20. September 2024, 16:33 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Die griechische Regierung plant verstärkte Maßnahmen gegen den massiven Kreuzfahrttourismus auf beliebten Inseln wie Santorin und Mykonos. Eine Eintrittsgebühr für alle Kreuzfahrtpassagiere, die eine griechische Insel besuchen, soll ab kommendem Jahr Abhilfe schaffen.
Der Kreuzfahrttourismus boomt – doch auf den beliebten griechischen Inseln hinterlässt er zunehmend deutliche Spuren. Riesige Schiffe legen regelmäßig in malerischen Häfen von Santorin und Mykonos an und setzen tausende von Passagieren ab, die sich oft nur für wenige Stunden durch die engen Gassen drängen. Dabei belasten sie die ohnehin schon begrenzte Infrastruktur der Inseln, zum Leidwesen der Anwohner. Überfüllte Strände, Abnutzung der Sehenswürdigkeiten und eine erhöhte Umweltbelastung sind nur einige der Folgen des übermäßigen Kreuzfahrttourismus. Deswegen reagiert nun die griechische Regierung mit neuen Maßnahmen, um die Besucherzahlen zu regulieren und die Auswirkungen des Overtourisms einzudämmen. Teil dieser Maßnahmen wird eine Eintrittsgebühr sein, die laut der Tageszeitung Kathimerini alle Kreuzfahrtpassagiere vor dem Betreten griechischer Inseln entrichten müssen.
Übersicht
Bis zu 20 Euro Eintrittsgebühr für griechische Inseln
Ab dem kommenden Jahr müssen alle Kreuzfahrtpassagiere eine Eintrittsgebühr zwischen einem und 20 Euro zahlen, wenn sie griechische Inseln besuchen wollen. Die genaue Höhe der Gebühr variiert je nach Reisezeit und Beliebtheit der Insel. Inseln wie zum Beispiel Santorin und Mykonos leiden besonders stark unter dem Overtourism, TRAVELBOOK berichtete. Dort wird in der Hauptsaison, die vom 1. Juni bis zum 30. September dauert, ein Eintritt von 20 Euro pro Person für einen Tagesbesuch fällig. Ersten Schätzungen zufolge rechnet man damit, dass die Eintrittsgebühren rund 50 Millionen Euro einbringen werden.
Wer bekommt die Eintrittsgebühren?
Ein Drittel der Einnahmen aus den Eintrittsgebühren soll direkt in die Haushalte der betroffenen Gemeinden fließen. Diese können dann frei über die Verwendung der Mittel entscheiden. Ein weiteres Drittel geht an das Schifffahrtsministerium, das damit die Modernisierung der Inselhäfen vorantreiben will. Das verbleibende Drittel erhält das Tourismusministerium, welches damit die lokale Infrastruktur verbessern soll. Ziel ist es, Wartezeiten für Besucher zu reduzieren und eine bessere Lenkung der Touristenströme auf den Inseln zu ermöglichen. Künftig sollen die Ankünfte und Inselbesuche der Kreuzfahrtschiffe im Voraus besser koordiniert werden. Damit möchte man vermeiden, dass mehrere große Schiffe gleichzeitig an den oft sehr kleinen Inseln anlegen. Zudem plant die Regierung, verstärkt für den Einsatz kleinerer Kreuzfahrtschiffe zu werben, um den Touristenandrang zu verringern und die Infrastruktur der Inseln zu entlasten.
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Helfen Eintrittsgebühren gegen Massentourismus?
Die griechischen Inseln sind nicht das erste von Overtourism geplagte Reiseziel, welches versucht, die Touristenmassen mittels Eintrittsgebühren in den Griff zu bekommen. Venedig verlangt bereits Eintrittsgeld von Tagesbesuchern und auch der Bürgermeister von Sevilla verkündete kürzlich Pläne, Touristen zukünftig für den Besuch des zentralen Platzes Plaza de España zur Kasse zu bitten. Auch in Rom diskutiert man derzeit, eine Eintrittsgebühr für den Trevi-Brunnen zu verlangen. Doch ist Geld die Lösung der Probleme? Wird es die verärgerten Einheimischen beruhigen, die in diesem Jahr beispielsweise auf den stark besuchten Kanarischen Inseln und auf Mallorca teilweise zu Zehntausenden gegen den Massentourismus protestiert haben?
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Das sagt ein Tourismusforscher zu den Plänen
Es könnte zumindest ein Teil der Lösung sein, wenn das Geld den Menschen vor Ort tatsächlich zugutekommt. Diesen Standpunkt vertritt der Tourismusforscher Christian Laesser in einem Interview mit der Deutschen Presseagentur. Er betont, dass Eintrittsgebühren weniger als Steuerungsinstrument für Besucherzahlen wirken, sondern eher eine faire Kostenverteilung ermöglichen, da Tagestouristen (und somit auch die meisten Kreuzfahrtpassagiere) sonst keinen Beitrag zur Infrastruktur leisten. Er plädiert für eine bessere Kontrolle der Besucherströme durch beispielsweise Limitierungen und Reservierungssysteme.
Mit Material von dpa