8. Dezember 2023, 17:08 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Seit 2018 sind die Kanaren offiziell zu acht. La Gaciosa heißt die Insel, die bis dahin von Lanzarote abhängig war. Ein Besuch auf der nur 30 Quadratkilometer kleinen Insel, deren Name übersetzt „Die Anmutige“ bedeutet.
Von Madlen Brückner
Übersicht
Einsame Strände, Sandwege und ein Nationalpark
Als wir um die felsige Nordspitze von Lanzarote fahren und den Rio überqueren, taucht am Horizont ein langer Landstreifen auf. Vermeintliche Berge ragen aus der platten Scheibe heraus. Dass diese vier Erhebungen gerade einmal 157 Meter bis 266 Meter messen, mag man fast nicht glauben. An diesem Septembermorgen weht ein frischer Wind über das Deck unserer Fähre. Ich genieße die Brise, die eine willkommene Abwechslung zu der Hitze Lanzarotes ist.
Vor uns liegt die Insel La Graciosa, die Anmutige, wie sie einst der normannische Seefahrer Jean de Béthencourt nannte. Die kanarische Insel kann aber noch viel mehr, als grazil und anmutig im türkisblauen Atlantik zu ruhen und auf ihre Gäste zu warten. La Graciosa kann in erster Linie überraschen. Einsame Strände, durchweg nur Sandwege und ein Nationalpark, der hinter der letzten Häuserlinie der einzigen (ernst zu nehmenden) Ortschaft beginnt und sich über die gesamte Insel erstreckt – dies ist eine Mischung, aus der Träume gemacht sind.
Vor allem Tagestouristen besuchen La Graciosa
Doch aus diesem Traum holt mich Siggi, der schon viele Jahre auf dieser Insel lebt, schnell zurück. Im Hochsommer sind es schon einmal 3500 Gäste, die die knapp 30 Quadratkilometer große Insel und ihre ca. 600 Einwohner überrennen. Doch sie kommen morgens mit der Fähre und verschwinden abends wieder. Nur wenige Apartments bieten Platz zum Bleiben. Heute sind es nur ein paar Pärchen, die mit uns auf die anmutige Insel übersetzen und sich nach der Ankunft in Caleta del Sebo auf der Insel verteilen.
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La Graciosas Traumstrand Las Conchas
Siggi fährt uns mit seinem Geländewagen über den holprigen Weg, der aus festgefahrenen Sandrillen besteht, zum fünf Kilometer entfernten Strand Playa de las Conchas. 6 Euro pro Person kostet das Vergnügen. La Graciosa ist mit Ausnahme einer Handvoll Jeeps, mit denen die Einheimischen fußfaule Touristen umherfahren, autofrei. Und genau das macht auch den Reiz aus. Wo sonst gibt man sich ungestört voll und ganz dem Rauschen des Windes und dem Klatschen des Wellenschlages hin.
Als wir gegen 11 Uhr den Playa de las Conchas erreichen, lehnen nur wenige Räder im tiefen Sand. Mühevoll arbeiten sich meine Füße ihren Weg durch den beige-hellbraunen Sand, dessen Körner einen quietschenden Rhythmus erzeugen, der fast wie Musik anmutet. Es ist der Rhythmus von Graciosa. Ich lasse mich auf dem steil abfallenden Strandstreifen zwischen Berge und Meer nieder. Eine rote Fahne weht im Wind und zeigt an, das Wasser lieber nicht zu betreten. Nicht nur die wuchtigen Wellen flößen Respekt ein, sondern auch eine gefährliche Unterströmung. Es gibt keinen Baum, der Schatten spenden könnte, doch der Wind allein kühlt ab.
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Es ist ein Landstrich der harten Kontraste – nur ein paar Büschel spenden in dem Spiel an Braun und Blau ein wenig mattes Grün. Im Süden wird der lange Sandstreifen von schwarzem Vulkangestein gestoppt, kleine dunkle Felsspitzen ragen aus dem türkis schimmernden Meer. Im Norden lädt der rotbraune Montaña Permeja zum Erklimmen ein, um sich mit dem Auge die restlichen unbewohnten Inseln des Chinijo-Archipels – Alegranza, Montaña Clara, Roque del Este, Roque del Oeste – zu erschließen.
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Am Fuße des Montaña Amarilla
Nach einer Stunde, die ich einfach nur meine Augen schließe, um die Ruhe zu genießen, folge ich noch einmal den Spuren im harten Sand. Eine Möwe kämpft mit einem Fisch. Eine Frau hat den Kampf gegen den Wind aufgegeben und schließt ihren Schirm. Ich lasse den Blick auf die Insel Montaña Clara, die direkt vor mir grau-braun steil in den Himmel ragt, hinter mir und fahre zurück in die Ortschaft Caleta del Sebo, von wo aus wir einen Weg zum südöstlichen Ende der Insel einschlagen. Wieder passieren wir schöne Badebuchten, die jedoch etwas besser besucht sind als der Playa de las Conchas. Boote tummeln sich im Wasser.
Die letzte Bucht wird von einem gelb-roten Vulkan umschlossen – dem Montaña Amarilla, der im Licht der Sonne besonders kräftig erstrahlt. Das Atlantikwasser entfaltet unter diesem Farbspiel eine besondere Leuchtkraft und erscheint mir als die schönste Badewanne Europas. Hier kann man ewig schwimmen oder sich treiben lassen – gäbe es keine Uhr. Doch auch unsere Fähre wartet am Ende des Tages. Denn jede anmutige Dame wie La Graciosa braucht ihren Schönheitsschlaf.
Anreise nach La Graciosa
Von Lineas Romero auf Lanzarote fährt täglich zwischen 8.30 Uhr und 18 bzw. 20 Uhr (je nach Jahreszeit) eine Fähre nach Graciosa. Das Ticket für die Hin- und Rückfahrt kostet etwa 20 Euro.
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Madlen Brückner betreibt den Reiseblog puriy.de, auf dem sie über unterschiedliche Länder und Kulturen weltweit schreibt. Ihre Reise wurde unterstützt von Turismo Lanzarote und dem Spanischen Fremdenverkehrsamt.
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