15. Januar 2018, 12:48 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Bali – ein nicht nur bei Deutschen beliebtes Urlaubsziel. Tempel, Reisfelder, Entspannung. Aber es gibt eben auch sehr viele Touristen. Und dann ist da noch Nusa Penida. Die kleine Insel ist nur mit dem Boot von Bali aus erreichbar und ein absoluter Traum – und eigentlich steckt der Tourismus da noch ein bisschen in den Kinderschuhen. Vor ein paar Monaten war Nusa Penida noch ein Geheimtipp. Das hat sich mittlerweile geändert, auch wegen Instagram…
Wer es schon nach Bali geschafft hat, für den ist das Paradies nicht mehr weit. In den Touristen-Hotspots Kuta und Seminyak etwa steigt man in ein Taxi, fährt 20 Minuten nach Sanur, und schon wartet ein Schnellboot am Hafen. Schnell in einer Bretterbude für ein paar Euro ein Ticket gekauft, ein paar Meter durch das kniehohe Wasser gewatet – und los geht’s.
Abfahrt in eine andere Welt
Eine halbe Stunde ist man mit atemberaubender Geschwindigkeit unterwegs, zur Linken wacht der Vulkan Mount Agung, und dann, zur Rechten, nach 18 Kilometern, ist sie schon da, die Schönheit: Nusa Penida, am anderen Ende der Meerenge Badung gelegen, 7000 lächelnde Menschen, gerade mal 200 Quadratkilometer groß, unglaubliche Aussichten, traumhafte Strände, und vor allem: Ruhe. So zumindest war es noch vor Monaten – mittlerweile sieht es auf der einstigen Geheimtipp-Insel anders aus. Immer mehr Touristen kommen hierher. Es ist deutlich weniger los als auf Bali und Urlauber finden hier auf jeden Fall Entspannung. Aber es ist eben nicht mehr so einsam und ruhig wie in der Vergangenheit.
Unser Nusa-Penida-Trip beginnt in einem der beiden Hauptorte, Toyapakeh, wo das Boot anlegt. Und, das sei vorneweg gesagt: Bitte nicht per organisierter Tour hierher kommen. Dann nämlich wird man in Toyapakeh in einen Minibus gepresst, man rast acht Stunden über die Insel, und dann geht es auch schon wieder zurück nach Bali. Mit Ruhe, mit Paradies hat das nichts zu tun.
Besser: einen Roller mieten, direkt am Hafen warten die Verleiher. Der erste Kulturschock: Es herrscht kein Chaos auf den Straßen, ständige Lebensgefahr besteht nicht. Ebenfalls – anders als auf Bali – nicht im Angebot: Fünf-Sterne-Unterkünfte, All-inclusive-Tourismus. Wer nach Nusa Penida fährt, muss sich darauf einstellen, es sich hauptsächlich in kleinen Bambus-Bungalows bequem zu machen. Oder eher: Er darf sich darauf einstellen. Englisch sprechen ist dabei keine Voraussetzung für den Einstieg ins Tourismus-Gewerbe. Zur Not wird sich mit Händen und Füßen verständigt.
Beeindruckendes Korallenriff
Und so schicken die Jung-Hoteliers die Gäste auch zu den besten Orten der Insel. Einer davon: Crystal Bay, gelegen an der Ostküste, rund 20 Minuten von Toyakapeh entfernt. Schon die Anfahrt ist ein Spektakel. Es geht bergauf- und ab, und kurz vor Crystal Bay steht man plötzlich in einem Meer aus Palmen, 20 Meter hoch, dicht an dich, es ist eine Postkartenidylle schlechthin.
Dann kommt das richtige Meer, ein Strand von 300 Metern Länge, und der Name ist Programm: Das Wasser ist tatsächlich kristallklar. Und in Schwimmweite liegt eines der beeindruckendsten Korallenriffe Indonesiens. Die entsprechende Schnorchelausrüstung gibt es direkt am Strand. Und danach wird Nasi Goreng, eines der Leibgerichte der Indonesier, mit den Füßen im Sand gegessen. Für ein paar Euro, frisch zubereitet, und das Dauerlächeln der Besitzerin des kleinen Warungs gibt es gratis dazu.
Crystal Bay, im Westen Nusa Penidas gelegen, gehört zu dem Teil der Insel, in dem die Sandstrände leicht zu erreichen sind. Weiter nördlich gibt es zwar auch Strände, aber vorgelagert befinden sich riesige Algenplantagen; Baden ist hier nicht möglich. Für die Bewohner der Insel ist der Algenanbau immer noch die Haupteinnahmequelle, Pflanzen werden getrocknet und vor allem nach Japan und Dänemark exportiert. Aufgrund des im Gegensatz zu Bali trockeneren Klimas gibt es keinen Reisanbau.
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Der weiße Sand blendet
Wer Orte wie Kelingking Beach besucht, wird zu Hause begeistert davon erzählen und andere zwangsläufig mit dem Nusa-Penida-Fieber anstecken; einen Strand wie Kelingking, mit vorgelagerten grünen Felsen in Dinosaurier-Form, gibt es beim großen Bruder Bali nicht. Allerdings: Dieser Ort liegt im felsigen Südwesten der Insel, und so können nur Schwindelfreie in den Genuss von Kelingking kommen; ein 45-minütiger Fußmarsch steil die Klippen hinunter ist vonnöten. Ein paar Äste und Seile geben etwas Halt, aber ohne festes Schuhwerk ist dieser Trip nicht zu empfehlen. Unten angekommen, entschädigt das Ambiente für alle Strapazen. Das Wasser türkis, der Sand so weiß, dass er blendet.
Aber genau dieser Strand ist es, der immer mehr und mehr Touristen anzieht. Er soll der schönste Strand Indonesiens sein – und erlebt mittlerweile einen echten Internet-Hype. Schlangen von fotowütigen Touristen warten inzwischen hier, um das perfekte Bild zu machen. In der Folge lassen sie auch immer mehr Müll hier liegen, worüber sich in verschiedenen Bewertungsportalen beschwert wird.
„Heute Morgen bin ich gegen 10 Uhr am Kelingking Beach angekommen, und es war schon richtig voll“, wird eine Touristin aus Jakarta auf der indonesischen Seite „kompas.com“ zitiert.
Es wird also immer voller hier. Eine simple Fahrt ohne Ziel über die Insel, bergauf auf bis zu 500 Meter und bergab, genügt dann aber wieder für Momente des absoluten Glücks: Die Aussicht auf Bali und die Nachbarinseln Nusas Penidas Lembongan und Ceningan ist spektakulär. In kleinen Restaurants am Straßenrand freuen sich die Menschen über jeden hungrigen Gast.
Und in Tanglad, hoch oben gelegen, verkaufen Frauen handgewebte Tücher, Decken und Kleidung. Früher, bis in die 80er Jahre hinein, gehörten die Baumwollernte und die Handweberei zu den Haupteinnahmequellen Nusa Penidas, und noch heute gebe die Frauen begeistert einen Einblick in ihre Arbeit, wenn sie jemand darum bittet.
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Magische Manta-Momente
Für viele Balinesen ist die Insel ein legendärer, angsteinflößender Ort, die Heimat böser hinduistischer Götter. Manchmal wird man sogar von Zimmervermietern in den Touri-Hotspots auf Bali ein bisschen schief angeschaut, wenn man erzählt, dass man plant, nach Nusa Penida zu reisen. Die Balinesen selbst meiden die Insel, manchmal packen sie eine Indonesien-Karte aus, zeigen auf Bali, das mit etwas Fantasie die Form eines Huhns hat, und dann auf Nusa Penida rechts darunter. Etwas verächtlich sagen sie: „Bali ist die Henne und Nusa Penida das Ei.“
Lange mieden Touristen Nusa Penida, weil die Insel anders als Bali kein Surfparadies ist. Es gibt einige Spots, aber die sind nur für Profi-Surfer geeignet. Und trotzdem muss man auf Wellen nicht verzichten, liegt doch Nusa Lembongan nur 15 Minuten mit dem Boot entfernt.
Im Meer vor Nusa Penida selbst gibt es ein anderes Wasser-Highlight: Manta-Rochen, schwarz, mehrere Meter groß. Von Toyapakeh geht es mit dem Fischkutter zum Old Manta Point, dort kann man mit diesen einzigartigen Kreaturen schnorcheln und tauchen. Die Tiere sind genauso interessiert wie ihre menschlichen Beobachter und haben keine Scheu. Und so gleitet man gemeinsam mit den Rochen durchs Wasser, Berührungen inklusive.
Ein einmaliges Erlebnis, atemberaubende Momente, und auch im Wasser sieht man in der Ferne den Vulkan Mount Agung und weiß: Ja, Bali, ich komme ja wieder.