15. Oktober 2021, 5:23 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Die World Islands in Dubai galten als Megaprojekt, Investoren hatten große Pläne und kauften die 300 menschengemachten Inseln auf. Das ist jetzt mehr als zehn Jahre her, die Touristenmassen blieben aus. Ist das Projekt gescheitert?
Der Name „The World Islands“ ist nicht zufällig gewählt. Denn die Inseln, die vier Kilometer vor Dubai aufgeschüttet wurden, sollen die Weltkarte darstellen. Touristen hätten hier also die Möglichkeit, alle Kontinente an einem Tag zu besuchen – und das vergleichsweise kostengünstig. Von Dubai aus dauert es nur 15 Minuten, bis man die Inseln mit dem Boot erreicht hat.
Projekt Dubai World Islands stand kurz vor dem Aus
Mit dem Bau des Archipels wurde bereits 2003 begonnen. Doch anders als bei der nahen „The Palm Jumeirah“, einer aufgeschütteten Inselgruppe in Form einer Palme, kamen schon kurz nach Baustart von The World erste Probleme auf. 2008 kam das Projekt wegen der Finanzkrise und damit verbundenen finanziellen Schwierigkeiten von mehreren Investoren schließlich ganz zum Stillstand. Das führte unter anderem dazu, dass sich Sand in den kleinen Durchlässen zwischen den Inseln sammelte. 2011 fiel schließlich die Entscheidung, diese nicht mehr frei zu baggern. Die Grenzen der Inseln sind mittlerweile also alles andere als klar definiert, auch Witterung und Erosion dürften dazu beigetragen haben.
So kann man Mittelamerika quasi nicht mehr erkennen, Australien besteht weitestgehend aus Sandstreifen und Europa, Afrika und Asien sind zusammengeschlossen. Auch die Stromversorgung auf den Inseln wurde zum Problem. Ursprünglich war geplant, elektrische Kabel unter dem Persischen Golf zu installieren. Doch auch dieser Plan wurde verworfen.
Genug Gründe, um Investoren abzuschrecken, auf 291 der 300 Inseln befindet sich nichts als Sand. Und auch von den neun Inseln, die weiterentwickelt wurden, wurden lange nur zwei aktiv genutzt. Auf einer davon befindet sich ein Beach Club, auf der anderen steht eine riesige Villa mit Hubschrauberlandeplatz. Es wird vermutet, dass es die Herrscherfamilie war, die sich diesen Luxus gegönnt hat.
Kann man die World Islands in Dubai besuchen?
Nur eine der 300 Inseln ist momentan regulär für Touristen geöffnet. Besucher können vor Ort oder online eine Tagestour buchen. Besucht wird dabei die Insel, die den Libanon darstellen soll und sich „The Island“ nennt. Wer will, kann dort inmitten verlassener Inseln Volleyball spielen oder im Hotelpool planschen. Um die Umgebung zu entdecken, können Tagesgäste ein Kajak oder Stand up Paddle Board ausleihen. Viel zu sehen gibt es um die kleine Insel aber nicht. Die Sandbänke, die rundherum andere Teile der Welt darstellen, sehen aus der Nähe unspektakulär aus, zu sehen gibt es auf den meisten der Inseln nichts.
Auf der libanesischen Insel kann man auch ein Abendessen im Kerzenschein genießen. Nämlich im Restaurant Toro Blanco wo man, wer hätte es gedacht, sogar reservieren sollte, um einen Platz zu ergattern. Gästen, denen es auf der Insel besonders gut gefällt, können vor Ort im Hotel übernachten.
Das Herz Europas vor Dubai
Jetzt aber soll ein neues Projekt den Tourismus auf den Inseln ankurbeln. „The Heart of Europe“, das Herz Europas, ist ein Cluster von sieben Inseln, auf denen 13 Luxushotels stehen. In mehr als 4000 Hotelzimmern sollen Besucher hier künftig übernachten können. Unterteilt sind die Hotels in verschiedene Länder und Gegenden. So befinden sich im Bereich „Côte d’Azur“ vier Hotels, bei denen alles im Zeichen der Region steht. Vom Essen, der Begrüßung bis zur Deko. Die Gäste können hier sogar mit Euro bezahlen. Besonders verrückt: Hier soll in Zukunft eine eigene Version des Cannes Film Festival stattfinden.
Auf derselben Insel können Familien mit Kindern im Portofino Hotel übernachten. Das Besondere an der Unterkunft: In dem Hotel gibt es mehr Aquarien als Zimmer. Inspiriert wurde das Hotel von italienischer Architektur, und so werden Gäste auch hier in der Landessprache begrüßt. Sogar die Uhren sollen italienische Zeit anzeigen.
Auf einer Insel soll es auf Knopfdruck regnen
Auch Marbella, London, Amsterdam, Ibiza und sogar München sollen eigene Hotel-Welten im „Herzen Europas“ bekommen. Zu den Deutschland-Villen heißt es auf der offiziellen Webseite des Projekts: „Die Strand- und Lagunenvillen auf dieser Insel sind im Bauhaus-Stil und modernem Design gestaltet.“ Daneben liegt Schweden, eine Insel, auf der Gäste in insgesamt zehn luxuriösen Palästen unterkommen können. Sie alle sollen in ihrem Design einem Wikingerschiff ähneln, das natürlich wesentlich prunkvoller gestaltet ist als die Originale. Um die Paläste zu erreichen, müssen sich Gäste ihren Weg durch einen künstlichen Dschungel bahnen. Ein besonderes Highlight der europäischen Hauptinsel ist die „Rainy street“. In der Straße, die einen Kilometer lang ist, kann es auf Knopfdruck regnen. Das soll die Temperatur auf angenehme 27 Grad kühlen.
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Teil des Komplexes rund um die europäischen Inseln ist außerdem das „Floating Seahorse“, das erste Unterwasser-Luxushotel. Wer dort im Bett liegt, schaut direkt auf eine Glaswand, durch die man Meerestiere in ihrem natürlichen Umfeld beobachten kann. 130 Unterwasservillen mit je drei Stockwerken sind momentan in Planung.
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Wie sieht die Zukunft der Dubais World Islands aus?
Obwohl nach jahrelangem Stillstand nun tatsächlich wieder Projekte auf den Inseln finalisiert werden, könnten diese schon bald wieder Geschichte sein. Denn den Inseln schwimmt buchstäblich die Grundlage weg. Sie könnten wieder ins Wasser sinken, da immer mehr Sand abgetragen wird. Auch das Wasser rund um die Inseln wird zum Problem. Denn durch künstliche Inseln wie The Palm, die ganz in der Nähe gebaut wurden, verändert sich die Bewegung der Gezeiten. So wird das Wasser rund um die Dubai World Islands immer abgestandener und muffiger.
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Ursprünglich war geplant, das Archipel nach seiner Fertigstellung noch um die „Universe Islands“ zu erweitern. Eine Gruppe von Inseln, die Sonne, Mond, eine Galaxie und die Milchstraße repräsentieren sollten. Die Umsetzung dieser Pläne wurden wohl schon vor langer Zeit in den Sand gesetzt. Jetzt gilt es erst, die übrigen 191 World Islands zu bebauen.