26. März 2024, 15:20 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Im äußersten Nordwesten der Falklandinseln befindet sich eine winzige Inselgruppe, die Jason Islands. Menschen leben dort keine, dafür aber viele Tiere. Ohne jemals dort gewesen zu sein, kaufte sich ein US-Milliardär Mitte der 1990er Jahre zwei der Inseln. Ein paar Jahre später dann verschenkte er sie wieder. Wie es dazu kam und wem die Inseln heute gehören – TRAVELBOOK erzählt die ganze Geschichte.
Im Oktober 2020 veröffentlichte die NASA auf ihrer Webseite im Rahmen ihrer Reihe „Bild des Tages“ obige Satellitenaufnahme. Was aussieht wie ein Gemälde, zeigt die beiden westlichsten der insgesamt sieben Jason Islands im Südatlantik, genauer: Grand Jason Island und Steeple Jason Island.
Auf der Luftaufnahme scheinen die Inseln fast miteinander verbunden zu sein, durch riesige Wirbel in allen möglichen Blautönen. Das besondere Farbenspiel auf dem Foto vom 18. Oktober 2020, so die NASA, komme aufgrund des saisonal bedingten hohen Aufkommens von Phytoplankton in dieser Meeresregion zustande. „Die schwimmenden, pflanzenähnlichen Organismen häufen sich an den Rändern von Strömungen und Wirbeln und machen so einige der turbulenten, dynamischen Mischmuster der Ozeane sichtbar.“
So schön die Inseln aus der Luft betrachtet auch aussehen, so unwirtlich präsentieren sie sich an Land – zumindest für den Menschen. Zerklüftete Klippen, eine karge Landschaft, wild tosendes Meer und ein Festland, das Hunderte Kilometer entfernt ist, machen sie eher wenig attraktiv für Besucher. Allenfalls Wissenschaftler verirren sich wegen der reichen Tierwelt hierher.
Milliardär kaufte die Jason Islands, ohne sie je real gesehen zu haben
Und doch gefielen die beiden Inseln Grand Jason Island und Steeple Jason Island einem US-Milliardär namens Michael Steinhardt auf Anhieb so gut, dass er sie kurzerhand kaufte. Gesehen hatte der Naturliebhaber sie nur auf Fotos, wie die New York Times berichtet. Er selbst war nie vor Ort gewesen.
Für die Inseln, an deren Ufern sich Seeelefanten, Seelöwen, Pinguine, Raubmöwen und Albatrosse tummeln, bezahlte Steinhardt laut New York Times nach eigener Aussage kein „Taschengeld“. Aber es sollen auch keine „Millionen“ gewesen sein. Immerhin einmal besuchte Steinhardt, der seine Milliarden laut „Forbes“ in den Neunziger Jahren mit Investmentfonds gemacht hatte, seine neuen Besitztümer, gemeinsam mit seiner Frau und einigen Freunden. Als sie die Inseln wieder verlassen wollten, hätten sie die Tausenden Seevögel mit rohen Fleischstücken weglocken müssen, um sie von den Rotoren ihres Hubschraubers fernzuhalten, berichtet die „New York Times.“
Verschenkt im Sinne des Naturschutzes
2002 entschloss sich Steinhardt dann, die Inseln zu verschenken. Und zwar an die Wildlife Conservation Society, eine US-Naturschutz-Stiftung mit Sitz im Bronx Zoo in New York City. Sie ist seitdem für den Schutz der Insel-Tierwelt zuständig.
Den Tieren auf Grand Jason Island und Steeple Jason Island ging es übrigens nicht immer so gut wie heute: So gab es um 1860 laut „New York Times“ eine regelrechte Massenschlachtung der dort lebenden Pinguine. Innerhalb von nur wenigen Jahren wurden demnach rund zwei Millionen Pinguine getötet und gekocht, um ihr wertvolles Öl zu gewinnen. Einige der flachen Eisentöpfe, die in diesem Prozess verwendet wurden, sollen noch heute an den Stränden der Inseln stehen, umgeben von Pinguinknochen.
Kann man die Jason Islands besuchen?
Wer jetzt Interesse bekommen hat, die abgelegenen Inseln im äußersten Nordwesten der Falklandinseln selbst einmal zu besuchen, dürfte es schwer haben. Wie der Tourismusverband der Falklandinseln auf seiner Webseite schreibt, sind die Jason-Inseln nicht nur sehr schwierig zu erreichen, weil es dort keinen Flughafen oder offiziellen Landeplatz gibt. Wer sie betreten will, braucht außerdem eine Sondergenehmigung. „Einige kleine Kreuzfahrtschiffe bieten jedoch Landgänge auf Steeple Jason an“, schreibt der Tourismusverband weiter. Die Reise sei ein „unvergessliches Erlebnis“.