26. April 2022, 11:35 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
„Insel der Alten“, „Insel der Hundertjährigen“ und manchmal gar „Insel der Unsterblichen“, wird Ikaria gern genannt. Und tatsächlich sieht man auf der griechischen Insel viele Menschen, die 100 Jahre und älter sind. Doch was ist das Rezept für ein so langes Leben? TRAVELBOOK kennt es – und verrät außerdem, was Ikaria als Urlaubsziel so reizvoll macht.
Wer das Rezept für gesundes Altwerden sucht, sollte die Ikarioten fragen. Honig, werden sie sagen, Gemüse, Früchte, Vollkorn, Wildkräuter und der einheimische Rotwein. Und sie verraten vielleicht auch, dass sie täglich Mittagsschlaf halten, mit Nachbarn schwatzen und lange Spaziergänge über die hügelige Insel unternehmen. Manche tanzen sogar, denn dafür sei man nie zu alt, sagen sie.
Auf Ikaria werden die Menschen älter als anderswo in Europa
Was immer die Gründe sind: Tatsächlich ist der Anteil der 90-Jährigen auf Ikaria zehnmal höher als im europäischen Durchschnitt. Außerdem gibt es auf der Insel weniger Krebserkrankungen, Herzinfarkte und Fälle von Demenz als in den meisten anderen Regionen der Welt. Als die New York Times im Jahr 2012 über Ikaria einen Artikel mit der Überschrift „The Island Where People Forget to Die“ („Die Insel, auf der Menschen vergessen zu sterben“) veröffentlichte, machte die Ägäis-Insel international Schlagzeilen und rückte zunehmend in den Fokus von Gerontologen (Altersforscher) und anderen Medizinern.
Einer der Forscher, die des Rätsels Lösung um das hohe Alter der Ikarioten zu ergründen suchten, war der Athener Kardiologe Christodoulos Stefanidis. Er befragte auf Ikaria 284 Männer im Alter von 65 bis 99 Jahren. Acht von zehn gaben an, regelmäßig sexuell aktiv zu sein, berichtet u. a. die Südwest Presse. Neben Sex sei die Langlebigkeit der Ikarioten laut Stefanidis aber auch noch auf andere Faktoren zurückzuführen: auf viel Bewegung, wenig Stress und gesunde Ernährung.
Doch abgesehen von ihren betagten Bewohnern ist Ikaria auch eine Urlaubsinsel – vor allem für Menschen, die schöne Strände, Ruhe und Natur pur suchen.
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Ikaria – Urlaubsziel ohne Massentourismus
Ikaria, das zu den Südlichen Sporaden gehört und seinen Namen jenem Ikarus verdankt, der einst mit selbstgebauten Flügeln auf der Flucht aus dem Gefängnis auf Kreta ins Meer stürzte, liegt östlich von Mykonos und westlich von Samos. Obgleich die Insel mit immerhin 40 Kilometern Länge und bis zu acht Kilometern Breite nicht klein ist, blieb sie vom Massentourismus bisher verschont. Was möglicherweise daran liegt, dass Ikaria nicht ganz die Infrastruktur bietet, die Touristen gewöhnt sind. Es gibt keinen internationalen Flughafen und die größte Sehenswürdigkeit ist die Natur. Andere wiederum suchen genau das und finden auf Ikaria Ruhe und begegnen Menschen, die äußerst entspannt auf ihren hundertsten Geburtstag hinleben.
Die schönsten Strände
Action sucht man auf Ikaria vergeblich. Dafür gibt es wunderschöne, ruhige Strände in kleinen oder größeren Buchten, mit hellem Sand und türkisfarbenem Wasser. Die berühmtesten Strände heißen Nas (er liegt an der Mündung des Flusses Chalaris), Livadi (bei Armenistis, hier kann man auch Wasserschildkröten beobachten), Mesachti (bei Gialiskari, der längste Strand von Ikaria) und Kambos. An der Südküste, bei Manganatis, gibt es noch einen ziemlich unbekannten Strand, an dem man beinahe alleine ist.
Besuch in Armenitis und Gialaskari
Auf dem Weg zum Meer lohnen sich Abstecher zu den Inseldörfern. Nach Armenistis im Nordwesten, zum Beispiel. Nicht einmal 150 Menschen wohnen hier. Es gibt einige Pensionen und Hotels, viele Tavernen, in denen man fangfrischen Fisch verspeisen kann, einen Supermarkt, eine Bäckerei und sogar eine Disco. Gialiskari ist etwa genauso groß und noch ruhiger. Die wichtigste Sehenswürdigkeit ist die wunderschöne weiß-blaue Kapelle, die auf einer felsigen Landzunge steht.
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Heiße Quellen in Therma
Hauptort auf Ikaria ist Agios Kirykos, der im Südosten der Insel liegt und immerhin knapp über 2000 Einwohner hat. Hier kommen die meisten Fähren an, hier gibt es auch die meisten Geschäfte und Unterkünfte. Richtig aktiv wird man aber erst am Abend, wenn es alle Einwohner in die Tavernen oder zumindest auf die Straßen treibt. Von Agios Kirykos lohnt sich ein Abstecher ins nahegelegene Dörfchen Therma. Grund sind die heißen Quellen, die gegen Arthrose, Rheuma und andere Krankheiten helfen sollen. Auch die Ruinen der antiken Stadt Drakanos ganz in der Nähe sind sehenswert. Ebenfalls etwas größer und als Hafenstadt von Bedeutung ist Evdilos im Norden der Insel. Hier kommen Fähren von Samos, Mykonos und Paros an.
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Christos Raches wird erst am späten Abend wach
Besonders interessant schließlich ist der Ort Christos Raches. Das hübsche, von Pinienwäldern umgebene Bergdorf war 1947 der Ort, in den der Komponist und Politiker Mikis Theodorakis verbannt wurde. Wer „Raches“ besucht, erlebt selbst in der Hochsaison eine Zeitverschiebung der besonderen Art: Tagsüber schläft der Ort, und kaum jemand ist auf den Straßen zu sehen. Erst um 21 Uhr öffnen die ersten Geschäfte, um Mitternacht die restlichen. Straßenmusiker bringen sich in Stellung, und die Tische in den Tavernen füllen sich. Schluss ist frühestens um drei Uhr nachts.
Ikaria Reisetipps
„Anreise: Flug bis Athen, mit dem Bus E96 bis Piräus und weiter mit dem Schiff nach Evdilos oder Agios Kirikos. Schneller ist der Weiterflug mit Olympic Air oder Aegean von Athen nach Ikaria (der kleine Flughafen liegt im Südosten der Insel)
Klima: mediterran. Zwischen Mai und September sehr trocken, Temperaturen im Sommer bei knapp 30 Grad“
(Text: Silke Böttcher)