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Maltas unbekannte kleinere Schwester

Die Insel Gozo ist ein echter Geheimtipp im Mittelmeer

Gozo ist eine wirklich schöne Insel – die dennoch kaum jemand kennt
Gozo ist eine wirklich schöne Insel – die dennoch kaum jemand kennt Foto: Getty Images
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TRAVELBOOK Redaktion

4. Juli 2024, 13:00 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten

Felsige Buchten, eine blaue Lagune, riesige Tempel, Weinberge und Olivenplantagen – das alles gibt es auf einer Insel, von der wohl die wenigsten schon einmal gehört haben. Dabei hat die Insel Gozo nicht nur einiges zu bieten, sondern ist auch noch gar nicht weit weg. TRAVELBOOK verrät, was das zur Republik Malta gehörende Eiland so besonders macht.

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Man erreicht die Insel Gozo mit der Fähre, von Cirkewwa im Nordwesten Maltas nach Mgarr in Gozos Südosten dauert es nur eine halbe Stunde. Schon auf der Fahrt bietet sich mit Comino, einer winzigen, nur von einer Handvoll Menschen bewohnten Insel, die ebenfalls zu dem Archipel gehört, der den kleinen Staat Malta bildet, ein weiteres Ausflugsziel. Kaum hat das Fährschiff Comino hinter sich gelassen, ist Gozo erreicht. Beim Einlaufen in den Hafen von Mgarr ist die Silhouette der Kirche Our Lady of Lourdes gut zu erkennen, die den kleinen Hafenort überragt. Im Hafenbecken liegt eine ganze Reihe kleiner Fischerboote, viele in kräftigen Farben bemalt. Wer Mgarr erreicht, hat Malta hinter sich gelassen.

Die Geschichte der Insel Gozo

Gozo und Malta sind noch einmal ganz verschieden. Aus globaler Perspektive ist schon Malta klein – für die Gozitaner, von denen so mancher Wert darauf legt, nicht Malteser genannt zu werden, erscheint der Nachbar jedoch riesig. Aber die Größe ist nicht der einzige Unterschied. Gozo hat einen eigenen Dialekt, einen eigenen Bischof und eine eigene Geschichte. Auch, wenn letztere zugegebenermaßen nicht ganz von der Maltas zu trennen ist. Eine eigene Hauptstadt hat die kleine Insel auch. Sie hieß lange Zeit Rabat, seit 1887 trägt sie den Namen Victoria – zu Ehren der englischen Königin, die damals regierte, als Gozo und Malta noch britisch waren. Schon Maltas Hauptstadt Valletta ist nicht gerade eine pulsierende Metropole. Aber verglichen damit ist Victoria mit seinen knapp 6500 Einwohnern ein Dorf. Es liegt ziemlich genau in der Inselmitte und ist eher beschaulich und ruhig – das Gegenteil von einem Party-Hotspot.

Es gibt hier ein Krankenhaus und einen Ableger der Universität von Malta. Außerdem eine Zitadelle, die einen guten Blick weit über die Insel bietet, und eine Kathedrale, vor der eine Statue von Papst Johannes Paul II. steht. Malta hat einen Ruf als sehr katholisches Land zu verteidigen. Die erste Messe in der Kathedrale gibt es bei Sonnenaufgang, manche Bauern gehen noch heute erst in die Kirche und dann aufs Feld. Einige von ihnen sind später am It-Tokk zu sehen, dem Marktplatz, an dem sie ihre Waren anbieten.

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Tempelanlagen, die älter als Ägyptens Pyramiden sind

Blick von den Ruinen von Ggantija
Blick von den Ruinen von Ggantija Foto: Getty Images

Ein Stück nordöstlich von Victoria liegt Xaghra und am Rand des Ortes befindet sich der Tempel von Ggantija. Ein bisschen rätselhaft ist die Megalithkultur immer noch, die auch auf Gozo ihre Spuren hinterlassen hat. Dazu zählen vor allem die riesigen Anlagen aus Stein, die wahrscheinlich kultischen Zwecken dienten. Sie sind ab 3600 vor Christus entstanden – und damit älter als die Pyramiden in Ägypten.

Mit riesengroßen Steinen haben Menschen damals auch auf Rügen, in der Bretagne oder in Stonehenge im Süden Englands gebaut – offenbar hatten die Architekten ähnliche Vorstellungen. Aber weil es keine schriftlichen Quellen gibt, kann man nur spekulieren, welche genau. Die Megalithkultur auf Malta und Gozo endete um 2500 vor Christus. Warum und wieso? Auch das weiß man nicht. Aber es gab eine Reihe erstaunlicher Leistungen: Die Steinplatten, die für die Tempel im XXL-Format benutzt wurden, wiegen bis zu 60 Tonnen – sie zu transportieren war an sich schon ein Wunderwerk.

Heute zählen die Tempel zum Weltkulturerbe. Der von Ggantija hat ein modernes Besucherzentrum bekommen, das über die Geschichte der Steinzeitkultur informiert. Einer der Steinblöcke in Ggantija wurde möglicherweise als Altar genutzt. Und die Mulde davor im Boden? Diente sie einem Trankopfer für Mutter Erde, oder floss hier sogar Blut? Für viele Besucher ist es ganz attraktiv, dass sich solche Fragen nicht beantworten lassen. Inzwischen gibt es sogar manche, die kommen, um in der Tempelanlage nach mystischen Kraftpunkten zu suchen. Und die anderen können sich zumindest allerlei schaurige Kulthandlungen ausmalen, bei denen jungsteinzeitliche Priesterinnen ihren Opfern mit Obsidianklingen an den Hals gehen.

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Idyllische Strände und ein besonderes Felsentor

Blick auf die Bucht Ramla Bay von Gozo
Blick auf die Bucht Ramla Bay von Gozo Foto: Getty Images

Wer keine Lust auf Jungsteinzeit und Tempelanlagen hat, kann es sich einfach am Strand gemütlich machen. Besonders empfehlenswert soll etwa die Ħondoq Ir-Rummien Bucht sein, die im Süden der Insel liegt und nicht nur wegen des schönen Sandstrands bei Sonnenanbetern beliebt ist, sondern auch wegen des kristallklaren Wassers bei Tauchern. Eine kleine Perle ist auch der Strand von San Blas, an den sich nur wenige Touristen verirren, da er relativ versteckt liegt. Außerdem liegt mit der Ranmla Bay ein recht bekannter Strand nur einen Kilometer entfernt. Wer es aber bis San Blas schafft, wird mit einem einsamen und idyllischen Strand belohnt.

Übrigens: Bis vor einigen Jahren war Gozo für eine ganz besondere Sehenswürdigkeit überregional bekannt. Damals stand noch das berühmte Felsentor „Azure Window“, das unter anderem durch die Fantasy-Serie „Game of Thrones“ bekannt wurde. Das Fenster ist zwar Anfang 2017 eingestürzt, es gibt aber noch eine Alternative. Nördlich der Ortschaft Għarb befindet sich ein ganz ähnliches Felsentor, das „Wied il-Mielah Window“.

Das von der Natur geschaffene Felsentor „Wied il-Mielah Window“
Das von der Natur geschaffene Felsentor „Wied il-Mielah Window“ Foto: Getty Images
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Die besten Tauchspots auf Gozo

Gozo ist ein wahres Paradies für Urlauber, die Seepferdchen und künstlich versenkte Schiffswracks aus der Nähe betrachten wollen. Für jede Jahreszeit, jedes Wetter und jede Vorliebe gibt es auf Gozo einen passenden Tauchplatz. Das liegt an der Wasserqualität, die einen fast glauben lässt, man schwämme in Leitungswasser. Sichtweiten von 50 Metern sind da keine Seltenheit. So dauert es nicht lange, bis sich erste Seepferdchen und bunte Fische zeigen.

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Abenteuerlich geht es in den Santa Maria Caves zu, einem Unterwasser-Höhlensystem zum Durchschwimmen vor der kleinen Schwesterinsel Comino. Die Magie der Farbenspiele zwischen Wasser und Sonne ist immer ein unvergessliches Erlebnis. Und auch auf die Zweibindenbrassen ist Verlass: Sobald eine Gruppe Taucher in die Bucht hinabsteigt, eilen die Fische im Schwarm herbei. Sie sind es nämlich gewohnt, sich von Menschen füttern zu lassen. Auch Mönchsfische, Tintenfische und Delphine kann man bei den Tauchgängen rund um Gozo sehen.

Eine Besonderheit in den Tauchrevieren rund um Malta, Comino und Gozo sind die schon erwähnten Schiffswracks. Für Einsteiger gibt es die P31, ein Schiff der ostdeutschen Marine, das als Minensucher unterwegs war. 2009 wurde sie versenkt. Heute liegt sie in knapp 20 Metern Tiefe und ist selbst für Unerfahrene einfach zu erkunden. Für Fortgeschrittene und Profis gibt es eine große Abenteuer-Unterwasserwelt aus Wracks, Höhlen und senkrecht abfallenden Steilwänden. Das Wrack der Karwela liegt südlich von Gozo. Sie hat drei Decks, die man erkunden kann. Die anderen beiden Wracks liegen nur ein paar Meter entfernt. Eines davon, die Fähre Xlendi, ist eine besondere Herausforderung für Taucher: Sie liegt kopfüber auf dem Sandboden.

Das „Blue Hole“ ist wohl der berühmteste Tauchplatz auf Gozo. Hier sinkt man in ein azurblaues Loch und taucht dann ins blaue offene Meer hinein.

Empfehlenswerte Tauchspots

  • Blue Hole: im Westen der Insel bei Dwejra; rundes Becken, 20 Meter tief, Höhlen und Durchgänge
  • Inland Sea: nördlich von Dwejra, Einstieg im See links vom Bootsanlegesteg, Verbindungstunnel zum Meer. Sehr beliebter Spot.
  • Billinghurst Cave: am Reqqa Point im Norden nahe Xwejni Bay; große Höhle ohne natürliches Licht. Für Anfänger nicht geeignet.
  • Blue Dome bzw. Cathedral Cave: im Ghasri Valley bei Marsalforn; Abstieg auf 90 Stufen ins Tal nötig (Vorsicht bei Regenwetter, dann ist Einstieg per Boot zu empfehlen); Eingang auf der rechten Seite. Für Anfänger wie Fortgeschrittene geeignet.
  • Ta’Cenc: im Süden Gozos in der Bucht Mgarr Ix-Xini; Steilküste, Höhlen und ein einzeln stehender Felsen
  • Ix-Xlendi: Riff und Tunnel in einer Art Fjord, auch für Anfänger geeignet
  • Xatt L’Ahmar: bei Mgarr (nahe Fort Chambray) flaches Revier für Anfänger; für Fortgeschrittene gibt es mehrere Schiffswracks: MV Karwela und Cominoland (versenkt 2006) in 31 bis 42 Metern Tiefe, Zutritt in die Räume der Boote möglich; Fähre Xlendi (versenkt 1999)
  • Hondoq Bay: sehr geschützt, auch bei schlechtem Wetter tauchbar, gut für Anfänger
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Text: Silke Böttcher

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