immer mehr verwildert sind, greifen sie in einem solchen Fall an. Die beste Möglichkeit, die Tieren zu bewundern, bietet sich wohl jedes Jahr im Juli. Dann findet das sogenannte „Pony Penning“ statt, das zahllose Besucher anzieht. Hierbei treiben Cowboys die Herde von Virginia ins Meer, und lassen sie von Assateague nach Chincoteague schwimmen. Im Anschluss findet eine Auktion statt, bei der man Pferde entweder ersteigern oder sozusagen „freikaufen“ kann. Tiere, denen letzteres Privileg zuteil wird, dürfen dann mindestens ein weiteres Jahr frei auf der Insel herum laufen.
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Assateague Island ist bei Besuchern aber auch wegen seiner wilden Natur beliebt, die man auf Wanderpfaden oder Fahrradstrecken erkunden kann. Vogelbeobachter finden hier hunderte Spezies, und gegen eine Gebühr kann man auf der Insel auch campen. Und dann ist da noch die Legende um einen Schatz, der irgendwo auf der Insel vergraben sein soll. Laut „Atlas Obscura“ soll er von ebenjener spanischen Galeone stammen, mit der auch die Pferde damals auf die Insel gekommen sein könnten. Der Meeres-Historiker John Amrhein schreibt in seinem Buch „The Hidden Galleon“ davon.
Die heutige Popularität der Wildpferde auf Assateague Island hängt allerdings mit einem anderen Buch zusammen. 1947 veröffentlichte die Autorin Marguerite Henry ihr Kinderbuch „Misty of Chincoteague“, in dem die Tiere eine Rolle spielen. Es handelt von einem Pony namens Misty und war wohl tatsächlich inspiriert von einem Pony auf der Insel. Eine ganze Reihe folgte später auf den Erfolg. Auch Henrys Story beginnt übrigens mit dem legendären Schiffbruch der spanischen Galeone. Doch wie die Pferde letztlich nach Assateague kamen, ist vielleicht auch gar nicht so wichtig. Sehr viel bedeutender ist es, ihr Fortbestehen auch in Zukunft zu sichern.