6. Juli 2017, 15:25 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Haben Sie schon mal von der niederländischen Insel Terschelling gehört? Wenn nicht, wird es Zeit – denn das westfriesische Eiland hat einiges zu bieten. Unter anderem echte Schätze, die man auch als Urlauber mit ein bisschen Glück finden kann.
Sturm aus Nordwest ist das Beste, was einem Schatzsucher auf Terschelling passieren kann. Dann nämlich sind die Chancen besonders gut, dass auf den Schiffen vor der Küste etwas über Bord geht und an den weiten Strand der Insel gespült wird.
Hille van Dieren kommt jeden Tag hierher. Und manchmal auch nachts. Eigentlich sogar am liebsten dann. Der 70-Jährige ist Jutter, so werden die modernen Strandräuber genannt. Und er könnte den Gedanken nicht ertragen, in einem Moment nicht dabei zu sein, wenn ein Schatz auftaucht.
Hille hat im Lauf seines Lebens etliche Schätze mit nach Hause gebracht – und beim Wracktauchen an die Oberfläche geholt. Für seine einzigartige Sammlung hat er sein Elternhaus in Formerum zu einem Museum umgebaut. Es ist sein Lebenswerk. „Hier in diesem Zimmer bin ich geboren worden“, erzählt Hille und zeigt auf ein Foto seiner Familie. Beim Wracktauchen hat er mal die Uniform des Kapitäns entdeckt, mal einen Sextanten, mal jede Menge Porzellan.
Das Strandgut ist noch kurioser. Zur Sammlung gehören Rettungsringe, Teddybären, Spielzeugpuppen, Tennisschläger, Zigarettenstangen, und ein überdimensionaler Vibrator. In einer eigenen Vitrine zeigt Hille rund 200 Flaschenpostbriefe.
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Ein gigantischer Strand
Der Strand von Terschelling ist tatsächlich gigantisch. Die westfriesische Insel vor der holländischen Küste ist gut 30 Kilometer lang, der Strand noch länger. Bei Midsland aan Zee ist gar kein Ende zu sehen. Der Osten der Insel ist ein Naturreservat, De Boschplaat, ein wichtiges Brutgebiet für Seevögel.
Das östlichste Dorf heißt Oosterend. Die Dünenkette, die zwischen Nordsee und dem Dorf liegt, ist von hier gut zu sehen. „Sie schützt die Insel davor, überspült zu werden“, erklärt Freek Zwart, der sich um den Natur- und Küstenschutz kümmert.
Schätze für die Küche
Auch Flang Cupido zieht es regelmäßig ans Wasser. Der Insulaner, Sohn eines Seemanns, sucht dort nach Schätzen für die Küche. Er hat ein Kochstudio in Hoorn, einem der östlichen Inseldörfer. Und er legt Wert auf regionale Produkte. Was sich in der Nordsee vor Terschelling finden lässt, zeigt Flang Touristen bei seinen Wattexkursionen.
Mit Gummistiefeln, Jeans, Windjacke, Schirmmütze und einem halben Dutzend Eimern für die Austernsuche steht Flang am Deich und erklärt das Ökosystem Wattenmeer. Die Exkursionsteilnehmer stapfen vorsichtig durch den Matsch und über Tausende von Muschelschalen.
Pazifische Austern finden sich an vielen Stellen, die einheimische Art ist schon vor Jahrzehnten ausgestorben. Mit den Fingern gräbt Flang Herzmuscheln aus, verteilt sie und zeigt, wie sich die Schalen ohne Hilfsmittel öffnen lassen. „Die schmecken gut zu Pasta. Man kann sie aber auch so essen.“
In Sachen Austern rät der Wattenmeer-Gourmet lieber zu kleineren Exemplaren: „Man muss die ja auch noch runterbekommen.“ Zurück am Deich wird das gleich ausprobiert. Flang serviert Brot und Weißwein. Er demonstriert, wie man die Auster mit einem Messer aufbekommt. Dann wird geschlemmt und geschlürft.
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Anreise und Übernachtung
Terschelling ist die zweitgrößte der fünf westfriesischen Inseln vor der niederländischen Küste. Sie liegt genau in der Mitte zwischen Vlieland und Ameland. Hauptort ist West-Terschelling. Die Fähre ab Harlingen braucht rund zwei Stunden bis West-Terschelling, das Schnellboot (keine Autos) 45 Minuten.
Vorab-Buchungen sind in der Hauptsaison zu empfehlen. Harlingen-Hafen hat eine eigene Bahn-Station, von dort aus sind es wenige Minuten zu Fuß bis zum Fährterminal.
Auf Terschelling gibt es bei 5000 Einwohnern rund 18 000 Gästebetten. 97 Prozent der Touristen kommen aus den Niederlanden. Hotels gibt es vor allem in West-Terschelling, auf der ganzen Insel aber auch viele Ferienwohnungen und Campingplätze.