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Hier liegen 1 Million Tote

Hart Island – der wohl traurigste Ort New Yorks soll jetzt ein Park werden 

Hart Island
Hart Island hat eine bewegte Geschichte – jetzt soll der Armenfriedhof ein Park werden Foto: Getty Images
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TRAVELBOOK Redaktion

27. März 2023, 17:52 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Seit 150 Jahren ist Hart Island der Armenfriedhof New Yorks. Eigentlich sollte die abgeschottete kleine Insel vor der Bronx schon vor der Corona-Krise in einen Park verwandelt werden, doch die Pandemie warf Hart Island ins traurige Scheinwerferlicht. Jetzt sollen die Park-Pläne tatsächlich umgesetzt werden.

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Hart Island lag wie vergessen vor der Bronx – eine Insel, abgeschottet vom quirligen Leben New Yorks. Kaum einer schaute hin, interessierte sich für das nicht vorhandene Treiben auf der Friedhofsinsel, die die Leichen von Obdachlosen, Armen und Menschen, die nicht identifiziert werden konnten, beherbergt. Doch dann kam die Corona-Pandemie. Und die Insel wurde nicht nur um diverse Tote reicher, sondern die Bilder der Massengräber für Corona-Tote auf Hart Island gingen um die Welt. Ein trauriges Symbol in Zeiten der Pandemie.

Jetzt blickt New York erneut auf seine Toteninsel. Alte Pläne werden gerade wiederbelebt: Hart Island soll ein Park werden. Und damit nach vielen Jahren ohne Besucher, ein Ort, an dem Besucher willkommen sind, seiner Toten zu gedenken.

Hier liegt Hart Island:

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Die bewegte Geschichte von Hart Island

Seit rund 150 Jahren ist Hart Island New Yorks Armenfriedhof. Zudem war die, für die Öffentlichkeit bislang weitestgehend unzugängliche, Insel schon Kriegsgefängnis – im Amerikanischen Bürgerkrieg und im Zweiten Weltkrieg, als drei deutsche Kriegsgefangene dort festgehalten wurden. Auch eine Quarantäne-Station, ein Tuberkulose-Sanatorium, ein Armenhaus und eine psychiatrische Klinik waren einst auf Hart Island untergebracht. In den vergangenen 150 Jahren wurden mehr als eine Million Tote auf der etwa 400.000 Quadratmeter großen Insel vor der Küste der Bronx begraben. Normalerweise sind es etwa 1.100 Leichen pro Jahr, während der Corona-Pandemie waren es teilweise deutlich mehr.

„Für die allermeisten New Yorker existiert Hart Island gar nicht“, schrieb die „New York Times“ im Mai 2020. „Es ist aus dem Blick und aus dem Sinn, eine Nekropole in der Metropole, von den lebenden Bewohnern geografisch und psychisch abgeschottet.“ Begräbnisse dort finden ständig statt – normalerweise, vor Beginn der Corona-Pandemie, habe aber einfach niemand hingeschaut. „Hart Island war schon immer da. Das Privileg, es zu ignorieren, ist ein weiteres Vorrecht, das die derzeitige Krise zu den Akten gelegt hat.“

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Ein kleiner Teil der New Yorker Corona-Toten ist in simplen Holzsärgen auf Hart Island bestattet worden – vor allem Obdachlose, Arme und Menschen ohne Familie

Besucher-Pläne für die Insel der Vergessenen

Lange war Hart Island einer der am stärksten abgeriegelten Orte New Yorks. Nur die wenigsten Angehörigen von Verstorbenen, die hier begraben wurden, konnten sie besuchen. Das soll sich jetzt ändern. Das Stigma rund um Hart Island soll bald der Vergangenheit angehören. Die Toteninsel ein neues Image bekommen und damit auch neue Besucher.

Begräbnisse sollen weiterhin stattfinden – rund zehn Jahre gäbe es noch ausreichend Platz, um die Insel als Armenfriedhof zu nutzen, heißt es von der New Yorker Stadtverwaltung. Doch nach den neuen Plänen sollen die Toten ihre letzte Ruhestätte künftig mit Besuchern teilen, die die Insel im Rahmen von Naturkursen und geführten Touren aufsuchen, schreibt die „New York Times“. Demnach enthielten andere Touren der Urban Park Rangers Weekend Adventures des zuständigen New York City Department of Parks & Recreation allerlei Aktivitäten wie etwa Kanu fahren, Wandern oder Fischen. Die Projektentwickler des „Traveling Cloud Museums“ wollen den auf Hart Island begrabenen Toten zudem ein Gesicht geben. Sie rufen Bekannte und Familienmitglieder dazu auf, die Geschichten der Toten zu erzählen. So sollen Besucher während ihrer Zeit auf Hart Island erfahren, wer an Ort und Stelle begraben liegt. Im Laufe des Jahres soll die Insel bereits für erste Versuchs-Touren geöffnet werden.

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70-Millionen-Dollar-Makeover

Laut der New York Times steckt die Stadt 70 Millionen US-Dollar, also knapp 65 Millionen Euro (Umrechnungskurs vom 27. März) in die Umgestaltung von Hart Island. Verschwunden sein sollen bereits jetzt jahrzehntealtes Gestrüpp sowie 15 verfallene Gebäude. Auch ein großes Schild mit der Aufschrift „Prison keep out“ (auf Deutsch: Gefängnis – fernbleiben) an einer der Ruinen soll beseitigt worden sein. Hart Island ist demnach bereits jetzt naturnäher und parkähnlicher, mit Panoramaausblicken, wie das Magazin schreibt und ergänzt: „Die Gräber bleiben ungestört.“ Demnach gibt es keine Pläne, den „größten öffentlichen Friedhof des Landes in einen Erholungsraum mit Spielplätzen und Picknicktischen zu verwandeln“. Es gäbe keine Toiletten, Unterschlupf oder Strom. Lediglich ein Park-Schild und kleine Engel- und Maria-Statuetten.

„Es wird ein passiver, landschaftlich reizvoller offener Raum sein, kein Ort, an dem Menschen von Bord gehen und sich nur darauf einlassen, um Spaß zu haben“, zitiert das Magazin einen der leitenden Projektplaner der Parkabteilung, Mitchel Loring. Er stelle sich einen besuchbaren Friedhof wie Green-Wood in Brooklyn und Woodlawn in der Bronx vor. Beides sind idyllische Friedhöfe mit kunstvollen Grabsteinen für historische Persönlichkeiten – und damit ganz anders als Hart Island. Auf der Friedhofsinsel markieren laut der NY Times kleine weiße Pfosten die Parzellen der Armen, Bedürftigen, Unbekannten, AIDS-Kranken und Totgeborenen. Ohne Namen.

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