Direkt zum Inhalt wechseln
logo Deutschlands größtes Online-Reisemagazin
Vor vier Jahren sollte Poveglia versteigert werden

Was wurde eigentlich aus Venedigs Spuk-Insel?

Poveglia, Venedig
Poveglia von oben. Mehrere Millionen soll die Insel in der Lagune von Venedig wert sein. Der Erwerb der Pachtrechte durch engagierte Venezianer scheint ein fast aussichtsloses Unterfangen Foto: dpa Picture Alliance
TRAVELBOOK Logo
TRAVELBOOK Redaktion

28. November 2018, 15:50 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

„Insel des Wahnsinns“ wird Poveglia vor Venedig genannt, manchmal auch einfach nur „die Hölle“. Denn kein Ort in Italien, vielleicht sogar auf der Welt, soll derart von Geistern heimgesucht worden sein wie diese gerade einmal sieben Hektar große Insel vor Venedig. Vor vier Jahren geriet Poveglia in die internationalen Schlagzeilen, als die Stadt das Nutzungsrecht an der Insel in einer Auktion an den Meistbietenden versteigern wollte, wogegen die Venezianer sich heftig wehrten. Mittlerweile wurde Poveglia aus Sicherheitsgründen für Besucher gesperrt – und es ist eine erneute Versteigerung geplant.

Artikel teilen

Eigentlich ist Poveglia seit rund 50 Jahren unbewohnt. Eigentlich, denn glaubt man den vielen Geschichten, die man sich auf dem Festland erzählt, dann wimmelt es auf der Insel in der Lagune von Venedig nur so von Geistern derer, die dort verstarben. Und das waren in den vergangenen Jahrhunderten nicht wenige.

Zu Römer-Zeiten diente Poveglia noch als Ort des Schutzes vor den Barbaren, die vom Norden aus das Reich bedrohten. Im 16. Jahrhundert wurden hier die Pest-Opfer begraben. Und gut 200 Jahre später widerfuhr Poveglia das Schicksal von so vielen Inseln weltweit: Hierhin wurden all jene verbannt, mit denen die vermeintlich gesunde Gesellschaft nicht in Berührung kommen wollte – zunächst Menschen mit ansteckenden Krankheiten wie die Pest, ab den 1920ern diejenigen, die als geistig verwirrt galten.

Auch interessant: Eastern State Penitentiary – der gruseligste Knast der Welt

Der Geist des unheimlichen Dottore

Der Tod, das Grauen, auch das Unerklärliche, gehören seitdem zur langen Geschichte Poveglias. Ein besonders düsteres Kapitel wird der Zeit zugeschrieben, als die Insel eine Heilanstalt für psychisch Kranke beherbergte. Ein Arzt soll an Patienten lobotomische Eingriffe – die Durchtrennung von Nervenbahnen im Gehirn zur Behandlung psychischer Störungen – sowie andere grausame Experimente durchgeführt haben.

Später soll besagter „Dottore“ dann selbst dem Wahnsinn verfallen sein und sich in den Tod gestürzt haben. Seitdem, so erzählt man sich, treibt er auf Poveglia sein Unwesen – gemeinsam mit den Seelen der anderen verstorbenen Insel-Bewohner. Und spätestens, seit eine US-Show den Ort 2009 als einen der düstersten der Welt bezeichnete, gar einer der Moderatoren vor laufender Kamera von einem Geist besessen wurde, hat Poveglia ihren unheilvollen Ruf weg – als Spuk-Insel.

Google Platzhalter
An dieser Stelle findest du Inhalte aus Google
Um mit Inhalten aus Google zu interagieren oder diese darzustellen, brauchen wir deine Zustimmung.

Italiener ersteigerte die Insel – und bekam sie doch nicht

2014 dann wollte die Stadt das 99-jährige Nutzungsrecht für das als verflucht geltende Eiland verkaufen, um somit dringend benötigtes Geld zur Sanierung der Staatsbilanzen Italiens einzubringen. Den Venezianern jedoch erschien der Spuk, den eine touristische Luxus-Anlage auf der Insel vor Venedig verbreiten würde, schlimmer als jede Horrorgeschichte, die über den Ort erzählt wird.

„Poveglia per tutti“, Poveglia für alle, nannte sich darum die Bürgerinitiative, die mit einer Art Crowdfunding versucht hatte, die unbewohnte Insel zu ersteigern, um sie vor einer Zukunft als Urlaubsresort zu bewahren. 99 Euro Beitrag zahlten die Mitglieder – in der Hoffnung, auf diese Weise ausreichend Geld zusammenzubekommen, um das Pachtrecht für die Gemeinschaft zu ersteigern. Doch das Geld hat nicht gereicht, den Zuschlag bekam damals der reiche italienische Unternehmer Luigi Brugnaro. Weil dessen Gebot in Höhe von 513.000 Euro aber letztlich selbst von den Bürgerrechtlern als zu gering erachtet wurde, blieb Poveglia weiter Staatseigentum.

Auch interessant: La Gaiola – Warum viele Italiener um diese Insel einen großen Bogen machen

Erneute Versteigerung geplant

Eine Weile blieb es danach ruhig um Venedigs Spuk-Insel – doch jetzt soll das Nutzungsrecht an der Insel erneut unter den Hammer kommen. Zunächst war die Rede von einem Auktionstermin im Sommer 2018, wie unter anderem die Zeitung „La Nuova di Venezia e Mestre“ berichtete. Als die für Poveglia zuständige Finanzbehörde Agenzia del Demanio einen neuen Termin für den Herbst ankündigte, formierten sich zahlreiche„Poveglia per tutti“-Mitglieder auf Booten vor der Insel, protestierten gegen deren Verkauf und forderten ein allgemeines Nutzungsrecht für alle Bürger der Stadt.

Mehr zum Thema

Jugendliche von Insel gerettet

Die Auktion hat bislang nach TRAVELBOOK-Informationen noch nicht stattgefunden, und weder die Stadt Venedig, noch die Agenzia del Demanio wollten sich auf Nachfrage zum weiteren Schicksal von Poveglia äußern. Letztere teilte lediglich mit, dass man im Sommer einige Instandhaltungsmaßnahmen an den Gebäuden auf Poveglia unternommen habe und diese abgeschlossen seien. Zudem verwies man auf eine Pressemitteilung, in der weiterhin von einem Versteigerungstermin im Herbst dieses Jahres die Rede ist.

Die fünf Jugendlichen hatten die Nacht auf Poveglia verbringen und dort nach Geistern suchen wollen, schreibt die „Venetian Post“. Was genau die Amerikaner auf der Insel zum Schreien gebracht hat, ist allerdings nicht bekannt. Inzwischen darf Poveglia offiziell von niemandem mehr betreten werden, weil die Gebäude darauf zu baufällig geworden sind.

Themen Venedig
Günstige Flüge buchen - Skyscanner Anzeige
Deine Datensicherheit bei der Nutzung der Teilen-Funktion
Um diesen Artikel oder andere Inhalte über Soziale- Netzwerke zu teilen, brauchen wir deine Zustimmung für diesen .
Sie haben erfolgreich Ihre Einwilligung in die Nutzung dieser Webseite mit Tracking und Cookies widerrufen. Sie können sich jetzt erneut zwischen dem Pur-Abo und der Nutzung mit personalisierter Werbung, Cookies und Tracking entscheiden.