7. Februar 2017, 11:39 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Richart Sowa hat Recycling auf ganz besondere Weise definiert: Aus Plastikflaschen und anderem „Müll“ erschuf er nicht nur etwas Neues, sondern einen ganzen Lebensraum in Form einer kleinen Insel. Darauf will er Tages autark leben und über das Meer reisen.
Viele Jahre hat der Brite Richart Sowa als Zimmermann gearbeitet, ist als Straßenmusiker durch Europa getourt und zwischenzeitlich mehreren spirituellen Gemeinschaften beigetreten, um zu sich selbst zu finden. Inzwischen nennt er sich Öko-Architekt und lebt in einer Lagune der mexikanischen Insel Isla Mujeres auf Joysxee Island – einer Insel, die er aus recycelten Materialien selbst erbaut hat.
Doch Joysxee Island war nicht sein erster Versuch, eine aus Müll bestehende Insel zu bauen – schon 1998 erschuf er Spiral Island in Mexiko. Doch das Eiland, das Sowa mit viel Mühe erbaute, wurde 2005 durch einen Hurrikan zerstört. Kurz darauf begann er mit den Planungen für seine zweite Insel aus Müll.
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150.000 Plastikflaschen lassen die Insel schwimmen
Um die 25 Meter lange Insel über Wasser zu halten, verwendet Sowa 150.000 Plastikflaschen, die mithilfe von alten Obstnetzen zusammengehalten werden. Die Netze befestigt er an Holzpaletten, die er wiederum mit Erde bedeckt und dies mehrfach wiederholt. „Es ist wie eine Lasagne. Du hast Müll, dann hast du Erde. Und dann wieder Müll und darauf wieder Erde“, erklärt er in einem Youtube-Video. Durch die vielen Schichten wird verhindert, dass Meerwasser an die oberste Erdschicht gelangt, wodurch verschiedene Pflanzen auf der Oberfläche der Insel wachsen können.
Da die Holzpaletten mit der Zeit verfallen, muss anderweitig Stabilität geschaffen werden. Dafür hat Sowa Mangroven gepflanzt, die Wurzeln der Meerwasser-Pflanzen kräftigen die Insel auch langfristig und fixieren die Plastikflaschen.
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Die Insel könnte ohne Sowa überleben
Der umweltbewusste Brite hat neben seinem kleinen Wald auch einen Gemüse-Garten angebaut, um sich selbst zu versorgen. Die Pflanzen auf der Insel seien auch ohne ihn lebensfähig, betont der Brite in dem Youtube-Video. Es hat sich ein kleines Öko-System gebildet. Aus den alten Plastikflaschen ist ein kleines Stück Land entstanden, was auf dem Meer treibt. „Die meisten Länder recyceln nicht, und die Population wächst so schnell. Durch die Plastikinseln könnten wir in vielen Teilen der Welt neues Land kreieren, was uns wiederum mehr Sauerstoff gibt“, so der Brite.
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Damit Sowa auf der Insel leben kann, hat er auf ihr ein zweistöckiges Haus errichtet – natürlich aus recycelten Materialien. Eine dritte Etage besteht aus einem kleinen Aussichtsturm.
Bunt zusammengebastelt und kreativ hat Sowa genutzt, was er finden konnte. Wasserhähne, eine Dusche und sogar ein kleines „Telefon“ aus Muscheln gibt es auf Joysxee Island. Das Haus ist liebevoll und minimalistisch eingerichtet – und hat alles, was man zum Leben braucht. Um ans Festland zu kommen, nutzt er sein kleines Boot, gebaut aus 1.000 Plastikflaschen.
In naher Zukunft möchte der Aussteiger vollkommen autark leben. Zwar versucht er schon jetzt die Ressourcen der Natur zu nutzen, indem er Regenwasser abfängt und Energie aus einer Solaranlage verwendet, zum Leben reicht es aber noch nicht aus.
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Sowa möchte mit seiner Insel über das Meer schwimmen
Wie das deutsche Wirtschaftsmagazin „Wirtschaftswoche“ berichtete, plant Sowa für die Zukunft, die Insel mobil zu machen und die Lagune zu verlassen. Dafür möchte er Joysxee Island als „ökologisches Boot“ anmelden.
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Solange er noch auf die behördliche Genehmigung wartet, bietet Sowa gegen eine kleine Spende Touren an, um interessierte Touristen über seinen autonomen Lebensstil zu informieren.
„Alles hat seinen Zweck, und alles hat seinen Grund. Es gibt immer eine Ursache und eine Lektion zu lernen. Wir befinden uns in einem großen, ewig währenden Lernprozess. Und wir wissen, dass all die Verschmutzung und andere Probleme existieren und es mehr und mehr Menschen auf dem Planeten gibt. Doch die Lösung ist hier. Und die Lösung ist wirklich großartig. Wir nutzen all das Zeug, das wir nicht wollen. All der Müll, mit dem wir nichts anzufangen wissen, kann tatsächlich die Probleme der Welt lösen“, äußert sich der Brite in dem YouTube-Video über seine Insel.