27. März 2019, 7:33 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Hawaii ist ein Sehnsuchtsziel für Touristen aus der ganzen Welt. 2018 besuchten 9,9 Millionen Touristen die Inseln – ein neuer Rekord. Doch der Urlauberansturm erreicht mittlerweile kritische Ausmaße. Experten sprechen bereits von einem „Kipp-Punkt“. Schon jetzt kann man sehen, was ohne Maßnahmen passieren wird: Der Untergang des Paradieses.
Wer einmal durch ein Korallenriff geschnorchelt ist, der weiß: Diese Vielfalt kann man kaum beschreiben. Dort gibt es Tausende bunte Fische, groß und klein, die unter und neben einem schwimmen, manchmal sogar Schildkröten. Auch auf Hawaii zählt Schnorcheln zu den beliebtesten Aktivitäten bei Urlaubern. Eine Bucht wird dabei besonders oft empfohlen: Die Hanauma Bay auf Oahu. Übersetzt heißt Hanauma Bay „gekrümmte Bucht“, und durch ihre besondere, halbmondförmige Form bot sie früher einen einzigartigen Lebensraum. Sie stand für die Schönheit Hawaiis: Hier wurde zum Beispiel ein Teil des Films „Blue Hawaii“ mit Elvis Presley gedreht. Doch heute kann man die einstige Pracht nur noch erahnen.
Aufgrund der Berühmtheit steht die Hanauma Bay in so gut wie jedem Reiseführer von Deutschland bis Japan. Der Strand ist dauerhaft rappelvoll, selbst in der Off-Season. Daran können auch die 7,50 Euro Eintritt nichts ändern – es ist übrigens auch auf Hawaii durchaus unüblich, Eintrittsgeld für einen Strand zu verlangen. Wer zahlt und durch die Metall-Drehschleusen die Bucht betritt, wird zunächst in einem 10-minütigen Film darüber informiert, wie man sich zu verhalten habe. Erst nach dem Film dürfen Besucher zum Strand. In dem Film wird mehrmals auf die fragile Natur des Korallenriffs verwiesen. Ein hehrer Ansatz, der jedoch leider zu spät kommt.
Das Korallenriff ist tot – auch wegen der Touristen
Denn die zahlreichen Urlauber, die extra zum Schnorcheln in die Hanauma Bay kommen und Eintritt zahlen, werden im Wasser bitter enttäuscht. Denn das Korallenriff ist zum Großteil bereits tot. Die Korallen sind nicht mehr bunt, sondern kalkweiß verblichen. Fische gibt es zwar, doch gerade im Vergleich zu anderen Riffen ist die Anzahl fast verschwindend gering.
„Wenn es hier tatsächlich um die Erhaltung der Natur gehen würde, würde man den täglichen Zutritt auf eine gewisse Anzahl von Personen beschränken. Leider fanden wir uns an einem völlig überfüllten Strand wieder.“, schreibt zum Beispiel Userin Michele Urich auf Tripadvsior. Der Lebensraum werde durch die vielen Massen an Menschen zerstört. „Viele unserer Mitmenschen verhalten sich leider, auch trotz des unmittelbar vor dem Aufenthalt gezeigten Verhaltens-Videos, rücksichtslos! Man findet leider auch überall Müll, trotz der vielen Mülleimer.“ Ihrer Meinung schließen sich viele User an.
Dabei tragen die Touristen durchaus Schuld für das Sterben des Korallenriffs. Indirekt, da sie unter anderem mit den Flügen natürlich zum Klimawandel beitragen. Aber auch direkt gibt es einen konkreten Zusammenhang, und zwar durch die Sonnencreme. In vielen Produkten sind nämlich die Chemikalien Octinoxat und Oxybenzon enthalten, die dazu führen, dass die Korallen sich nicht mehr vermehren und schließlich absterben. Seit 2018 sind Sonnencremes mit diesen Inhaltsstoffen zwar verboten – doch zumindest für die Hanauma Bay kommt das neue Gesetz zu spät.
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Ist Hanauma Bay nur der Anfang vom Ende?
Tatsächlich scheint es einfach nicht genug Platz für alle Besucher des Paradieses zu geben. So prognostizieren beispielsweise in einer kürzlich publizierten Studie der University of Hawaii Experten, dass der Tourismus auf Hawaii kurz vor dem Umkippen in den „Overtourism“ stehe. Immer mehr Besucher pro Jahr würden die begrenzten Ressourcen der Insel zu sehr belasten. Die Experten gehen davon aus, dass sich das Problem ohne Handeln der Behörden schnell verschärfen könnte – mit möglicherweise desaströsen Konsequenzen.
„Wir sind noch nicht an einem kritischen Punkt, wir sind an einem Kipp-Punkt. Wir haben so viele Besucher, wir müssen uns ernsthaft mit Management Programmen befassen“, sagte Frank Haas, einer der Autoren der Studie. Andernfalls würde der Touristenansturm nicht nur für die Bewohner, sondern auch für die Natur kritische Ausmaße annehmen – so wie in der Hanauma Bay.