27. November 2019, 16:15 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Grüne Wiesen, felsige Küsten, ein himmlisches Ambiente: Die Insel Edora scheint auf den ersten Blick vor allem Naturfreunde anzusprechen. Doch es gibt da einen riesigen Haken. TRAVELBOOK hat sich das Idyll einmal genauer angeschaut.
Eroda wirkt auf den ersten Blick einzigartig: der Leuchtturm, der Fischmarkt, eine Tauchschule, die Brauerei und noch viele weitere Attraktionen. Doch die ganze Sache hat einen entscheidenden Haken: All diese Orte gibt es gar nicht, nicht mal die Insel Eroda existiert.
Aber die Webseite „Visit Eroda“ wirbt mit dem Slogan: „Es gibt kein Land wie dieses“ – welche Doppeldeutigkeit… Die Phantom-Insel hat auf Twitter bereits mehr als 21.600 Fans (Stand 27.11. 16:15 Uhr), man kann sich auf dem Internet-Auftritt der Insel über angeblich buchbare Angelausflüge oder besonders schöne Wanderstrecken informieren. Sogar eine Landkarte von Eroda ist dort zu sehen, komplett mit ihren angeblichen vier Städten namens Ganona, Marmorton, Martin’s Heaven und Yuna.
Doch in der Tiefe der Webseite findet man dann: nichts. So existiert beispielsweise keine der unter „Accomodations“ aufgeführten Unterkünfte, folglich sind sie natürlich auch nicht buchbar. Im Impressum der Seite steht, sie sei bereits 2004 erstellt worden, jedoch ergab eine Domain-Abfrage von TRAVELBOOK auf der Seite „Whois“, dass die Page in Wahrheit am 28.10.2019 erstellt wurde. Schlussendlich führt der erste Tweet, der bei Twitter unter der Hashtag-Suche #eroda auftaucht, direkt zum Account des britischen Popsängers Harry Styles – und zwar zu einer Werbung für sein neues Album. Twitter-User „Ryan J.“ will schließlich heraus gefunden haben, dass die Webseiten von Eroda und dem Musiker miteinander verbunden seien.
Wer steckt hinter Eroda?
Doch wenn es die Insel gar nicht gibt, wie auch z.B. Google Maps bestätigt, wer hat dann die Webseite online gestellt – und warum? Der Journalist Thomas Bywater vom „New Zealand Herald“ hat eine Vermutung, die natürlich nahe liegt: Bei dem Ganzen handele es sich um eine Werbekampagne – für Harry Styles, ehemaliges Mitglied der Boygroup One Direction.
Auch interessant: Molise: Das ist das italienische Bielefeld
Kino-Hit Großer Hype um „Joker“-Treppe in New York
Achtung, Datenklau! Lufthansa warnt vor Betrugsmasche in Sozialen Netzwerken
Australiens Heiliger Berg Besteigung des Uluru ist ab sofort verboten
Warum dieser Aufwand?
Doch wenn dem so ist, warum dann eine solche Kampagne, die nicht nur eine Facebook-Fanpage hat, sondern auch Image-Videos und sogar scheinbar begeisterte Fans?
So schreibt beispielsweise die Nutzerin „Sienna Cameron“ unter einen Facebook-Post von „Visit Eroda“: „Fantastische Insel. Essen und Unterkünfte zu guten Preisen, und die Insel hat viel Geschichte. Ich werde bald wiederkommen.“ Der persönliche Account der Dame hat sogar Bilder, allerdings hat sie keine Freunde, was den Verdacht nahelegt, dass die Seite genau wie die von Eroda ein Fake ist. Nutzer Kristian Claus schreibt: „Einer meiner liebsten Urlaubs-Orte.“ Einige Nutzer schreiben unter die Posts jedoch nur ein Wort: „Harry“.
Laut „New Zealand Herald“ ist der Twitter-Nutzer Austin Strifler als Erstes dem Geheimnis und seiner möglichen Lösung auf die Spur gekommen, denn über die umgekehrte Bildersuche bei Google fand er heraus, dass die meisten Bilder, die angeblich Eroda zeigen, in Wahrheit in und um den schottischen Ort St. Abbs entstanden sind – dort hat Harry Styles 2019 ein Video gedreht.
Und noch ein Hinweis, den TRAVELBOOK entdeckte, weist auf Styles: Edora heißt rückwärts Adore – genau wie ein Song von Harry Styles. Doch trotzdem muss man sich fragen, warum jemand für die Veröffentlichung eines neuen Albums einen derart ungewöhnlichen Aufwand betreiben würde, wenn der direkte Link zwischen Edora und dem Künstler auf den ersten und zweiten Blick nicht ersichtlich ist.
Ob es sich tatsächlich um eine PR-Kampagne des britischen Popsängers handelt, dürfte man spätestens Mitte Dezember erfahren: Dann nämlich soll sein neues Album erscheinen. Aber wer weiß, vielleicht steckt ja auch jemand ganz anderes hinter der Erfindung der Fantasie-Insel und hat bewusst falsche Spuren gelegt…