26. Januar 2025, 7:14 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
TRAVELBOOK-Autorin Anna Wengel (jetzt Chiodo) war im Januar 2025 zu Besuch auf der portugiesischen Insel Madeira. Für uns hat sie sich einen Tag in dessen Hauptstadt Funchal umgesehen und ihre Highlights aufgeschrieben.
Ein blau gekleidetes Liebespaar drängt sich eng umschlungen aneinander. Hebt sich ab vom Pink der Wand drum herum. In der Nähe sitzt eine blaufarbene Meerjungfrau auf einer Schaukel, mit dem Rücken zu ihren Betrachtern. Während an wieder einer anderen Tür zwei große dunkle Augen zwischen dunkelblauen Tüchern hervorblicken, die Haar und Gesicht verdecken. Sie alle sind Teil des Kunstwerks, das Funchals Altstadt ziert. Es handelt sich dabei um Street Art, welche kunstvoll an Türen in den Gassen rund um die Rua de Santa Maria herum verewigt wurde. Mit ihren eng gedrängten Tischen, Reklametafeln und Fahnen, die von einer zur anderen Hauswand gespannt sind, erinnert die Rua de Santa Maria mit Leichtigkeit an die beliebten Gassen des Lissaboner Stadtteils Chiado. Auch sie ist eine der Sehenswürdigkeiten in Madeiras Hauptstadt Funchal.
Funchals Street Art und Style
Es ist ein angenehmer Tag im Januar und ich laufe durch die malerische Altstadtgasse. Links und rechts spähe ich in weitere kleine Gassen und entdecke etliche Teddybären, die ein Haus schmücken sowie portugaltypische Fliesen und Keramik in einem Geschäft, vor dem ich lange stehen bleibe, um schließlich zu entscheiden, dass meine bereits ins Sagres angehäufte Sammlung aus portugiesischen Tellern, Tassen, etc. vollkommen ausreicht. Ich laufe weiter und bin plötzlich so schnell aus der kleinen Gasse heraus, wie ich in sie hineingekommen bin. Als ich eine große Straße überquere und schließlich über die kleinfliesige Rua Dr. António José de Almeida spaziere, werden sogleich Erinnerungen an Lagos wach. Vorbei geht es an zahlreichen Geschäften, Hipster-Cafés, alteingesessenen Apotheken und Geschäften, die Touristen mit Armbändern, Kuscheltieren, Untersetzern, Schüsseln und anderem Kram locken.
Es ist fast voll in diesem Teil Funchals. In die Jahre gekommene Ladys und Herren aus nördlicheren Gefilden, Kleinfamilien mit Buggys, die sich in der Januar-Sonne Madeiras in den Sommerurlaub zurückversetzt zu fühlen scheinen und, vor allem, Madeirer. Zurechtgemacht mit großen Sonnenbrillen, exakt aufeinander abgestimmten Hose-Jacket-Kombinationen und poliert glänzenden Blockabsätzen. Ich bestaune die gewagten Outfits der Leute um mich herum. Eine Frau trägt einen, auf wundersame Weise nicht billig wirkenden, Animalprint-Blazer und weiße Sneaker. Eine andere trägt eine komplette Hosenanzug-Montur aus braun-schwarzem Kuhmuster. Die Damen und Herren in der Hauptstadt der portugiesischen Blumeninsel fallen mir an diesem Tag vor allem durch ihren eigensinnigen Stil auf.
Tauben, die auf Teller springen
Vielleicht ist es auch gerade diese eine Straße, ich vermag es nicht zu sagen. Finde mich aber wenig später in einer wesentlichen weniger vornehm anmutenden Gegend wieder, auf der kleinen Einkaufsstraße Rua Dr. Fernão de Ornela. Dort gibt es nicht nur einen lebensgroßen Cristiano Ronaldo im Schaufenster des Força Portugal zu bewundern. Auch das Madeira-typische Bolo do Caco wird hier unter anderem in der gleichnamigen Casa do Bolo do Caco angeboten. Dabei handelt es sich um eine Mischung aus Hamburger und Sandwich, in meinem Fall mit in Weißweinsauce und Knoblauch getunktem Schweinefleisch befüllt, neben verschiedenen anderen Geschmacksrichtungen. Das ist köstlich.
So köstlich, dass nicht nur Menschen an den verschiedenen Tischen auf der Straße Platz nehmen, sondern auch Taube um Taube nicht nur unter den Tischen auf Essen hofft, sondern teils wagemutig direkt auf den Tellern der Restaurantbesucher landet. Da ich kein Fan von Tauben bin, scheucht mich dieser Anblick alsbald ins Innere des winzigen Restaurants. Auf Holzhockern und einer an der Wand befestigten Tischleiste essend, lausche ich hier dem schnellgesprochenen Portugiesisch bei Tellergeklapper und Radiogeplärre – und fühle mich gleich zu Hause.
Frisch gestärkt nehme ich mir ein anderes Highlight der Sehenswürdigkeiten-Liste Funchals vor, den Mercado dos Lavradores. Wirklich hübsch ist sie, die Markthalle mit ihren verschiedenen Ständen mit kunstvoll angerichteten Blumen, Früchten, Gewürzen und Co. Doch irgendetwas fehlt mir hier. Vielleicht das Leben, die Lebendigkeit, wie ich sie von anderen Markthallen und Märkten in Portugal gewohnt bin. Vielleicht ist dies aber auch der Zeit geschuldet, spaziere ich erst weit nach der Mittagszeit in den Mercado dos Lavradores hinein.
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Seilbahn und Korbschlitten in Funchal
Weiter geht es zu einem weiteren Funchal-Highlight: der Seilbahn (Teleférico do Funchal). Die führt von der hübschen Strandpromenade bis ganz nach oben. Nach Monte, wo auch der malerische Botanische Garten der Stadt zu finden ist. Die Seilbahnfahrt allein ist mit einem Preis von 20 Euro (für Hin- und Rückweg) nicht gerade günstig, doch das lohnt sich. Hoch hinaus geht es in nicht allzu rasantem Tempo, sodass man von dem mitunter schwankenden Glaskasten viele Blicke auf das weite Meer, die Stadt und hässliche Kreuzfahrtschiffe werfen kann. Immer wieder schaue ich nach unten, auf Wohnhäuser, gefühlte Schluchten an Hängen und Straßen. Und immer wieder bleibt mein Blick an Kuriositäten hängen, wie zum Beispiel einem riesigen, an eine Hauswand gemalten Wal. Meine Tochter ist entzückt. Und ich bin froh als wir oben angekommen sind, denn ich spüre einmal mehr, dass Höhen mir seit meinem 30. Geburtstag nicht mehr so richtig zusagen.
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Oben angekommen, entscheiden wir uns aufgrund der bereits vorangeschrittenen Zeit gegen den Botanischen Garten und laufen stattdessen drum herum. Nach einem Stück die Kopfsteinpflasterstraße entlang stoßen wir auf ein weiteres Funchal-Highlight: die Korbschlitten (Carreiros do Monte). Diverse Touristenpaare nehmen hier in braunen Holz-Korb-Schlitten Platz, während zwei Männer an jeweils einer Seite hinter dem Sitz auf Kufen stehen und das riesige Gefährt, sehr zur Freude der Umstehenden, den Hang hinunter und um die nächste Straßenecke manövrieren.
Vorher noch eine ordentliche Portion Arroganz gegenüber Touristenattraktionen an den Tag gelegt, verstehe ich mit einem Mal den Hype um die Korbschlittenfahrt – und lehne nur ab, weil es mittlerweile so spät ist, dass mir der Spaziergang zu unserem Auto nach der Ankunft in Livramento mit meinem jetzt schon müden Kind klar zu lang vorkommt. Sollten wir noch einmal wiederkommen, steht die Holzschlittenfahrt klar auf dem Programm.