28. Dezember 2023, 13:17 Uhr | Lesezeit: 8 Minuten
Eine Reise, die in den Anden Perus in Cusco und Machu Picchu beginnt und bis zum Galápagos-Archipel in Ecuador führt: Das ist Kontrastprogramm pur – vom mittelalterlichen Städtebau in den Bergen bis zu Seelöwen und algenfressenden Echsen.
Das Programm dieser Kreuzfahrt in die Welt der vielzitierten Artenvielfalt beginnt an Land, hoch über dem Meeresspiegel. Man kann es verstehen: Wer die Galápagos-Inseln besucht, nähert sich dem Archipel in der Regel von der Westküste Südamerikas. Da kommen Wünsche auf, auch dortige Sehenswürdigkeiten zu besuchen – wenn man sich schon auf eine solche Fernreise begibt.
Und so sieht der von der Reederei als „Expedition“ etikettierte Trip nach einem Langstreckenflug nach Lima in Peru einen Zwischenstopp in Cusco vor, einstige Hauptstadt des Inka-Reiches, seit 1983 Unesco-Welterbe, hoch in der Anden gelegen.
Vor Ort hat Guide Kathereen Oblitos aufgrund der dünnen Luft auf 3400 Höhenmetern eine leichte Tour gewählt. Sie führt ihre Gäste aus Europa zum barocken Kloster Santo Domingo, das die Spanier auf den Grundmauern des Sonnentempels der indigenen Kultur errichteten. So wie auch in der nahen Festung Sacsayhuamán lückenlos und ohne Mörtel aneinandergefügt, zeigen die Gesteinsquader sinnbildlich, mit welcher Präzision die Inka bereits im Mittelalter zu Werke gingen.
Cusco ist auch Tor zu einer der berühmtesten Sehenswürdigkeiten Perus: die Felsenstadt Machu Picchu, die zwischen 1438 und 1471 auf einem Bergrücken der Anden errichtet wurde. Am nächsten Vormittag steigen langsam die Nebelschwaden in die Höhe und geben so nach und nach den Blick auf die rund 200 Bauwerke vor dem Hintergrund der Andengipfel frei. Es ist ein überwältigendes Panorama.
Im Flieger zum Kreuzfahrtschiff
Nach weiteren Zwischenstopps, etwa im Cotopaxi-Nationalpark in Ecuador mit dem gleichnamigen Bild von einem Vulkan, sitzen die Reiseteilnehmer schließlich im Flugzeug nach Baltra, eine der Galápagos-Inseln. Hoch über dem Pazifik muss man sich bis zur Landung auf dem Flughafen-Eiland, wo die meisten Touristen ankommen, noch knapp zwei Stunden gedulden.
Wieder Boden unter den Füßen ist schon der kurze Weg zur Bootsanlegestelle interessant: Riesenvögel mit weit über zwei Metern Flügelspanne kreisen über den Besuchern. Am Pier, von dem aus Zodiacs zum Hurtigruten-Expeditionsschiff „Santa Cruz II“ pendeln, haben sich Galápagos-Seelöwen zur Begrüßung eingefunden.
An Bord informiert Kapitän Geovanny Mosquera Hidalgo die Mitreisenden, dass es lediglich acht größeren Schiffen mit bis zu maximal 100 Passagieren erlaubt ist, in den Gewässern der Galápagos-Inseln zu kreuzen. Die gut 70 Meter lange „Santa Cruz II“, ausgelegt für 90 Passagiere, ist Reedereiangaben zufolge klimaneutral unterwegs.
Die Routen und Anlandungsplätze werden von der Nationalparkverwaltung vorgegeben, um eine größere Konzentration von Landgängern zu vermeiden. Das Schiff wird daher in den meisten Buchten allein ankern. Zodiacs bringen die Menschen stets an Land.
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1000 endemische Arten
Von den Guides erfahren die Passagiere schon an Bord Näheres: „Wir befinden uns quasi im größten Zoo der Welt“, sagt Gabriel, der die deutschsprachigen Gäste betreut. Der Archipel beheimate rund 1000 endemische Tierarten, die sich über Jahrtausende optimal an die Bedingungen ihrer Umgebung anpassen konnten.
Als er die Fauna beobachtete, fand Charles Darwin den Schlüssel für die Evolutionstheorie und charakterisierte Galápagos als „eine ganz eigene Welt“. Ohne seine Expeditionen wäre das Werk „Über die Entstehung der Arten“ wohl nicht denkbar.
Doch mit zunehmender Besiedlung der Inseln wurden auch hier die Tiere ohne Pardon gejagt. Eingeschleppte Krankheiten, Ratten, Hunde, Ziegen und Katzen taten ihr Übriges, um einige Arten zu vernichten, andere an den Abgrund des Aussterbens zu bringen.
„Als Ecuador im Jahr 1959 ganze 97 Prozent der Inselflächen zum Nationalpark erklärte, war dies ein Segen für die verbliebene Tierwelt“, sagt Gabriel. „Stets gilt daher für Besucher: Immer auf den gekennzeichneten Pfaden bleiben, nie die Tiere berühren oder füttern und mindestens zwei Meter Abstand einhalten!“
Auch oder gerade wer die Regeln einhält, kann auf den Galápagos-Inseln einige seiner schönsten Urlaubsmomente erleben. Bei einer ersten Wanderung an der Punta Pitt auf San Cristóbal, östlichste Insel des Archipels, scheinen Blaufußtölpel den Passanten von ihrem Nest aus zuzunicken und zeigen ihre blauen Füße.
Baden mit Echsen und Seelöwen
In der Bucht fühlen sich hunderte Doktor-, Napoleon-, Koffer-, Engel- und Papageifische sowie Riffbarsche wohl, die neugierig die badenden Gäste umzingeln. Seelöwen wagen sich mit ihren bärtigen Schnauzen bis dicht an die Schwimmer heran.
Beim nächsten Stopp in Puerto Baquerizo Moreno auf San Cristóbal, Hauptstadt der Provinz Galápagos, rekeln sich einige ihrer Artgenossen auf den Promenadenbänken. Am Stadtstrand mischen sie sich unter die Sonnenanbeter. Wer auch immer zuerst da war, behält den besten Platz. „Bei gegenseitigem Respekt kann man wunderbar miteinander auskommen“, sagt Gabriel.
Weitere Stopps legt das Kreuzfahrtschiff nahe der Galápagos-Inseln Santa Fé und Plaza Sur ein: Die Landgänge führen zu riesigen Opuntien-Kakteen und zu Leguanen, die Kaktusfeigen zu ihrer Lieblingsspeise erkoren haben. Gemütlichen Schrittes sind sie auf den Inseln unterwegs.
Ihren Verwandten, den schwarzen Meerechsen, begegnet man fast überall. Als einzige Echsenart auf der Welt haben sie sich auf die Nahrungssuche im Meer spezialisiert, wo sie auf dem Boden Algen und Seetang abgrasen und nicht selten neben Tauchern und Schnorchlern durch die Unterwasserwelt ziehen.
Auch in der mit rund 12.000 Menschen bevölkerungsreichsten Galápagos-Stadt, Puerto Ayora auf Santa Cruz, rücken Mensch und Tier dicht zusammen. Am Hafen aalen sich Seelöwen mit ihren Jungen in der Sonne, und knallrote Krebse teilen sich mit Meerechsen die besten Plätze auf den wärmespeichernden Lavasteinen.
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Erfolgsstory Schildkrötenzucht
Auf dem Fischmarkt warten Pelikane seelenruhig darauf, von den Überresten der Fischfiletierung zu profitieren, während in der nahen Charles-Darwin-Forschungsstation hunderte winzige Schildkröten aufwachsen, um nach fünf Jahren Kinderbetreuung in die Freiheit entlassen zu werden.
Die Zucht der bis zu 250 Kilo schweren Tiere, denen die Inselgruppe ihren Namen verdankt, ist eine Erfolgsstory. Nachdem sie vom Aussterben bedroht waren, leben jetzt wieder über 20.000 Exemplare auf dem Archipel.
Von Santa Cruz aus geht die Reise zur menschenleeren Insel Española, auf der Albatrosse ihre Nistplätze eingerichtet haben. Mit zweieinhalb Metern Flügelspanne sind sie wahre Giganten der Lüfte und können bei einem Flug bis zu fünfzehntausend Kilometer zurücklegen.
Ähnliche Flugexperten sind auf der Miniinsel Seymour Norte beheimatet. Hier versuchen sich gerade die Fregattvögel-Männchen beim Buhlen um Partnerinnen mit ihren aufgeblasenen knallroten Kehlsäcken gegenseitig zu übertrumpfen.
Auch Blaufußtölpel, beliebtes Werbemaskottchen einschlägiger Reisen in die Welt der Artenvielfalt, verdeutlichen mit viel Imponiergehabe ihre Paarungsbereitschaft. Ein Paar hat offenbar gerade den Bund fürs Leben geschlossen. Mit innigem Schnabelkontakten beschäftigt, schenken sie den vorbeiziehenden Touristen zuerst keinerlei Beachtung.
Als sie dann doch aufschauen beginnen sie einen Tanz und schwenken dabei zur Verzückung der Beobachter bedächtig ihre großen blauen Füße. Leider ist diese lustige Showeinlage die letzte Begegnung mit einer großartigen und zutraulichen Tierwelt, wie es sie sonst kaum auf unserer Erde gibt.
Infos: Kreuzfahrt zu den Galápagos-Inseln
Einreise: Deutsche Staatsbürgerinnen und -bürger können bis zu 90 Tage visafrei nach Peru und Ecuador einreisen. Notwendig ist ein Reisepass, der bei Einreise noch mindestens sechs Monate gültig ist.
Rundreise: Der Reederei Hurtigruten bietet mehrere Optionen an. Die günstigste ist eine zehntägige Seereise für aktuell rund 6800 Euro. Die beschriebene 13-tägige Reise mit Extrazielen in Peru kostet etwa 9000 Euro. Flüge, Gebühren und Eintrittspreise sind inkludiert.
Beste Reisezeit: Aufgrund der Nähe zum Äquator sind die Inseln ein Ganzjahresziel. Von Januar bis Mai jedoch kann es deutlich mehr regnen als sonst.