2. Februar 2016, 13:11 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Sylt mit seinen Stränden und Dünenlandschaften droht immer mehr vom Meer verschluckt zu werden: In den vergangenen 34 Jahren ist am südlichen Ende der Insel ein ganzer Kilometer Land in den Fluten verschwunden.
Sylt gehört zu den beliebtesten Ferieninseln für Deutschland-Urlauber, doch mit der Idylle könnte es zumindest an einigen Orten bald vorbei sein. Hörnum-Odde, die Dünenlandschaft an der Südspitze der Insel droht, immer weiter im Meer zu verschwinden. Wie die Online-Ausgabe der Tageszeitung „Die Welt“ in einem aktuellen Artikel schreibt, wurde hier ein ganzer Kilometer Land seit 1972 von den Fluten der Nordsee verschluckt. An der Spitze von Sylts südlichem Ende sei das Festland je nach Wasserstand nur noch maximal 150 Meter breit.
„Der Kampf um die Hörnum-Odde ist fast verloren“, titelte die „Sylter Rundschau“ im November 2015, als die Herbststürme „Heini“ und „Iwan“ knapp 60 Meter Sand und Dünen ins Meer gerissen hatten. Besonders dramatisch ist, dass das Problem von Menschenhand gemacht ist: 1962 wurde hier die sogenannte „Kersig-Siedlung“ für gut betuchte Urlauber gebaut – gegen die Warnungen des Küstenschutzes.
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Schon bald hatten die Bewohner das Meer sprichwörtlich vor der Haustür, darunter auch der damalige Bundesminister für Verkehr, Hans-Christoph Seebohm, der das laut „Die Welt“ nicht einfach so hinnehmen wollte. Daraufhin soll er verlasst haben, dass im Meer vor der Hörnum-Odde Wellenbrecher aus Beton verankert werden, sogenannte Tetrapoden. Das Problem war, dass der Sand, der sich bis dahin schützend vor der Sylter Südspitze abgelagert hatte, durch diese Tetrapoden und die unterbrochene Strömung umgeleitet wurde. So kam es im Laufe der Jahrzehnte dazu, dass immer größere Teile der Hörnum-Odde im Meer verschwanden.
Die Häuser der Urlauber, die heute zum Teil mehrere Millionen Euro wert sind, wurden zwar geschützt, allerdings zu Lasten der Natur. Vor einigen Jahren wurden daher die Tetrapoden an die Südspitze der Insel verlegt, wo sie heute auf immerhin 600 Metern die Hörnum-Odde vor der Brandung schützen.
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Das sagt der Bürgermeister
Im Gespräch mit TRAVELBOOK sagt Hörnums Bürgermeister Rolf Speth: „Man kann die Natur einfach nicht berechnen. Weitere Schutzmaßnahmen würden bestimmt in die Millionen gehen, und es ist nicht sicher, ob sie etwas bringen würden.“
Dennoch habe man bereits an den Umweltminister von Schleswig-Holstein appeliert, „um Maßnahmen zu ergreifen, die Hörnum-Odde in ihrem jetzigen Zustand zu erhalten“, so Speth weiter. Schon jetzt werden laut Speth mithilfe von Laser-Messungen jedes Jahr etwa eine Millionen Kubikmeter Sand an Sylts Küsten aufgeschüttet – denn auch in Kampen, List, Westerland und Rantum Süd fielen immer wieder Strandabschnitte der Erosion zum Opfer.
Der Biologe Lothar Koch, der das Gebiet seit 1987 beobachtet, schreibt auf seinem Blog „Natürlich Sylt“, dass das Ende der Sylter Südspitze ganz nah sei: „Mehr als zwei, drei Stürme gebe ich der äußersten Odde-Düne nicht mehr“, steht dort in einem Eintrag von November 2015. Laut des Experten gäbe es keine bezahlbare Methode, um das Naturschutzgebiet in der Fläche zu erhalten.