30. Mai 2014, 11:08 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Bahia, das ist der Bundesstaat im Nordosten Brasilien, wo während der WM 2014 die deutsche Nationalmannschaft unterkommen wird. Neben alten Kolonialstädten wie Salvador bietet die Region zahlreiche Ferienparadiese. Eines davon: Morro de São Paulo auf der Insel Ilha de Tinharé. „Pastewka“-Star Cristina do Rego war dort und verrät ihre Tipps für das autofreie Eiland.
Nachdem ich die letzten Wochen vorwiegend in Großstädten verbracht habe, freue ich mich nun auf ein paar Tage auf der Insel Tinharé, die aber eher als „Morro de São Paulo“ bekannt ist. Die Insel gehört zum brasilianischen Bundesstaat Bahia und ist am einfachsten von Salvador aus zu erreichen. Am unkompliziertesten ist es meiner Meinung nach, mit dem Katamaran vom Mercado Modelo in unter 3 Stunden rüberzuschippern. Allerdings gehen die letzen Boote gegen 15 Uhr los und bei schlechtem Wetter manchmal gar nicht, wie in meinem Fall. Da gerade Regenzeit ist, kann ich mich nicht mal beschweren, und ganz ehrlich, es gibt Schlimmeres als einen Tag in Salvador festzuhängen.
Der Pelourinho, also der Altstadtkern Salvadors diente schon als Kulisse für Michael Jacksons Musikvideo „They don’t care about us“ und gehört seit 1985 zum Weltkulturerbe der Unesco. Die bunten Häuser, die Bars und Rhythmen und die Baianos repräsentieren den kulturellen Mittelpunkt der Stadt und des Landes. Der afrikanische Einfluss auf die Kultur Brasiliens ist hier in Sprache, Glaube, Essen und vor allem in der Musik nicht von der Hand zu weisen. „Axé“, zu Deutsch „positive Energie“, heißt die Musikrichtung, die ganz Brasilien liebt und hier seinen Ursprung hat. Ich bin zu den Klängen der berühmten Sänger der Stadt aufgewachsen, und so wurde ein kleiner Traum war, als ich am Abend noch Tickets für das Musik-Event des Jahres bekomme: Ivete Sangalo, die berühmteste Tochter Bahias zeichnete ihre Live-DVD in der neuen Fußballstadion Fonte Nova auf, wo auch zur WM Jogis Jungs auf sehr viel Axé hoffen können. Ein fantastisches Konzert, eine tolle Arena und ein unvergesslicher Abend.
Am nächsten Morgen schlendere ich durch den Mercado Modelo, bevor ich nebenan am Terminal Marítimo den Katamaran auf die Insel nehme. Es gibt verschiedene Anbieter, die Preise sind gleich. Lediglich die Abfahrtszeiten variieren ein wenig. Infos gibt’s hier: www.biotur.com.br, www.ilhabellaturismo.com.
Nach knapp drei Stunden stürmischer Überfahrt bin ich sehr erleichtert, als ich das Boot verlasse und zu den wenigen Passagieren gehöre, die sich seefest nennen können. Es gibt alternative Anreisemöglichkeiten, z. B. die kostengünstigere Variante über Valença (mit dem Bus von Salvador nach Valença und von dort aus dann je nach Boot zwischen fünfundzwanzig Minuten und einer Stunde Überfahrt) oder mit einem Miniflugzeug vom Flughafen Salvador direkt auf die Insel.
Wer mit viel Gepäck reist, wird von einem der vielen „Taxifahrer“ Hilfe bekommen. Autos gibt es auf der Insel nur eine Handvoll – und die gehören der Polizei. Wer nicht gut zu Fuß ist, wird sich hier mit Kutsche oder Schubkarre anfreunden müssen. Da ich nur meinen Rucksack dabei habe, mache ich mich auf, um eine Pension zu finden. Außerhalb der Hauptsaison kann man sich, ohne vorher zu buchen, auf gut Glück eine Unterkunft besorgen. Während der Saison und vor allem um Weihnachten und Neujahr sollte man lange vorher buchen, denn Morro de São Paulo ist ein beliebtes Urlaubsziel der Brasilianer.
Ich entscheide mich für die ersten zwei Nächte für die Pousada Aroeira und genieße den Ausblick auf den „Ersten Strand“ (die Insel ist aufgeteilt in vier Strände) und schlafe mit dem Rauschen der Wellen ein. Klingt romantisch, ist es auch, aber das Meer kennt keine Nachtruhe, also nix für empfindliche Ohren! Wer absolute Ruhe sucht, sollte sich eine Pension am Dritten oder Vierten Strand nehmen, denn Morro de São Paulo hat ein Nachtleben, und das zentriert sich hauptsächlich am Zweiten Strand. Dort werden fast jeden Tag Strandpartys gefeiert.
Wer alleine reist, lernt hier schnell Leute aus aller Welt kennen. Ich verbringe die Tage mit ausgiebigen Strandspaziergängen, gutem Essen und Smalltalk mit Einheimischen und anderen Touristen. Die letzten zwei Tage ziehe ich dann in die Pousada do Reggae. Die Pension wird von Besitzer Rasta und seiner Frau Vivien geführt und ist auch ein Hostel. Für Alleinreisende der perfekte Ort, um günstig und gut unterzukommen. Die Zimmer sind sauber, das Frühstück lecker und Rasta der perfekte Gastgeber.
Morro de São Paulo ist ein kleines Paradies, wenn auch sehr für den Tourismus ausgelegt. Es ist wenig übrig geblieben von der Hippie-Aussteiger-Insel, die es vor 20 Jahren war. Dennoch ein tolles Urlaubsziel für Jung und Alt, vor allem mit Familie – und in der Nebensaison absolut erschwinglich.