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Leben wie vor 500 Jahren

Maakalla ist Finnlands ungewöhnliche autonome Insel

Maakalla
Auf Maakalla vor der Küste von Finnland leben die Menschen in den Sommermonaten noch so wie vor 500 Jahren. Die Insel ist bis heute ein autonom verwaltetes GebietWikimedia Commons/StultuS / CC-BY-2.0
Robin Hartmann Autorenkopf
Freier Autor

14. Juli 2024, 7:38 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Nur wenige Kilometer von der finnischen Küste entfernt liegt eine Insel, die wie aus der Zeit gefallen zu sein scheint. Nur im Sommer bewohnt, ist Maakalla seit jeher die Heimat einiger Fischerfamilien, die bis heute hierher zurückkehren. Noch immer leben sie dann einige Monate lang so wie vor 500 Jahren schon. Und auch politisch genießt das kleine Eiland einen einzigartigen, skurrilen Sonderstatus.

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Es ist zu vermuten, dass selbst die meisten Finnen noch niemals von einem Ort namens Maakalla gehört haben. Gemeint ist damit eine gerade einmal 20 Hektar große Insel vor der Küste des baltischen Staates, die in wohl jeder Hinsicht ein einzigartiger Ort ist. Im 15. Jahrhundert entdeckt und erstmals besiedelt, ist der kleine Flecken im Bottnischen Meerbusen auch heute noch bewohnt. Allerdings nur in den Sommermonaten, in denen die Ahnen von alteingesessenen Familien und ein paar Abenteurer hier ein Leben wie vor 500 Jahren führen.

Straßen, Läden, Restaurants, Hotels, Straßen, Autos – all das gibt es auf Maakalla nicht. Zu Fuß braucht man laut „BBC“ weniger als 45 Minuten, um die Insel einmal zu überqueren. Elektrizität wird mit der Kraft der Sonne erzeugt, gekocht meist mit Meerwasser. Denn wer hierherkommt, muss gut vorbereitet sein. Außer Weißfisch gibt es auf dem Eiland keinerlei verlässliche Nahrungsquellen, alles inklusive genügend Frischwasser muss also mitgebracht werden. Maakalla ist nur von etwa Mai bis September bewohnt. Im Winter wäre der Versuch hier zu überleben zumindest ein Wagnis, denn dann ist der Ort von der Außenwelt durch dickes Packeis abgeschottet.

Maakalla Finnland
Die Bewohner von Maakalla genießen die Sonne Foto: Wikimedia Commons/StultuS /CC-BY-2.0

Umgekehrtes Atlantis

Die Menschen, die es jeden Sommer für wenige Monate hierherzieht, sind zumeist Nachfahren von Menschen, die Maakalla erstmals im 15. Jahrhundert besiedelten. Fischer und Robbenjäger waren sie, und das sind sie auch bis heute geblieben. Dass es die Insel an sich aber überhaupt gibt, ist einem interessanten geologischen Prozess zu verdanken. Als sie entdeckt wurde, lag sie gerade einmal wenige Millimeter über dem Meeresspiegel. Dann begann Maakalla aber, wie ein umgekehrtes Atlantis quasi, sich aus der kalten Ostsee zu erheben. Heute liegt die Landfläche fünf Meter über dem Meeresspiegel.

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Ihre Abgelegenheit war es auch, die Maakalla einen skurrilen Sonderstatus beschert hat, der bis heute Gültigkeit besitzt. 1771, als sich Finnland unter schwedischer Herrschaft befand, gewährte König Adolf Frederik den Fischern für ihre Insel den Status der Selbstverwaltung. Und dieser ist immer noch in Kraft. Obwohl die kleine Landmasse technisch gesehen zu Finnland gehört, ist sie bis heute autonom. Jedes Jahr wieder wählen die Bewohner von Maakalla ihre Inselregierung, die sich aus den Ahnen der Fischerfamilien zusammensetzt. Aufgrund dieser politischen Sonderbehandlung gehört man weder der EU noch der NATO an, obwohl Mutterstaat Finnland in ersterer Institution vertreten ist, und sich um Mitgliedschaft in zweiter beworben hat.

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Von den 150 rot gestrichenen Hütten, die es einst auf Maakalla gab, stehen heute noch etwa 50. Sie werden innerhalb der Familien nach altem Recht vererbt. Von den 700 Fischern, die jahrhundertelang hierherkamen, sind aber heute nur noch eine Handvoll übrig geblieben. Waren die Insel und die sie umgebenden Gewässer lange Zeit ein bedeutender Fanggrund für Hering, so hat die Fischerei hier zumindest auf industriellem Niveau längst an Bedeutung verloren. Wer hier heute noch fischt oder Robben jagt, tut es meist für sich und seine Angehörigen. Selbst in den kurzen Sommermonaten von Mai bis September leben hier mittlerweile vielleicht noch etwa 20 Personen permanent.

Ihr politischer Sonderstatus und nicht zuletzt die Einsamkeit inmitten schönster Natur hat Maakalla aber besonders in den letzten Jahren zu einer zart aufkeimenden Touristendestination gemacht. Tagesgäste reisen per Boot an, bleiben ein paar Stunden. Die einem Schiff nachempfundene Kirche der Insel hat sich mittlerweile zu einer populären Destination für Hochzeiten entwickelt. Ein Priester kommt auch nur zu solchen Gelegenheiten überhaupt hierher. Früher übte der jeweilige Bürgermeister von Maakalla dieses Amt auch gleich mit aus. Heute treffen sich die Nachfahren der Fischer jedes Jahr am 25. Juli, um für die nächsten zwölf Monate eine Insel-Regierung zu wählen.

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Besucher können sich über die Geschichte von Maakalla neuerdings auch in einem kürzlich eröffneten Museum informieren. Die Insel betreten darf aber nur, wer per Boot mit einem privaten Guide kommt. Vom Festland aus fährt ein Anbieter von Keskuskari aus in drei Stunden im Zeitraum von Mai bis Oktober mit einer Fähre hierher. Eleganter erreicht man sein Ziel von Konikarvo aus per Segelboot, was dann viereinhalb Stunden dauert. So hat man die Chance, eine der urtümlichsten und ungewöhnlichsten Inseln der Welt einmal mit eigenen Augen zu sehen.

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