24. Januar 2022, 8:12 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Nördlich von Mahé, der Hauptinsel der Seychellen, liegt ein winziges Eiland namens Moyenne. Besucher haben hier die Gelegenheit, den kleinsten Nationalpark der Welt in nur 45 Minuten zu umrunden. Diesen Titel hat Moyenne nämlich seit 2009 inne. Wie es dazu kam und warum manch einer überzeugt ist, auf der Insel liege ein Schatz begraben: TRAVELBOOK erzählt die Geschichte von Moyenne.
Gerade mal 8,9 Hektar misst Moyenne – das entspricht in etwa der Größe von 13 Fußballfeldern. Um die Insel führt ein kleiner Rundweg, auf dem man traumhafte Ausblicke auf das türkisfarbene Meer und die anderen Inseln in der Umgebung hat. Unterwegs begegnet man immer wieder riesigen Landschildkröten. Insgesamt leben etwa 100 hier. Außerdem gibt es auf Moyenne ein Restaurant und ein kleines Museum, das einen Einblick in die bewegte Geschichte der winzigen Insel gibt.
Menschen leben auf Moyenne keine, doch das war nicht immer so. Wie „BBC“ berichtet, machte im Jahr 1962 ein Brite namens Brendon Grimshaw Urlaub auf den Seychellen und verliebte sich so sehr in das Land, dass er eine Insel kaufen und sich dort niederlassen wollte. Nach langer Suche entdeckte er schließlich Moyenne und kaufte das Inselchen für 8000 Britische Pfund.
Seine Vision: Er wollte aus der bis dato stark vernachlässigten und überwucherten Insel ein Naturparadies erschaffen, ein kleines Haus bauen und dort seinen Lebensabend verbringen. Gemeinsam mit einem befreundeten Einheimischen machte er sich daran, die Insel umzugestalten. Dafür rodeten beide das Gestrüpp, pflanzten Tausende Bäume und schlugen Wege durch das Unterholz. Es war eine mühsame, zermürbende Arbeit – und sie wurde zu Grimshaws lebenslanger Obsession.
Zwei Gräber und ein mutmaßlicher Piratenschatz
Während der Arbeiten entdeckte Grimshaw zwei Gräber mit der Inschrift „Unhappily Unknown“. Der Brite war überzeugt, dass hier Piraten aus vergangenen Jahrhunderten begraben waren, denn einer der Strände an der Nordseite der Insel war als Piratenbucht bekannt. Grimshaw grub an mehreren Stellen auf der Insel nach dem vermeintlichen Schatz. Gefunden hat er jedoch nie etwas.
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Als Grimshaw älter wurde, setzte er sich dafür ein, dass sein kleines Naturparadies auch nach seinem Tod als solches erhalten werden sollte, denn er hatte keine Nachkommen. Er gründete einen Treuhandfonds zum Schutz der Insel und unterzeichnete 2009 ein Abkommen mit dem Umweltministerium der Seychellen, das Moyenne zu einem Teil des St. Anne Marine Nationalparks machte. Zusätzlich erhielt Moyenne aber einen Sonderstatus als eigener Nationalpark – dem fortan kleinsten der Welt.
Grimshaw starb 2012 im Alter von 87 Jahren. Sein Grab befindet sich laut „BBC“ neben dem seines Vaters, der später bei seinem Sohn auf Moyenne gelebt hatte, und neben dem der beiden unbekannten Piraten. In seinem Testament hat Grimshaw vor seinem Tod noch seine Wünsche für seine Insel niedergeschrieben. Darin heißt es: „Moyenne soll als Ort des Gebets, des Friedens, der Ruhe, der Entspannung und des Wissens für Seychellois und Besucher aus Übersee aller Nationalitäten, Hautfarben und Glaubensrichtungen erhalten bleiben.“
Wer Moyenne im Rahmen eines Urlaubs auf den Seychellen besuchen möchte, findet auf der Hauptinsel Mahé verschiedene Anbieter, die Bootstouren zu der rund 4,5 Kilometer entfernten Insel anbieten. Der Eintritt zur Insel kostet ca. 10 Euro und fließt in die Erhaltung.
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