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Wustrow war jahrelang Sperrzone

Die ungewisse Zukunft von Deutschlands „verbotener Insel“

Wustrow verbotene Insel
Die verfallenen Häuser auf der gesperrten Ostseehalbinsel Wustrow (links), rechts der Ostseestrand von Rerik mit dem Zaun. Seit Jahrzehnten hat die Halbinsel Wustrow den Beinamen „die verbotene Insel“. Foto: picture alliance/dpa | Bernd Wüstneck
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TRAVELBOOK Redaktion

12. Mai 2023, 9:55 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Seit Jahrzehnten hat die Halbinsel Wustrow in Mecklenburg-Vorpommern den Beinamen „die verbotene Insel“. Ein Zaun sorgt dafür, dass niemand sie unbefugt betreten kann. Ursprünglich gab es Pläne zur touristischen Weiterentwicklung der schönen Landschaft – doch daraus wurde nichts. Immerhin können inzwischen Besucher im Rahmen einer geführten Tour die Halbinsel besichtigen.

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Es gibt wohl nur wenige Orte in Mecklenburg-Vorpommern, die so geheimnisumwittert sind wie die Halbinsel Wustrow bei Rerik. Die einzige Zufahrtsstraße zur „verbotenen Insel“, der schmale einspurige „Hals“, ist seit fast 20 Jahren am Ende mit einem Zaun versperrt, der bis in die Ostsee reicht.

Ein Wächter passt auf, dass niemand die rund 1000 Hektar große Halbinsel mit ihrer wechselvollen Geschichte betritt. Diese ist vor allem durch die Anwesenheit der Wehrmacht und später von Sowjet-Militär in den Jahren zwischen 1933 und 1993 geprägt. Doch mittlerweile ist die Insel seit vielen Jahren in Privatbesitz.

Es gab Pläne für eine exklusive Ferieninsel

Der Immobilienunternehmer Anno August Jagdfeld kaufte die Halbinsel 1998 für 12,5 Millionen D-Mark von der Treuhand. Jagdfeld hatte weitreichende Pläne: Aus den bebauten 100 Hektar in der alten Gartenstadt wollte er eine exklusive Siedlung gestalten, für Touristen und wohlhabende Senioren, inklusive eines Golfplatzes. Insgesamt 300 Hektar, davon 200 Hektar Ackerland wurden zwei Meter tief umgebuddelt und von Munition befreit. Die Kosten trug der Bund. Der 700 Hektar große Rest ist europäisches Vogel-, Landschafts- und Naturschutzgebiet und vor allem nicht beräumt – eine munitionsverseuchte Naturidylle.

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Doch die Stadtvertretung von Rerik erteilte zunächst jeglichen Plänen für eine touristische Nutzung der Halbinsel Wustrow eine Absage.„Momentan gibt es keine Pläne zur touristischen Weiterentwicklung der Halbinsel Wustrow“, hieß es bereits 2019 es auf der offiziellen Webseite der Insel. „Der Golfplatz ist schon seit Jahren nicht mehr Bestandteil der Planung und auch die angedachte Ferienanlage wird in nächster Zeit nicht realisiert werden.“ Die von Investor Anno August Jagdfeld geführte ECW Entwicklungs-Compagnie Wustrow GmbH erklärte inzwischen, „auf die Wünsche der Gemeinde eingehen zu wollen, da momentan möglicherweise mehr neuer Wohnraum als weitere Ferienwohnungen gebraucht würden.“

Wustrow verbotene Insel
Der hübsch herausgeputzte Ort Rerik, dahinter liegt die Halbinsel Wustrow Foto: Getty Images

Verfallene Häuser und ein Flughafen-Tower

Die meisten der 90 Häuser aus der Militärzeit in der Gartenstadt sind nach dem jahrelangen Leerstand verfallen. Auf Häuser gestürzte Bäume, Balkone hängen runter, die Natur holt sich verloren gegangenes Terrain zurück. Doch immer noch sind genügend Häuser da, die ihre eigenen Geschichten erzählen können. Offiziershäuser, Mannschaftsunterkünfte, ein Krankenhaus, ein Kino oder ein Flughafen-Tower, der allerdings nie genutzt wurde. Denn die Sowjets haben angeblich nie richtige Flugzeuge stationiert, Attrappen wurden hin und her geschoben. Ob sich der Feind täuschen ließ, ist nicht überliefert.

Im Towergebäude gibt es eine riesige sowjetische Wandmalerei, auf der die „siegreiche Rote Armee“ mit Panzern, Flugzeugen und Truppen abgebildet ist. Und überall auf dem Gelände sind die Betonreste von Flak-Fundamenten zu sehen. Viel Munition wurde versenkt.

Wustrow verbotene Insel
Blick durch Stacheldraht auf die verlassenen Häuser der Halbinsel Wustrow Foto: picture alliance / Jörg Carstensen

Wustrow, die „verbotene Insel“, kann man besuchen

Seit 2018 darf eine Pferdekutsche mit maximal 20 Personen eine Runde durch den oberen, etwa 300 Hektar großen Teil fahren, um Einheimische und Touristen durch eine bizarre Landschaft zu führen. „Führungen zu Fuß wären derzeit zu riskant, da es viele baufällige Ruinen und Hohlräume gibt, von denen Unfallgefahr ausgeht“, heißt es auf der Insel-Webseite. Noch gefährlicher sei aber die alte Munition, die sich in dem Militärgelände quasi überall im Boden befinden könne.

Wustrow verbotene Insel
Kutscher Herbert Bannow fährt mit seinem Gespann durch den Zaun auf die gesperrte Ostseehalbinsel Wustrow Foto: picture alliance/dpa | Bernd Wüstneck

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Strikte Regeln für den Besuch

Jeder, der auf der Kutsche mitfährt, muss unterschreiben, dass er sich korrekt verhält und nicht auf eigene Faust durch das Gelände streift. Denn gelegentlich soll es Leute, geben die „schwarz“ auf die Insel kommen. Und die Bundespolizei übt zwischen Meer und Salzhaff im Schnitt zweimal im Jahr Häuserkampf, wie die Reriker berichten.

Eine weitere Möglichkeit, einen Eindruck von Wustrow zu bekommen, ist über den Seeweg. Während der Fahrt an Bord der MS „Salzhaff“, die zwischen Juli und Oktober donnerstags um 15 Uhr ab Rerik startet, erfährt man Interessantes aus der Geschichte der Halbinsel. 

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Wustrow – die „verbotene Insel“ und ihre ungewisse Zukunft

Laut der Webseite der Halbinsel reißen die Diskussionen um die künftige Nutzung der Halbinsel Wustrow auch weiterhin nicht ab. „Über eine touristische Nutzung konnten sich die Beteiligten noch nicht einigen“, heißt es dort. Laut einem aktuellen Bericht der „Ostsee Zeitung“ gibt es allerdings jetzt einen ganz neuen Vorschlag. Demnach hat eine Architektin aus Hamburg in ihrer Masterarbeit ein Konzept für einen umweltgerechten Tourismus auf Wustrow erstellt. Dafür schweben ihr unter anderem ein Öko-Bauernhof, eine Surfschule und elektrische Fähren für die Anreise der Besucher vor.

Solange jedoch nicht klar ist, ob sich irgendwo auf Wustrow noch Munition befindet, wird die Halbinsel weitgehend die „verbotene Insel“ bleiben.

Themen Deutschland
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