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Hier wohnen nur 40 Menschen

Das entlegene Insel-Atoll, das seit 10 Jahren kein Tourist besuchen darf

Midwayinseln
Eine Luftaufnahme der Midwayinseln. Sie liegen mitten im Pazifischen Ozean. Foto: picture alliance / AP Photo | phassell
Angelika Pickardt
Redaktionsleiterin

19. Oktober 2022, 9:59 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

In den Weiten des Pazifischen Ozeans, ungefähr in der Mitte zwischen Japan und den USA und damit Tausende Kilometer vom Festland entfernt, liegt eine winzige Inselgruppe, das sogenannte Midway-Atoll. Trotz seiner geringen Größe und der abgeschiedenen Lage blickt das Archipel auf eine bewegte Geschichte zurück, zeitweise lebten hier mehr als 5000 Menschen. Wie es dazu kam und warum die Inseln heute zwar noch bewohnt, aber für Touristen gesperrt sind, lesen Sie bei TRAVELBOOK.

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Das Midway-Atoll besteht aus drei Koralleninseln und liegt am äußersten nördlichen Ende des hawaiianischen Archipels. Was aber nicht bedeutet, dass Hawaii direkt um die Ecke liegt. 2400 Kilometer trennen die hawaiianischen Hauptinseln von Sand Island – so der Name der größeren und einzig bewohnten der Midwayinseln.

Die ersten Menschen auf den Midwayinseln waren der Webseite des U.S Fish and Wildlife Service zufolge vermutlich Polynesier oder Hawaiianer, die den Pazifik in Reisekanus erkundeten. Offiziell „entdeckt“ hat das Atoll im Jahr 1859 ein US-amerikanischer Kapitän namens N. C. Brooks. Acht Jahre später annektierten die USA das Atoll unter Berufung auf den Guano Islands Act – das war 30 Jahre vor den anderen Hawaii-Inseln. Ihren Namen erhielten die Midwayinseln, eben weil sie in etwa auf halber Strecke zwischen Kalifornien und Japan liegen.

Midwayinseln
Die Lage der Midwayinseln auf der Karte Foto: MapCreator

Zunächst nutzte man die abgelegenen Inseln nur als Zwischenstation bei Schiffsfahrten zwischen den USA und Japan. Im Jahr 1903 wurde das Midway-Atoll durch eine Nachricht vom damaligen Präsidenten Theodore Roosevelt zum letzten Glied eines weltweiten Telegrafiesystems. Ab den späten 1930er Jahren landeten die Flugboote der amerikanischen Airline Pan Am Airways auf Sand Island zwischen, bevor dort während des Zweiten Weltkriegs im Jahr 1941 ein Luftwaffenstützpunkt der US Navy errichtet wurde. Zeitweise lebten hier einem Bericht des U.S. Fish & Wildlife Service zufolge um die 5300 Menschen gleichzeitig.

Die Schlacht um Midway

Internationale Bekanntheit erlangten die Inseln im Rahmen des Zweiten Weltkriegs dann durch eine Kriegsauseinandersetzung im Jahr 1942 zwischen USA und Japan im Pazifik, die als „Schlacht von Midway“ in die Geschichtsbücher eingehen sollte. Weil die Inseln zu dieser Zeit der am weitesten im Westen liegende Vorposten der US-Amerikaner im Zentralpazifik waren und diesen als wichtige Auftankstation dienten, wollte Japan Midway erobern. Japan hoffte, die US-Pazifikflotte zu besiegen und Midway als eigene Basis für einen Angriff auf Pearl Harbor nutzen zu können, um sich die Vorherrschaft in der Region zu sichern. Die Schlacht, die vom 4. bis zum 7. Juni 1942 dauerte, endete mit der Versenkung von vier japanischen Flugzeugträgern bei nur einem versenkten US-Träger, Japan musste abbrechen und zog sich zurück.

Midwayinseln
Juni 1942: Ein US-Öltanker brennt auf den Midwayinseln Foto: picture alliance / AP Photo | phassell

In den folgenden Jahrzehnten wurden die Midwayinseln weiter durch die USA militärisch genutzt und spielten als Stützpunkt auch im Koreakrieg und im Vietnamkrieg eine Rolle. 1993 schließlich stellten die USA den Betrieb des Luftwaffenstützpunkts auf den Inseln ein. Bereits fünf Jahre zuvor, 1988, war das Atoll mit den umliegenden Meereszonen zum Naturschutzgebiet erklärt worden. Inzwischen wird es vom U.S. Fish and Wildlife Service verwaltet und ist Bestandteil des 1,5 Millionen Quadratkilometer großen Meeresschutzgebietes Papahānaumokuākea Marine National Monument.

Bedrohtes Naturwunder

Mittlerweile wohnen laut einem Bericht des britischen Magazins „Unilad“ nur noch etwa 40 Menschen auf Sand Island, die meisten von ihnen Wissenschaftler und Mitarbeiter des U.S. Fish and Wildlife Service. Dafür gibt es umso mehr Tiere: Fast drei Millionen Vögel nisten einen Großteil des Jahres auf dem Midway-Atoll, darunter die weltweit größte Population von Albatrossen und die gefährdeten Laysan-Enten. In der kristallblauen, von Korallen umgebenen Lagune von Midway tummeln sich hawaiianische Mönchsrobben, grüne Meeresschildkröten und Delfine.

Allerdings ist das Naturparadies schon seit Jahren bedroht, denn es liegt am Rande des Pazifischen Müllstrudels. Die Meerestiere und Vögel fressen immer mehr Plastik, das sie auch an ihre Jungtiere verfüttern, was wiederum zu einem andauernden Artensterben führt.

Midwayinseln
Hunderte Laysan-Enten tummeln sich rund um ein Denkmal, das an die Schlacht um Midway erinnern soll Foto: picture alliance / WILDLIFE | S.Muller

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Was sich sonst noch auf den Inseln befindet

Neben dem stillgelegten Marinestützpunkt, dem Wildtierzentrum und einem Militärdenkmal ist laut „Unilad“ das einzige nennenswerte Bauwerk auf dem Archipel ein kleiner Friedhof. Dieser ist als „Ärztefriedhof“ bekannt, weil dort vier Ärzte begraben sind. Ihre Sterbedaten reichen von 1906 bis 1950. Zudem gibt es noch immer einen kleinen Flughafen auf Sand Island. Dieser wird mitunter auch als Notlandeplatz von großen Verkehrsflugzeugen genutzt. So musste etwa laut „Aerotelegraph“ erst vor einem Jahr ein Airbus A330 von Hawaiian Airlines auf dem kleinen Atoll notlanden, weil er mitten über dem Pazifik Triebwerksprobleme bekommen hatte.

Um die lokale Tierwelt zu schützen, ist der Zugang zur Insel streng reglementiert und Besuche sind derzeit nur aus geschäftlichen Gründen möglich. Bis 2012 hatte auch eine begrenzte Zahl von Touristen die Möglichkeit, die Midwayinseln zu besuchen. Aus Kostengründen wurde das Besucherprogramm jedoch vorübergehend eingestellt. Für Interessierte bietet der U.S. Fish and Wildlife Service aber eine virtuelle Rundtour über die Midwayinseln an.

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Themen USA
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