9. März 2015, 16:14 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten
Zugegeben, Liebe auf den ersten Blick dürfte es nicht werden: Zu rau ist die Landschaft, zu stark der Wind, zu schwarz der Boden. Doch kaum ist man auf der Insel, wird man schnell in ihren Bann gezogen – und ist dieser geheimnisvollen Schönen bald vollends erlegen. Am Ende will man gar nicht mehr weg. Wie es dazu kommen konnte? TRAVELBOOK nennt 9 gute Gründe, Lanzarote zu lieben.
1. Die Insel hat Stil
Dafür gesorgt hat der Künstler César Manrique (1919-1992), der auf der Insel aufgewachsen ist, danach in die Welt zog, um berühmt zu werden und just in dem Moment zurückkam, als die Kanaren sich gerade anschickten, touristisch zu werden. Manrique sah, was der Tourismus auf den Nachbarinseln für Blüten trieb und fand sie: hässlich. Lanzarote, so beschloss er, sollte seine Schönheit bewahren, seinen rauen Charakter, seine Ursprünglichkeit.
Also sagte er den Investoren den Kampf an und setzte deren geplanten Monsterbauten Ästhetisches entgegen: den Komplex Jameos del Agua zum Beispiel, den Kaktusgarten Jardín de Cactus oder den Aussichtspunkt Mirador del Río. Zudem stellte er zahlreiche riesige Windspiele und Skulpturen in die Landschaft – und machte somit die ganze Insel zu einem einzigen Gesamtkunstwerk manriquischer Prägung. Auch seine Wohnhäuser sind mehr als sehenswert, das erste in Tahiche hatte er direkt in das kantige Vulkangestein gesetzt, sein letztes in Haría ist ein einziger Wohntraum. Hier wie da möchte man direkt einziehen.
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2. Der schönste Strand Spaniens
Manche halten Playa Famara für den schönsten Strand Spaniens. Und tatsächlich bietet der 100 Meter breite Beach vor der Kulisse aufstrebender Vulkanberge einen faszinierenden Anblick – und den Kitesurfern reichlich Wind für rasante Wellenritte. Zum Baden ist die Ecke aufgrund der tosenden Brandung indes weniger geeignet. Macht aber nichts: Einfach quer über Lanzarote fahren und schon reiht sich auf der Ostseite eine Strandschönheit an die nächste. So breit sind die Beaches hier, dass wirklich jeder Platz und Freiraum findet. Wer es lieber intimer mag, sucht sich eine hübsche Bucht im Süden oder Norden der Insel – auch von diesen gibt es reichlich.
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3. Der Hauch von Orient
Man möchte sich die Augen reiben beim Anblick der Karamel-Karawane, die da plötzlich am Wegesrand zu campieren scheint. Wie ein nahöstlicher Transport entlang der Seidenstraße sieht das aus. Tatsächlich aber sollen die Tiere auf ihren Rücken nicht säckeweise Gewürze, sondern paarweise Touristen tragen – durch die Feuerberge, die unwirkliche Lavalandschaft im Süden Lanzarotes. Wer den Tieren keine Last sein möchte, fährt etwas weiter in den Nationalpark Timanfaya und lässt sich im Bus durch die Landschaft fahren. Die Dromedare sind ohnehin am eindrucksvollsten, wenn sie nach getaner Arbeit heim nach Uga ziehen, als Karawane, eines hinter dem nächsten.
4. Winzern im Wind
In Uga beginnt auch die 17 Kilometer lange Straße, die durch das Weinbaugebiet La Geria führt – wo man sich erneut die Augen reiben möchte. Denn die Art, wie hier Wein kultiviert wird, hat man so noch nie gesehen. Da ist zum einen der Boden: anthrazitgraue Vulkanasche. Da sind zum anderen: die Kuhlen. Die Reben werden hier nämlich nicht wie in unseren Breiten auf Hängen an Gerüsten hochgezogen, dafür ist es viel zu windig. Stattdessen hat man für jede einzelne eine Mulde gegraben und die Seite, aus der für gewöhnlich der Wind kommt, mit einer kleinen Mauer verstärkt. Für jede einzelne Pflanze wird also eine Art Haus gebaut – wer seinen Wein so behandelt, muss ihn einfach lieben. Kein Wunder, dass der es seinen Winzern dankt und einfach köstlich schmeckt.
5. Die Landschaft
Überhaupt die Vulkane! Die Asche! Die Krater und Kegel! Die scharfkantigen Lavafelder! Mancherorts scheint es, als hätte die Erde hier ihr Inneres nach außen gestülpt. „Die Landschaft ist so anders als alles, was wir kennen, so vielseitig, so unberechenbar“, findet die brasilianische Schriftstellerin Carola Saavedra, die so angetan von Lanzarote war, dass sie hier einen ganzen Roman spielen ließ („Landschaft mit Dromedar“ heißt der und sollte als Urlaubslektüre unbedingt ins Gepäck). Außer den Einheimischen, so dachte die Brasilianerin, könne sich hier niemand zu Hause fühlen. „Gleichzeitig fühlte ich mich so angezogen von der Insel, dass ich wünschte, hier für immer bleiben zu können.“ Und so wie ihr dürfte es wohl so manchem anderen auch ergehen.
6. Die Insel Inspiriert
Natürlich ist die brasilianische Schriftstellerin nicht die einzige, die sich von der Landschaft Lanzarotes zu einem Werk inspirieren ließ. Michel Houellebecq zum Beispiel, Enfant terrible der französischen Literaturszene und zuletzt wegen seines jüngsten Buchs, „Unterwerfung“, in den Schlagzeilen, hat hier nicht nur eine Erzählung geschrieben, die so heißt wie die Insel, sondern sogar einen Fotoband bestückt. Der spanische Regisseur Pedro Almodóvar wiederum drehte hier einst die spannendsten Szenen seines Films „Zerrissene Umarmungen“ mit Penélope Cruz in der Hauptrolle.
Hier geht es zum Trailer von „Zerrissene Umarmungen“:
„Lanzarote bietet eine Natur, die mich auf übernatürliche Art und Weise inspiriert“, sagte der spanische Regisseur damals, „die Insel hat einen ganz eigenen Rhythmus, es herrscht eine fast hypnotisierende Atmosphäre, als ob diese Erde tatsächlich heilende Kräfte hätte.“
7. Krebse gucken in Höhlen
Vor allem aber inspirierte die Insel den Künstler César Manrique. Zum Beispiel zu jenem fantastischen Komplex namens Jameos del Agua, zu dem unter anderem ein unterirdisches Auditorium mit 600 Sitzplätzen, eine schicke Höhlenbar und ein Museum für Vulkangeschichte gehören. Herzstück der Anlage aber ist ein unterirdischer See, in dem der Albinokrebs hockt und meditiert: Unzählige kleine weiße Krebse (munidopsis polymorpha) sitzen hier regungslos im Wasser. Von Ferne betrachtet sieht das ein bisschen so aus, als wäre der Sternenhimmel ins Meer geplumpst.
8. Karneval, aber später
Dass auf Inseln die Uhren irgendwie anders ticken, hat man ja schon vielerorts erfahren. Auf Lanzarote scheint aber auch der Kalender etwas anders interpretiert zu werden. Hier nämlich wird Karneval gefeiert, wenn anderswo die Jecken schon lange ihren Rausch ausgeschlafen haben und schon an ihren Kostümen für die nächste Narrenzeit basteln. So strömte zum Beispiel am 28. Februar das ganze Inselvolk in Kostümen in das beschauliche Städtchen Haría im Norden der Insel, um dort ausgelassen bis zum Morgen Karneval zu feiern.
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9. Die lustigen Souvenirs
Man hat auf der Insel ja schon viel Bizarres gesehen, sodass die Tonfiguren mit den überdimensionierten Geschlechtsteilen im Regal der Souvenirshops dann schon kaum noch überraschen. Los novíos del Mojón nennt man die Figuren, die Brautleute von Mojón, dem kleinen Dorf in der Gemeinde Teguise. Aber, diese Frage muss erlaubt sein, ob sich der oder die Beschenkte über ein derartiges Mitbringsel freuen wird? Eine gute, eine wichtige Frage! Vor allem wenn man ein männlicher Einheimischer ist und die Penispuppe seiner Angebeteten schenkt. Denn damit macht er ihr nach alter Sitte einen Heiratsantrag. Willigt sie ein, schenkt die künftige Braut ihm die weibliche Figur zurück. Wenn das nicht romantisch ist…
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